Das Bourne Imperium
einfach: Ich muss mit Sheng allein sein. Mir kann das gelingen, Ihnen nicht. Ich brauche nur ein paar Sekunden – und eine Waffe.«
»Wenn ich das zuließe, weiß ich nicht, was mir mehr Angst machen würde: Ihr Erfolg oder Ihr Scheitern. Darf ich Sie daran erinnern, dass Sie Staatssekretär der Regierung der Vereinigten Staaten sind? Was ist, wenn man Sie erwischt? Dann gute Nacht, schöne Welt.«
»Darüber habe ich seit meiner Ankunft in Hongkong nachgedacht.«
»Was haben Sie?«
»Ich habe wochenlang gedacht, dass das die Lösung sein könnte, dass ich die Lösung sein könnte. Die Regierung ist abgesichert. Ich habe alles schriftlich am Victoria Peak hinterlassen, mit einer Kopie für Havilland und einer zweiten, die dem chinesischen Konsulat in Hongkong nach zweiundsiebzig Stunden zu übergeben ist. Vielleicht hat der Botschafter die seine schon gefunden. Sie sehen also, es gibt kein Zurück.«
»Was, zum Teufel, haben Sie getan ?!«
»Ich habe etwas beschrieben, was auf einen persönlichen Racheakt an Sheng hinausläuft. Bei meiner Vorgeschichte und der Zeit, die ich hier verbracht habe, und Shengs bekanntem Hang zur Geheimnistuerei ist das Ganze sogar recht plausibel. Seine Feinde im Zentralkomitee jedenfalls werden sich darauf stürzen. Wenn ich ums Leben komme oder festgenommen werde, wird sich so viel Aufmerksamkeit auf Sheng richten, wird man trotz allen Leugnens so viele Fragen stellen, dass er nicht wagen wird, etwas zu unternehmen – falls er überlebt.«
»Gütiger Gott«, sagte Bourne.
»Es ist nicht nötig, dass Sie die Einzelheiten kennen. Im Wesentlichen werfe ich ihm vor, dass er sein Wort gebrochen hat, dass er mich in Hongkong kaltgestellt hat, nachdem ich ihm jahrelang bei seinen Machenschaften geholfen habe. Er schaltet mich aus, weil er mich nicht mehr braucht und weiß, dass ich unmöglich etwas sagen kann, weil ich dann ruiniert wäre. Ich habe geschrieben, dass ich sogar Angst um mein Leben hätte.«
»Vergessen Sie es!«, schrie Jason. »Vergessen Sie die ganze verdammte Geschichte! Das ist verrückt !«
»Sie gehen davon aus, dass ich scheitern werde. Oder dass man mich festnimmt. Ich glaube weder das eine noch das andere – Ihre Hilfe natürlich vorausgesetzt.«
Bourne atmete tief und senkte dann die Stimme. »Ich bewundere Ihren Mut, selbst Ihren unterschwelligen Sinn für Anstand, aber es gibt einen besseren Weg. Sie werden Ihren Augenblick im Rampenlicht bekommen, Mr. Analytiker, aber nicht so.«
»Wie dann?«, fragte der Staatssekretär verwirrt.
»Ich habe gesehen, wie Sie arbeiten, und Conklin hat Recht gehabt. Sie sind zwar ein Schweinehund, aber Sie verstehen sich auf Ihr Handwerk. Sie haben sich hier sechs Jahre mit schmutzigen Tricks befasst und haben im Namen der gutnachbarlichen Zusammenarbeit Killer und Diebe und Zuhälter aufgespürt. Sie wissen, welchen Knopf man drücken muss, und wissen, wo die Leichen im Keller liegen. Sie haben sich sogar an einen Arzt hier in Macao erinnert, der Ihnen eine Gefälligkeit schuldig war, und ihn dazu gebracht, sich zu revanchieren.«
»Ach was. Solche Leute vergisst man nicht.«
»Finden Sie mir mehr solche. Finden Sie mir Leute, die für Geld töten. Sie und Havilland zusammen schaffen das. Sie werden ihn jetzt anrufen und ihm sagen, dass das meine Forderung ist. Er soll morgen früh eine Million – fünf Millionen, wenn es sein muss – hierher nach Macao überweisen, und dann will ich bis zum frühen Nachmittag eine Killereinheit hier haben, die bereit ist, nach China zu gehen. Ich werde die Arrangements treffen. Ich kenne einen Treffpunkt in den Bergen von Guangdong; dort gibt es Felder, die man leicht mit einem Hubschrauber erreichen kann, und Sheng und seine Unterführer haben sich früher dort mit dem Killer getroffen. Sobald er meine Nachricht bekommt, wird er sich aufmachen, das dürfen Sie mir glauben. Sie brauchen nur Ihren Teil zu erledigen. Denken Sie nach, wühlen Sie in Ihrem Gedächtnis herum und lassen Sie sich drei oder vier erfahrene Killer einfallen. Sagen Sie ihnen, das Risiko sei gering und der Preis hoch. Das ist Ihr Augenblick im Rampenlicht, Mr. Analytiker. Das wär’s doch für Sie – Sie haben dann Havilland für den Rest Ihres Lebens in der Hand. Er wird Sie zu seinem ersten Berater machen, möglicherweise zum Außenminister, wenn Sie das wollen. Er kann es sich dann einfach nicht mehr leisten, Ihnen etwas abzuschlagen.«
»Unmöglich«, sagte McAllister leise, und sein Blick
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