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Das Bourne Imperium

Das Bourne Imperium

Titel: Das Bourne Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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hatte, ihn am helllichten Tag zu töten. Alex, ob betrunken oder nüchtern, machte keinen Unterschied zwischen den Stunden des Tages und der Nacht, denn wo es um seine Arbeit ging, gab es weder Tag noch Nacht, nur das konturenlose Licht der Neonröhren in Büros, die nie schlossen. Wenn es sein musste, würde er Alexander Conklin so lange unter Druck setzen, bis ihm das Blut aus den Rattenaugen quoll; er würde erfahren, was er wissen musste, und Conklin konnte ihm die Information verschaffen.
    Webb erhob sich leicht schwankend aus dem Sessel und ging in die Küche, wo er sich einen Drink eingoss und dankbar zur Kenntnis nahm, dass seine Hand nicht mehr so heftig zitterte wie vorher.
    Gewisse Dinge konnte er delegieren. Jason Bourne delegierte nie etwas, aber er war immer noch David Webb, und es gab in der Universität etliche Leute, denen er vertrauen konnte – nicht etwa, dass er ihnen die Wahrheit hätte anvertrauen können, aber eine nützliche Lüge. Als er dann in sein Arbeitszimmer und zum Telefon zurückkehrte, hatte er sich seinen Verbindungsmann ausgewählt. Verbindungsmann  – V-Mann, beim Himmel! Ein Wort aus der Vergangenheit, von dem er geglaubt hatte, er würde es vergessen können. Aber der junge Mann würde das tun, worum er ihn bat; schließlich würde eines Tages sein Berater, ein gewisser David Webb, seine Arbeit benoten. Nutze den Vorteil, ob völlige Dunkelheit oder grelles Sonnenlicht herrscht. Aber nutze ihn, um Angst einzujagen oder auch voll Zartgefühl – was eben gerade nützt.
    »Hallo, James? Hier David Webb.«
    »Tag, Mr. Webb. Was hab ich denn verbockt?«
    »Gar nichts, Jim. Mir hat man einiges verbockt, und ich könnte ein wenig private Hilfe brauchen. Wäre Ihnen das möglich?«
    »Dieses Wochenende? Das Spiel?«
    »Nein, bloß morgen früh. Vielleicht eine Stunde, wenn überhaupt. Und etwas, was in Ihren Studienpapieren gar nicht schlecht aussehen wird, falls Ihnen das nicht zu hoch gestochen klingt …«
    »Nämlich?«
    »Nun, im Vertrauen gesagt – und ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mit niemandem darüber sprechen würden –, ich muss für eine Woche, vielleicht für zwei verreisen und will nachher gleich die Fakultät anrufen und vorschlagen, dass Sie für mich einspringen. Ihnen wird das keine Schwierigkeiten bereiten. Es geht um den Mandschu-Umsturz und die Chinesisch-Russischen Verträge, die ja heute ziemlich bekannt sind.«

    »Also neunzehnhundert bis etwa neunzehnhundertsechs«, sagte der Doktorand voll Selbstgefühl. »Sie können das ja ein wenig ausbauen, und übersehen Sie die Japaner und Port Arthur und den alten Teddy Roosevelt nicht. Stellen Sie da Beziehungen her; das habe ich auch gemacht.«
    »Das geht. Das mach ich. Ich werd mir die entsprechenden Quellen heraussuchen. Und was ist morgen?«
    »Ich muss noch heute abreisen, Jim. Meine Frau ist bereits vorausgefahren. Haben Sie einen Bleistift zur Hand?«
    »Ja, Sir.«
    »Sie wissen ja, was man von den Zeitungen sagt, die sich am Gartentor auftürmen. Es wäre nett, wenn Sie die Zustellung anrufen, und dann gehen Sie bitte auf die Post und sagen Sie denen, sie sollen alles einlagern – unterschreiben Sie eben, was die Ihnen vorlegen. Und dann rufen Sie die Hausverwaltung Scully an und sprechen Sie mit Jack oder Adele und sagen Sie ihnen, die sollen …«
    Damit war dieser Punkt abgehakt. Das nächste Telefonat verlief viel einfacher, als David das erwartet hatte, da der Rektor der Universität vom Präsidenten bei einem Dinner geehrt werden sollte und sich daher viel mehr für seine bevorstehende Rede als für einen obskuren – wenn auch ungewöhnlichen  – Gastdozenten und dessen Urlaub interessierte. »Bitte, sprechen Sie mit dem Dekan, Mr. … Webb. Ich hab im Augenblick noch den ganzen Spendenkram am Hals.«
    Mit dem Dekan ging es nicht so leicht. »David, hat das etwas mit diesen Leuten zu tun, die letzte Woche dauernd mit Ihnen herumliefen? Ich meine, alter Junge, schließlich bin ich einer der wenigen hier, die wissen, dass Sie in Washington mit Staatsgeheimnissen zu tun hatten.«
    »Überhaupt nichts, Doug. Das war von Anfang an Unsinn; aber was mich jetzt beschäftigt, ist was anderes. Mein Bruder ist ernsthaft verletzt worden, sein Wagen ist ein Wrack. Ich muss für ein paar Tage nach Paris, vielleicht eine Woche, länger wird es nicht dauern.«
    »Ich war vor zwei Jahren in Paris. Die Leute fahren dort alle wie die Irren.«

    »Auch nicht schlimmer als in Boston, Doug, und viel

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