Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Bourne Imperium

Das Bourne Imperium

Titel: Das Bourne Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
monatelang nicht an Alex gedacht; aber jetzt dachte er an ihn und erinnerte sich plötzlich an das letzte Mal, wo sein Name im Gespräch aufgetaucht war. Mo Panov hatte sein Urteil gefällt.
    »Ich kann ihm nicht helfen, weil er nicht will, dass man ihm hilft. Er wird seine letzte Flasche Whisky im Himmel trinken müssen. Mich würde es wundern, wenn er bis zu seiner Pensionierung am Jahresende durchhält. Andererseits, wenn er so weitersäuft, könnte es sein, dass die ihn in eine Zwangsjacke stecken und darin aus dem Verkehr ziehen. Ich habe keine Ahnung, wie er es schafft, jeden Tag zur Arbeit zu gehen. Aber die Aussicht auf Pension ist die beste Überlebenstherapie – besser als alles, was Freud uns hinterlassen hat.«
    Es lag höchstens fünf Monate zurück, dass Panov diese Worte gesprochen hatte. Und Conklin war immer noch im Dienst.
    Tut mir Leid, Mo. Sein Überleben – so oder so – ist mir gleichgültig. Soweit es mich betrifft, ist sein Status ›tot‹.

    Aber jetzt war er nicht tot, dachte David, als er die Stufen zur Terrasse hinaufrannte. Alex Conklin war sehr lebendig, ob nun betrunken oder nicht, und selbst wenn er mehr Bourbon als Blut in den Adern hatte, verfügte er doch noch über seine Verbindungsleute, die Kontakte aus einem langen Leben der Hingabe an eine Schattenwelt, die ihn am Ende ausgestoßen hatte. In jener Welt gab es Verbindlichkeiten, Schulden, und solche Schulden wurden aus Furcht bezahlt.
    Alexander Conklin. Die Nummer eins auf Jason Bournes Todesliste.
    Er öffnete die Tür und stand wieder in der Halle, aber diesmal sahen seine Augen das Chaos nicht. Stattdessen befahl ihm der Logiker in ihm, in sein Arbeitszimmer zurückzugehen und zu tun, was zu tun war; er musste sich zur Ordnung rufen, denn ohne Ordnung gab es nichts als Konfusion, und Konfusion führte zu Fragen – und die konnte er sich nicht leisten. In der Realität, die er jetzt zu schaffen im Begriff war, musste alles präzise sein, um die Neugierigen von der Realität abzulenken, die wirklich war.
    Er setzte sich an seinen Schreibtisch und versuchte sich zu konzentrieren. Vor ihm lag wie immer das Spiralheft aus dem Collegeladen. Er schlug die erste liniierte Seite auf und griff nach einem Bleistift … Er konnte ihn nicht aufheben! Seine Hand zitterte so sehr, dass sein ganzer Körper bebte. Er hielt den Atem an und machte eine Faust, krampfte sie so zusammen, dass die Fingernägel sich ins Fleisch bohrten. Er schloss die Augen, öffnete sie wieder und zwang seine Hand, zu dem Bleistift zurückzukehren, befahl ihr, ihre Arbeit zu tun. Langsam, ungeschickt, packten seine Finger den dünnen gelben Stab und brachten den Bleistift in die richtige Position. Die Worte waren kaum lesbar, aber sie waren da.
    Die Universität – den Präsidenten anrufen und den Dekan. Familienkrise, nicht Kanada – kann überprüft werden. Erfinden – ein Bruder, in Europa vielleicht. Ja, Europa. Sonderurlaub – kurzer Sonderurlaub. Sofort. Werde mich wieder melden.
    Haus – Verwaltung anrufen, dieselbe Geschichte. Jack bitten,
regelmäßig nachzusehen. Hat Schlüssel. Thermostaten auf 16° drehen.
    Post – Formular auf dem Postamt ausfüllen. Alle Post einlagern.
    Zeitungen – abbestellen.
    Die Kleinigkeiten, die gottverdammten Kleinigkeiten – die unwesentlichen Alltäglichkeiten wurden entsetzlich wichtig, und man musste sich um sie kümmern, damit es überhaupt keine Anzeichen einer überstürzten Abreise ohne Rückkehr geben konnte. Das war sehr wichtig; er musste sich bei jedem Wort daran erinnern. Man musste dafür sorgen, dass die Fragen auf ein Minimum reduziert blieben, dass sich die unvermeidlichen Spekulationen auf ein Maß beschränkten, das man im Griff behalten konnte. Und das hieß: Er musste mit dem nahe liegenden Schluss fertig werden, dass die Leibwächter, die er in letzter Zeit gehabt hatte, irgendwie mit seinem Urlaub in Verbindung standen. Die plausibelste Erklärung war, die kurze Dauer seiner Abwesenheit hervorzuheben und die ganze Angelegenheit einfach abzutun, zum Beispiel mit ›Übrigens, falls Sie sich fragen sollten, ob das etwas damit zu tun hat, dass … nun, das hat es nicht. Das ist vorbei; hat ohnehin nicht viel genützt. ‹ Wenn er mit dem Rektor der Universität und dem Dekan sprach, würde er besser wissen, wie er antworten musste; ihre eigenen Reaktionen würden ihn lenken. Wenn ihn überhaupt etwas lenken konnte. Wenn er imstande war, zu denken! Du darfst nicht

Weitere Kostenlose Bücher