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Das Bourne Imperium

Das Bourne Imperium

Titel: Das Bourne Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Angst, er könnte sie abfeuern. Aber das war vor acht Stunden gewesen, nicht jetzt. Jetzt fühlte sie sich vertraut an, wie ein Teil seiner selbst, ein Teil von Jason Bourne.
    Er verließ das Jefferson und ging die 16. Straße hinunter, bog an der Ecke nach rechts und blickte auf die absteigenden Nummern der alten Mietshäuser, die ihn an die Backsteingebäude der Upper East Side von New York erinnerten. In dieser Beobachtung lag eine seltsame Logik, wenn man an die Rolle dachte, die Conklin im Treadstone-Projekt gespielt hatte, dachte er. Treadstone einundsiebzig in Manhattan war ein Backsteinbau gewesen, ein eigenartiges Gebäude, bei dem er unwillkürlich den Eindruck gehabt hatte, es sei von Ratten bevölkert. Er sah es ganz deutlich vor sich, hörte deutlich die Stimmen, ohne verstehen zu können, was sie sagten – die Brutkammer von Jason Bourne.
    Tu es wieder.
    Wer ist das?
    Was für einen Hintergrund hat er?
    Mit welcher Methode tötet er?
    Falsch! Du hast Unrecht! Tu es noch einmal!
    Wer ist das? Was für eine Verbindung zu Carlos liegt vor?
    Verdammt, du musst nachdenken! Du darfst keine Fehler machen!
    Ein Backsteingebäude. Wo man sein anderes Ich geschaffen hatte, den Mann, den er jetzt so brauchte.
    Da war es, Conklins Haus mit der Wohnung im ersten Stock zur Straße. Es brannte Licht; Alex war zu Hause und wach. Webb überquerte die Straße und merkte erst jetzt, dass es nieselte. Das Licht der Straßenlaternen verschwamm in der feuchten Luft, sodass die Riffelglasschirme so etwas wie Heiligenscheine trugen. Er ging die Stufen hinauf und öffnete die Tür, die zu dem kleinen Vorraum führte; er trat ein und überflog die Namen unter den Briefkästen der sechs Wohnungen. Jede hatte ihre eigene Sprechanlage.
    Für fantasievolle Umwege war jetzt keine Zeit. Wenn Panovs Urteil zutraf, würde seine Stimme ausreichen. Er drückte Conklins Klingelknopf und wartete auf Antwort; sie kam nach einer knappen Minute.
    »Ja? Wer ist da?«
    »Harry Babcock, hiarr «, sagte David mit übertriebenem Akzent. »Ich muss Sie sprechen, Alex.«
    »Harry, was zum Teufel … ? Aber klar doch. Kommen Sie rauf!« Der Summer dröhnte, dann brach das Geräusch kurz ab – ein abgerutschter Finger. David rannte die schmale Treppe ins Obergeschoss, hoffte, vor Conklins Tür zu stehen, wenn der sie öffnete. Er war den Bruchteil einer Sekunde schneller als Alex, der mit glasigem Blick die Tür zurückzog und zu schreien anfing. Webb sprang mit einem Satz vor, presste die Hand über Conklins Gesicht und riss den CIA-Mann gleichzeitig herum und trat die Tür zu.
    Dass er körperlich einen anderen Menschen angegriffen hatte, lag so lange zurück, dass er sich gar nicht genau erinnern konnte, wann das gewesen war. Es hätte ihm fremd, ja peinlich sein müssen, aber das war es nicht. Es war völlig natürlich. O Gott!
    »Ich werde jetzt die Hand wegnehmen, Alex, aber wenn du laut wirst, kommt sie wieder. Und dann überlebst du das nicht, ist das klar?« David zog die Hand zurück und riss dabei Conklins Kopf nach hinten.
    »Das ist eine gottverdammte Überraschung«, sagte der CIA-Mann hustend und taumelte zurück, als David ihn losließ. »Ich brauch was zu trinken.«

    »Wie ich höre, ist das deine übliche Diät.«
    »Wir sind, was wir sind«, antwortete Conklin und griff ungeschickt nach einem leeren Glas, das auf dem Tisch vor einer wuchtigen, abgewetzten Couch stand. Er trug es zu einem kupfernen Bartisch an der Wand, auf dem eine Bourbonflasche neben der anderen stand. Nichts zum Mixen, kein Wasser, nur ein Eiskübel; das war keine Bar für Gäste. Sie diente nur dem Bewohner, und das rötlich schimmernde Metall zeigte, dass es sich um eine Extravaganz handelte, die der Bewohner sich selbst leistete. Der Rest des Wohnzimmers lag nicht auf dem gleichen Niveau. Irgendwie war dieser kupferne Bartisch eine Aussage.
    »Welchem Umstand«, fuhr Conklin fort, während er sein Glas füllte, »verdanke ich dieses zweifelhafte Vergnügen? In Virginia wolltest du mich nicht empfangen – du hast gesagt, du würdest mich umbringen, und das ist Tatsache. Das hast du auch gesagt. Du würdest mich umbringen, wenn ich durch die Tür käme, das hast du gesagt.«
    »Du bist betrunken.«
    »Wahrscheinlich. Aber das bin ich um diese Zeit gewöhnlich. Willst du mir einen Vortrag halten? Viel nützen wird es dir nicht, aber wenn du Lust hast, kannst du es ja versuchen.«
    »Du bist krank.«
    »Nein, ich bin betrunken, das hast du gesagt.

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