Das Bourne Imperium
nach hinten und spreche mit Mr. Liang.«
Webb nickte, als der Angestellte mit dem Reservierungszettel
in der Hand sich unter dem Tresen wegduckte und schnell durch die überfüllte Halle auf eine Tür hinter dem Tisch des Concièrge zuging. David sah sich in der prunkvollen Halle um, die in gewissem Sinne schon draußen anfing, in dem riesigen, kreisförmig angelegten Hof mit den hohen Fontänen, und die sich ausdehnte durch die Reihe eleganter Glastüren und über den Marmorboden bis zu einem Halbkreis überdimensional hoher Buntglasfenster, die auf den Victoria Harbor hinausgingen. Das Tableau draußen war wie eine Kulisse für die Hallenbar vor der Glaswand. Es gab dort Dutzende kleiner Tische und lederner Hocker, die zum größten Teil besetzt waren, und zwischen denen uniformierte Kellner und Kellnerinnen herumhuschten. Das Ganze war eine Arena, aus der die Touristen ebenso wie die Geschäftsleute das Panorama des geschäftigen Hafens betrachten konnten. Der Blick nach draußen war Webb vertraut, aber sonst nichts. Er hatte dieses prunkvolle Hotel noch nie zuvor betreten, zumindest war da nichts an dem, was er sah, das irgendwelche Blitze des Erkennens aufflammen ließ.
Plötzlich fiel sein Blick auf den Angestellten, der jetzt durch die Halle zurückkam, ein paar Schritte vor einem Asiaten mittleren Alters, offenbar dem stellvertretenden Geschäftsführer des Hotels, Mr. Liang. Der jüngere Mann duckte sich wieder unter dem Tresen durch und nahm seine Position vor David wieder ein, und seine beflissenen Augen weiteten sich erwartungsvoll. Sekunden später trat der Manager auf David zu und verbeugte sich leicht aus der Hüfte, wie es seinem beruflichen Status gemäß war.
»Das ist Mr. Liang, Sir«, verkündete der Angestellte.
»Kann ich Ihnen zu Diensten sein?«, fragte der Hotelmanager. »Und darf ich Ihnen sagen, dass es mir ein großes Vergnügen ist, Sie als unseren Gast zu begrüßen?«
Webb lächelte und schüttelte höflich den Kopf. »Ich fürchte, das muss ein andermal sein.«
»Sind Sie mit den Räumlichkeiten nicht zufrieden, Mr. Cruett?«
»Darum geht es überhaupt nicht, sie würden mir wahrscheinlich
sehr gut gefallen. Aber wie ich Ihrem jungen Mann schon sagte, ziehe ich etwas Kleineres vor, ein Einzelzimmer oder ein Doppelzimmer, jedenfalls keine Suite. Aber ich habe bereits gehört, dass möglicherweise nichts frei ist.«
»Sie haben in Ihrem Telegramm aber ausdrücklich Suite sechs-neun-null erwähnt, Sir.«
»Das ist mir klar, und ich bitte dafür um Nachsicht. Ein übereifriger Vertreter hat das getan.« Webb runzelte freundlich-rätselhaft die Stirn und fragte höflich: »Übrigens, wer hat das alles vorbestellt? Ich ganz sicher nicht.«
»Ihr Vertreter vielleicht«, meinte Liang mit ausdruckslosem Blick.
»Der? Der wäre dazu nie befugt. Nein, er hat gesagt, es sei eine der Firmen hier gewesen. Wir können das natürlich nicht annehmen, aber ich würde trotzdem gerne wissen, wer ein so großzügiges Angebot gemacht hat. Sie können mir das doch ganz bestimmt sagen, Mr. Liang, nachdem Sie die Reservierung persönlich gegengezeichnet haben.«
Die ausdruckslosen Augen schienen sich von ihm zu entfernen, und dann blinzelten sie; für David genügte das, aber die Scharade musste zu Ende gespielt werden. »Ich glaube, irgendein Angestellter – wir haben sehr viele Angestellte – ist mit der Bitte zu mir gekommen, Sir. Es gibt so viele Reservierungen, wir haben so viel zu tun, dass ich mich nicht erinnern kann.«
»Es gibt doch ganz sicher Instruktionen, an wen die Rechnung zu gehen hat.«
»Wir haben viele hoch geschätzte Kunden, deren Wort am Telefon ausreicht.«
»Hongkong hat sich verändert.«
»Verändert sich täglich mehr, Mr. Cruett. Möglicherweise will es Ihnen Ihr Gastgeber selbst sagen. Es wäre ungehörig, sich solchen Wünschen zu widersetzen.«
»Ihr Vertrauen ist bewundernswert.«
»Dahinter steht natürlich ein Code im Computer des Kassiers.« Liang bemühte sich um ein Lächeln; es war falsch.
»Nun, nachdem Sie sonst nichts haben, werde ich es auf eigene Faust versuchen. Ich habe Freunde im Pen«, sagte Webb und meinte damit das ehrwürdige Peninsula-Hotel auf der anderen Straßenseite.
»Das wird nicht nötig sein. Wir können umdisponieren.«
»Aber Ihr Angestellter hat doch gesagt …«
»Der ist nicht stellvertretender Geschäftsführer des Regent, Sir.« Liang warf dem jungen Mann hinter der Theke einen bösen Blick zu.
»Auf meinem
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