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Das Bourne Ultimatum

Titel: Das Bourne Ultimatum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Anrufe, die von einer weiteren, absolut akzeptablen Quelle weitergegeben wurden, dem angeblich untadeligen, unbefangenen Chef des Pentagon-Nachschubs, einem Arschloch namens General Norman Swayne, der nur die besten Informationen verlangte. Nun, vielleicht mehr als Informationen, aber davon konnte Gates nichts wissen... Gates? Am Morgen zuvor hatte in der Times etwas darüber gestanden, dass er sich aus einem aggressiven feindlichen Übernahmeverfahren zurückgezogen hatte. Worum mochte es sich dabei wieder handeln?
    Die Limousine hielt vor dem Carlyle Hotel, früher einmal die bevorzugte Adresse der Familie Kennedy, jetzt die Lieblingszuflucht der Sowjets. Ogilvie wartete, bis der uniformierte Portier die linke hintere Tür des Wagens öffnete, bevor er auf den Gehsteig hinaustrat. Normalerweise hätte er nicht darauf gewartet, da er der Meinung war, dass diese Verzögerung eine unnötige Affektiertheit war, aber heute Morgen tat er es. Er musste sich in den Griff bekommen! Er musste der eiskalte Ogilvie sein, den seine Gegenspieler fürchteten. Die Fahrt des Fahrstuhls in den vierten Stock ging schnell, der Weg über den blauen Teppich des Korridors zur Suite Vier-C weitaus langsamer. Der Bryce Ogilvie atmete tief und ruhig durch und stand aufrecht, als er auf die Klingel drückte. Achtundzwanzig Sekunden später, nachdem er bis zum Überdruss leise »eintausend, zweitausend« gezählt hatte, wurde die Tür vom sowjetischen Generalkonsul geöffnet, einem schlanken, mittelgroßen Mann, dessen Adlergesicht straffe, weiße Haut und große, braune Augen hatte.
    Wladimir Sulikow war ein drahtiger, dreiundsiebzigjähriger Mann voller nervöser Energie, ein Gelehrter und ehemaliger
Geschichtsprofessor an der Moskauer Universität, ein überzeugter Marxist und dennoch - seltsam genug, wenn man seine Stellung bedachte - kein Mitglied der Kommunistischen Partei. Er zog die passive Rolle des unorthodoxen Individuums innerhalb eines kollektivistischen Systems vor. Dies und sein einzigartig scharfer Verstand hatten ihm gute Dienste erwiesen. Man gab ihm Posten, auf denen konformistischere Männer nicht halb so effektiv gewesen wären. Die Kombination dieser Eigenschaften - zusammen mit seiner Hingabe an körperliches Training - ließ Sulikow zehn bis fünfzehn Jahre jünger aussehen, als er war. Für jeden, der mit ihm verhandelte, war er auf beunruhigende Weise präsent, denn irgendwie strahlte er die Weisheit aus, die er sich über die Jahre angeeignet hatte, und ebenso die jugendliche Lebenskraft, sie zur Wirkung zu bringen.
    Die Begrüßung war knapp. Sulikow bot nur einen steifen, kalten Händedruck und einen hart gepolsterten Lehnsessel an. Er stand vor der schmalen Kamineinfassung aus weißem Marmor, als wäre sie die Tafel eines Klassenzimmers, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, ein erregter Professor, der im nächsten Augenblick einen lästigen, streitsüchtigen Studenten gleichzeitig befragen und belehren wollte.
    »Zur Sache«, sagte der Russe kurz angebunden. »Sie kennen Admiral Peter Holland?«
    »Hab von ihm gehört. Er ist der Direktor der Central Intelligence Agency. Warum fragen Sie?«
    »Ist er einer von Ihnen?«
    »Nein.«
    »Sind Sie ganz sicher?«
    »Natürlich bin ich das.«
    »Ist es möglich, dass er ohne Ihr Wissen einer von Ihnen wurde?«
    »Mit Sicherheit nicht, ich kenne den Mann gar nicht. Und wenn das hier eine Art Amateurverhör sowjetischer Art sein soll, dann üben Sie sich an jemand anderem.«
    »Ohhh, der feine, teure amerikanische Anwalt hat Einwände, einfache Fragen zu beantworten?«
    »Ich verwehre mich dagegen, beleidigt zu werden. Sie
haben mir am Telefon eine erstaunliche Mitteilung gemacht, die ich erklärt haben möchte, also kommen Sie bitte zur Sache.«
    »Ich werde zur Sache kommen, Herr Rechtsanwalt, glauben Sie mir, aber auf meine eigene Weise. Wir Russen verteidigen unsere Flanken. Es ist eine Lektion, die wir aus der Tragödie und dem Triumph von Stalingrad gelernt haben - eine Erfahrung, die ihr Amerikaner niemals machen musstet.«
    »Ich war in einem anderen Krieg, wie Sie sehr wohl wissen«, sagte Ogilvie kühl, »aber wenn Ihre Geschichtsbücher stimmen, dann musste Ihnen Ihr russischer Winter aus der Patsche helfen.«
    »Das kann man Tausenden und Abertausenden russischer Leichen schwer erklären.«
    »Zugegeben, und ihnen gehört mein Mitgefühl, aber das ist nicht die Erklärung, die ich haben wollte.«
    »Wie man so sagt, junger Mann, es sind die schmerzlichen

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