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Das Bourne Imperium

Das Bourne Imperium

Titel: Das Bourne Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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dir doch erzählt, was McAllister mir gesagt hat. Ist er darauf eingegangen?«
    »Nein, er wollte nicht so viel sagen, aber vielleicht kann ich mein Wissen dazu benutzen, um ihn unter Druck zu setzen. Aber etwas anderes hat er mir gesagt, David, und das musst du wissen. Sie können ihre Verbindungsleute nicht mehr erreichen und wissen nicht, wer die Strohmänner sind oder was im Augenblick passiert. Sie glauben, das sei nur kurzfristig, aber sie haben Marie aus den Augen verloren.«
    Webb fuhr sich mit der Hand an die Stirn und schloss die Augen. Plötzlich rollten ihm Tränen über die Wangen. »Jetzt ist es wieder wie damals , Alex. Und da ist so vieles, woran ich mich nicht erinnern kann. Ich liebe sie doch so sehr, ich brauche sie doch so sehr!«
    »Hör damit auf!«, befahl Conklin. »Du hast mir gestern Abend klar gemacht, dass ich noch einen Verstand habe, wenn auch mit meinem Körper nicht mehr allzu viel los ist. Du hast beides. Bring sie zum Schwitzen!«
    »Wie denn?«
    »Sei das, was sie wollen, dass du bist – sei das Chamäleon! Sei Jason Bourne.«
    »Das ist doch so lang her …«
    »Du kannst es immer noch. Halte dich an ihr Drehbuch.«
    »Ich hab wohl auch gar keine andere Wahl, nicht wahr?«
    Und in dem Augenblick kam über die Lautsprecher der letzte Aufruf für Flug 26 nach Hongkong.
     
    Der grauhaarige Havilland legte den Telefonhörer auf, lehnte sich im Sessel zurück und sah McAllister an. Der Staatssekretär stand neben einer riesigen Weltkugel, die vor einem
Bücherregal auf einem verschnörkelten Dreifuß stand. Sein Zeigefinger lag auf der Südspitze von China, aber seine Augen ließen den Botschafter nicht los.
    »Jetzt sitzt er in der Maschine nach Hongkong.«
    »Schrecklich«, erwiderte McAllister.
    »Sicher muss Ihnen das so vorkommen, aber ehe Sie ein Urteil fällen, sollten Sie auch den Vorteil abwägen, den das Ganze hat. Wir sind nicht länger für die Ereignisse verantwortlich. Sie werden von einem Unbekannten manipuliert.«
    »Aber das sind doch wir! Ich wiederhole, es ist schrecklich, weiß Gott!«
    »Hat Ihr Gott auch die Konsequenzen für den Fall in Betracht gezogen, dass unser Vorhaben scheitert?«
    »Wir verfügen über freien Willen, aber es gibt auch so etwas wie Ethik.«
    »Das ist eine Banalität, Herr Staatssekretär. Es gibt da so etwas wie ein höheres Gut.«
    »Es gibt aber auch einen Menschen, einen Mann, den wir manipulieren und in seine Albträume zurücktreiben. Haben wir das Recht dazu?«
    »Wir haben keine Wahl. Er ist zu Dingen fähig, zu denen sonst keiner fähig ist – wenn wir ihm das Motiv dafür liefern.«
    McAllister drehte den Globus, er kreiste auf seiner Achse, während er auf den Schreibtisch zuging. »Vielleicht sollte ich das nicht sagen, aber ich werde es doch tun«, sagte er, als er vor Raymond Havilland stand. »Ich glaube, Sie sind der unmoralischste Mensch, dem ich je begegnet bin.«
    »Der Schein trügt, Herr Staatssekretär. Eines spricht mich los von allen Sünden, die ich je begangen habe. Ich werde alles tun, vor keiner Gemeinheit zurückschrecken, wenn ich nur verhindern kann, dass dieser Planet sich selbst in die Luft jagt. Und das schließt auch das Leben eines gewissen David Webb ein – den man dort, wo ich ihn haben will, als Jason Bourne kennt.«

8.
    Als der riesige Jet auf dem Kai-tak-Airport die Landebahn anflog, hingen die Nebel wie durchsichtige Tücher über Victoria Harbor. Dichter Dunst hing in der Morgenluft und ließ einen schwülen Tag in der Kronkolonie erwarten. Auf dem Wasser dümpelten die Dschunken und Sampans neben den schwerfälligen Frachtern und den breiten Lastkähnen und den Fähren mit ihren mehrstöckigen Aufbauten, zwischen denen gelegentlich eine Marinestreife durch den Hafen fegte. Als das Flugzeug sich auf die Piste des Flughafens senkte, sahen die zackigen Reihen von Wolkenkratzern auf der Insel Hongkong wie Marmorgiganten aus, die über den Nebel hinausreichten und bereits die ersten Strahlen der Morgensonne reflektierten.
    Webb studierte das Bild, das sich ihm bot. Eine schreckliche Spannung zog und zerrte an ihm, während ihn gleichzeitig eine Art von distanzierter Neugier fast zu verzehren drohte. Irgendwo, dort unten in dem brodelnden, unendlich übervölkerten Territorium, war Marie – das war der Gedanke, der sein ganzes Fühlen beherrschte und nicht aufhörte, ihn zu quälen. Und doch war ein Teil seines Wesens erfüllt von der eiskalten Spannung eines Wissenschaftlers, der in das

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