Das Bourne Imperium
mir sagen?«
Wieder spürte Alex den Kloß in seiner Kehle, nur dass jetzt noch ein stechender Schmerz in seiner Brust dazugekommen war. »Sie haben sie aus den Augen verloren, nicht wahr?«, flüsterte er. »Sie haben die Frau verloren.«
»Achtundvierzig Stunden sind keine Ewigkeit«, sagte die Stimme vorsichtig.
»Aber Sie haben sich verdammte Mühe gegeben, den Kontakt herzustellen!«, bohrte Conklin. »Sie haben Ihre Verbindungsleute
angerufen, die Leute, die die Strohmänner angeheuert haben. Plötzlich sind sie nicht mehr da – Sie können sie nicht finden. Herrgott, Sie haben die Situation wirklich nicht mehr im Griff! Jemand hat sich in Ihre Strategie eingeschaltet. Sie haben keine Ahnung, wer das ist. Er hat in Ihrem Drehbuch mitgespielt und es Ihnen abgenommen!«
»Unsere Sicherheitsvorkehrungen gehen sehr weit«, wandte der Mann ein, aber ohne dieselbe Überzeugungskraft wie vorher. »Unsere besten Außenleute sind in sämtlichen Regionen tätig.«
»Und das schließt McAllister ein? In Kowloon? Hongkong?«
»Das wissen Sie?«
»Das weiß ich.«
»McAllister ist ein verfluchter Vollidiot, aber er versteht sich auf sein Geschäft. Ja, er ist dort. Wir sind nicht in Panik. Wir rappeln uns schon wieder …«
»Ach, Sie rappeln sich?«, fragte Alex voll Zorn. »Und die Ware? Ihre Strategie ist geplatzt! Jemand anderes hat jetzt das Heft in der Hand. Warum sollte er Ihnen die Ware zurückgeben? Sie haben Webbs Frau getötet, Mr. Namenlos! Worauf, zum Teufel, haben Sie eigentlich gedacht, dass Sie sich da einlassen ?«
»Wir wollten nur, dass er nach Hongkong geht«, erwiderte die Stimme defensiv. »Wir wollten ihm alles erklären und es ihm zeigen. Wir brauchen ihn.« Und dann wirkte der Mann plötzlich wieder ruhig. »Und nach allem, was uns bekannt ist, läuft auch noch alles richtig. In jenem Teil der Welt ist die Verbindung notorisch schlecht.«
»Das ist in diesem Geschäft eine uralte Ausrede.«
»In den meisten Geschäften, Mr. Conklin. … Was schließen Sie daraus? Jetzt bin ich derjenige, der die Fragen stellt, in aller Offenheit. Sie haben einen gewissen Ruf.«
»Den hatte ich mal, Namenlos.«
»Man kann einen Ruf nicht wegnehmen oder ihm widersprechen, man kann ihm nur etwas hinzufügen. Etwas Positives genauso wie etwas Negatives natürlich.«
»Sie sprudeln richtig vor Informationen über, das wissen Sie doch.«
»Aber Recht habe ich auch. Es heißt, Sie seien einmal einer der Besten gewesen. Was lesen Sie aus all dem heraus?«
Alex schüttelte den Kopf in der engen Zelle. Die Luft fing an, stickig zu werden, der Lärm draußen vor seinem ›abhörsicheren‹ Telefon in der heruntergekommenen Bar an der 9. Straße wurde lauter. »Was ich schon vorher gesagt habe, jemand hat entdeckt, was Sie mit Webb vorhatten – und beschlossen einzusteigen.«
»Warum, um Himmels willen?«
»Weil der Betreffende, wer auch immer er ist, Bourne noch dringender haben möchte als Sie«, sagte Alex und legte auf.
Als Conklin die Bar am Dulles Airport betrat, war es 18.28 Uhr. Er hatte in einem Taxi vor Webbs Hotel gewartet und war David dann gefolgt, nachdem er dem Fahrer genaue Anweisungen gegeben hatte. Er hatte Recht gehabt, aber es brachte nichts ein, Webb mit dem Wissen zu belasten. Zwei graue Plymouths hatten die Verfolgung von Davids Taxi aufgenommen und sich dabei beständig abgewechselt. Die Leute im Außenministerium benahmen sich ziemlich albern, dachte er sich, während er die Zulassungsnummern aufschrieb. Jetzt entdeckte er Webb in einer düsteren Nische im hinteren Teil des Lokals.
»Das bist du doch, oder?«, sagte Alex und setzte sich etwas schwerfällig auf die schmale Bank, wobei ihn sein verletztes Bein behinderte. »Haben Blonde wirklich mehr Spaß?«
»In Paris hat es funktioniert. Was hast du herausgefunden?«
»Würmer unter Steinen, Würmer, die nicht ans Tageslicht können. Aber dann wüssten die ja auch nicht, was sie mit der Sonne anfangen sollen, nicht wahr?«
»Die Sonne erleuchtet einen, du tust das nicht. Spar dir den Quatsch, Alex. Ich muss in ein paar Minuten am Flugsteig sein.«
»Um es kurz zu sagen, die haben eine Strategie entwickelt,
um dafür zu sorgen, dass du nach Kowloon gehst. Sie beruhte auf früheren Erfahrungen …«
»Das kannst du dir sparen«, sagte David. »Warum das alles?«
»Der Mann hat gesagt, sie würden dich brauchen. Nicht dich – Webb –, sie brauchen Bourne.«
»Weil sie sagen, dass Bourne bereits dort ist. Ich hab
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