Das Bourne Ultimatum
meinem Wagen«, sagte Holland. »Da hört keiner mit.«
»Gehen wir!« Conklin humpelte, so schnell es ging, über den Rasen zu Hollands Wagen.
»David, hier ist Alex.«
»Dein Timing ist geradezu Furcht einflößend, alter Freund. Wir sind im Moment auf dem Weg zur Tür. Wenn Jamie nicht noch auf den Topf gemusst hätte, säßen wir jetzt schon im Auto.«
»Zu dieser Stunde?«
»Hat Mo dir nichts gesagt? Du gingst nicht ran, also habe ich ihn angerufen.«
»Mo ist etwas durcheinander. Was ist los?«
»Ist das Telefon sicher? Ich wusste nicht, ob seines sicher war.«
»Ganz sicher.«
»Ich schicke Marie und die Kinder Richtung Süden - weit nach Süden. Sie macht mir zwar die Hölle heiß, aber ich habe am Flughafen Logan einen Rockwell-Jet gechartert. Ging alles glatt, Dank deiner Vorsorge vor vier Jahren. Die
Computer brummten, und alle waren kooperativ. Sie heben um sechs Uhr ab, bevor es hell wird - ich möchte sie hier weg haben.«
»Und du, David? Was ist mit dir?«
»Offen gesagt, ich denke, ich komme zu euch nach Washington. Wenn der Schakal all die Jahre hinter mir her ist, dann will ich jetzt auch dabei sein. Ich helfe euch... Ich komme abends an.«
»Nein, David. Gehe mit Marie und den Kindern. Verlass das Land. Bleibe bei deiner Familie und Johnny St. Jacques auf der Insel.«
»Das kann ich nicht, Alex, und wenn du ich wärst, könntest du es auch nicht. Meine Familie wird nicht frei sein - wirklich frei -, bevor nicht Carlos aus unserem Leben verschwindet.«
»Es ist nicht Carlos«, sagte Conklin.
»Was? Gestern hast du mir gesagt...«
»Vergiss, was ich sagte. Es war falsch. Es ist Hongkong, Macao.«
»Aber das gibt doch keinen Sinn, Alex! Hongkong ist erledigt, Macao ist erledigt. Sie sind tot und vergessen. Niemand ist mehr am Leben, der einen Grund hätte, hinter mir her zu sein.«
»Es gibt jemanden. Einen großen Taipan, ›den größten Taipan in Hongkong‹, laut der neuesten Quelle, die jetzt aber auch nichts mehr hergibt.«
»Das ist doch vorbei. Das ganze Kuomintang-Kartenhaus ist zusammengefallen. Da ist niemand übrig!«
»Ich wiederhole, da ist jemand. Irgendwo.«
David Webb schwieg, dann sagte Jason Bourne mit kalter Stimme: »Sag mir, was du weißt, jedes Detail. Heute Nacht ist etwas passiert. Was war es?«
»Na gut.« Der CIA-Agent im Ruhestand beschrieb die vom Geheimdienst ausgearbeitete, kontrollierte Überwachung. Er erklärte, wie er und Morris Panov die alten Männer entdeckt hatten, die ihnen gefolgt waren, als sie auf getrennten Wegen zum Smithsonian Institute gingen. Schließlich beschrieb Conklin die krachenden Gewehrschüsse, die die beiden Orientalen zum Schweigen gebracht hatten. »Es kommt aus Hongkong,
David. Die Anspielung auf Macao bestätigt es. Es war die Basis von deinem Betrüger.«
Wieder herrschte Stille in der Leitung, bis auf den gleichmäßigen Atem von Bourne. »Du hast Unrecht, Alex«, sagte er schließlich mit nachdenklicher Stimme. »Es ist der Schakal - über Hongkong und Macao zwar, aber dennoch der Schakal.«
»David, jetzt redest du Unsinn. Carlos hat nichts mit irgendwelchen Taipans zu tun oder mit Hongkong oder Botschaften aus Macao. Die beiden Alten waren Chinesen, keine Franzosen oder Italiener oder Deutsche oder was immer. Das kommt aus Asien, nicht Europa.«
»Die Alten waren die einzigen, denen er traute«, fuhr David Webb fort, seine Stimme immer noch leise und kalt, die Stimme von Jason Bourne. »›Die alten Männer von Paris<, so wurden sie genannt. Sie waren sein Netzwerk, seine Kuriere in ganz Europa. Wer verdächtigt hinfällige Alte, Bettler, die sich gerade noch fortbewegen können? Wer würde daran denken, sie zu verhören, oder gar, sie in die Zange zu nehmen? Und selbst dann hätten sie nichts gesagt. Sie konnten sich unbehelligt bewegen. Für Carlos.«
Einen Augenblick lang starrte der erschrockene Conklin auf das Armaturenbrett und wusste nicht, was er sagen sollte. »David, ich verstehe dich nicht. Ich weiß, dass du aufgeregt bist - wir alle sind aufgeregt -, aber drücke dich deutlicher aus.«
»Was?... Tut mir Leid, Alex, ich dachte an Vergangenes. Einfach ausgedrückt, Carlos hat damals Paris durchforstet und nach alten Männern gesucht, die entweder todkrank waren oder wussten, dass sie auf Grund ihres Alters nicht mehr lange zu leben hatten. Vorbestrafte, die fertig waren mit ihrem Leben und die von ihren Verbrechen nichts übrig behalten hatten. Die meisten von uns vergessen, dass auch solche
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