Das Bourne Ultimatum
zweistöckigen Gebäude im Kolonialstil, das mit weißen Säulen aus Carrara-Marmor geschmückt war. »Entschuldigen Sie, Sir, ich bemerke es jetzt erst. Sie haben gar kein Gepäck.«
»Nein, habe ich nicht«, sagte David und öffnete die Wagentür.
»Wie gefällt dir meine Bude hier?«, fragte Alex und machte eine vage Geste.
»Zu hübsch und zu sauber für einen mürrischen alten Junggesellen«, entgegnete David. »Und seit wann liebst du Vorhänge mit rosa und gelben Blümchen?«
»Warte nur, bis du die Tapete in meinem Schlafzimmer siehst. Mit Röschen.«
»Ich weiß nicht, ob ich das will.«
»Bei dir sind es Hyazinthen... Hätte ich natürlich nicht als Hyazinthen erkannt, aber das Mädchen hat es gesagt.«
»Das Mädchen?«
»Ende Vierzig, schwarz und gebaut wie ein Sumo-Ringer. Sie hat zwei mächtige Ballermänner unter der Bluse, und es geht das Gerücht, dass sie mit scharfen Rasierklingen versehen sind.«
»Nettes Mädchen.«
»Eine hoch qualifizierte Wache. Sie lässt kein Stück Seife und keine Rolle Klopapier hier herein, die nicht aus Langley kommt. Weißt du, dass sie Gehaltsstufe zehn hat? Und manche von den Clowns hier geben ihr auch noch ein Trinkgeld.«
»Brauchen sie keine Kellner?«
»Das ist gut. Unser Gelehrter, Webb, der Kellner.«
»Jason Bourne war einer.«
Conklin hielt inne und sagte dann ernst: »Also kommen wir zu Bourne.« Er hinkte zu einem Sessel. »Nebenbei, du hast einen anstrengenden Tag gehabt, und es ist noch nicht Mittag. Wenn du einen Drink möchtest, da gibt es eine volle Bar hinter den beigefarbenen Klappen neben dem Fenster... Schau mich nicht so an, unsere schwarze Brunhilde hat gesagt, sie sind beige.«
Webb lachte. Es war ein leises, gutmütiges Lachen, als er seinen Freund ansah. »Es macht dir wirklich nichts aus, Alex?«
»Zum Teufel, nein, und das weißt du. Habt ihr jemals den Schnaps versteckt, wenn ich dich und Marie besucht habe?«
»Da gab es keinen Stress...«
»Stress spielt keine Rolle«, unterbrach Conklin. »Ich habe eine Entscheidung getroffen, und es gibt keine andere. Nimm dir einen Drink, David. Wir haben zu reden, und ich möchte, dass du dich entspannst. Ich sehe deine Augen, und sie sagen mir, dass du ziemlich unter Druck stehst.«
»Du hast mir mal gesagt, dass es immer in den Augen zu sehen ist«, sagte Webb. Er öffnete eine der Klappen und holte eine Flasche heraus. »Du kannst es also immer noch sehen?«
»Ich habe es dir doch gesagt... Wie geht es Marie und den Kindern? Ich hoffe, sie sind gut weggekommen?«
»Ja, danke. Ich bin die Sache mit dem Piloten bis zum Überdruss durchgegangen, bis er mich am Ende bat, entweder seine Kiste zu verlassen oder selbst zu fliegen.« Webb schüttete sich ein Glas voll und setzte sich Conklin gegenüber.
»Wie weit sind wir, Alex?«
»Dort, wo wir letzte Nacht auch schon waren. Es hat sich nichts bewegt und nichts verändert, außer dass Mo sich weigert, seine Patienten im Stich zu lassen. Er wurde heute früh von seinem Appartement, das mittlerweile sicher wie Fort Knox ist, abgeholt und unter Bewachung in sein Büro gefahren. Später am Nachmittag wollen sie ihn herbringen, wobei das Auto viermal gewechselt wird, immer in unterirdischen Parkhäusern.«
»Also offene Bewachung. Keiner versteckt sich mehr?«
»Das wäre witzlos. Wir sind auf dem Smithsonian-Gelände in eine Falle gelaufen, und unsere Leute waren sehr sichtbar.«
»Vielleicht könnte es gerade deswegen funktionieren? Das Unerwartete? Substitute außerhalb des eigentlichen Bewachungsteams, die bewusst Fehler machen.«
»Das Unerwartete funktioniert, David, aber Blödheit nicht.« Conklin schüttelte heftig den Kopf. »Das letzte nehme ich zurück. Bourne vermochte Dummköpfe in smarte Jungs zu verwandeln, aber ein offiziell festgelegtes Überwachungsdetail lässt sich nicht ändern. Da gibt es zu viele Komplikationen.«
»Verstehe ich nicht.«
»So gut, wie diese Leute sind, so sind sie in erster Linie auf den Schutz von Leben bedacht, das sie vielleicht retten können. Sie müssen Rapporte schreiben. Es sind Karriere-Leute, nicht im Voraus bezahlte Desperados, die, wenn sie versagen, mit einem Messer im Rücken rechnen.«
»Das hört sich ziemlich melodramatisch an«, sagte Webb, lehnte sich in den Stuhl zurück und nahm einen Schluck. »Ich denke, dass zumindest ich damals so vorgegangen bin.«
»Es war eher dein Image als die Realität, aber für die Leute, die du benutzt hast, war es tatsächlich die
Weitere Kostenlose Bücher