Das Bourne Ultimatum
zu decken... Ich muss sagen, heiliger Alex, dieses verschlungene Hirn in deinem Kopf hat nichts von seiner Verschlagenheit eingebüßt.«
»Ich höre einen Professor, den ich einmal gekannt habe. Ich dachte schon, er sei von uns gegangen.«
»Ist er auch.«
»Nur für eine Weile, hoffe ich.«
»Gut gemacht, Aleksej. Du bist immer noch fit. Du darfst abstinent bleiben, sosehr es mich auch schmerzt... Es sind immer die Nuancen, stimmt’s?«
»Nicht immer«, widersprach Conklin schlicht und schüttelte den Kopf. »Meistens sind es dumme Fehler. Zum Beispiel hat man unserer neuen Kollegin hier, Domie, wie du sie liebevoll nennst, gesagt, man würde ihr vertrauen, aber das hat man nicht, nicht vollkommen. Also wurde jemand losgeschickt, ihr Appartement zu beobachten - keine große Sache, nur eine kleine Versicherung in einem Wagen, der dummerweise nicht zu den Jaguars und RollsRoyce in dieser Straße passt. Also zahlen wir die kleine Versicherungspolice, und mit Glück kassieren wir die große ab. Moskau.«
»Lass mich das auf den Punkt bringen«, sagte Krupkin. »Auch wenn du auf diesem Gebiet immer sehr viel besser warst als ich, Aleksej. Ich ziehe den besten Wein den scharfsinnigsten Gedanken vor, auch wenn letztere in unseren beiden Ländern unweigerlich zu ersterem führen.«
» Merde! «, rief Dominique Lavier und drückte ihre Zigarette aus. »Wovon redet ihr zwei Idioten überhaupt?«
»Sie werden es uns erzählen, glauben Sie mir«, antwortete Bourne. »Wie in verborgenen Kreisen schon allzu oft berichtet und wiederholt wurde«, fuhr der Russe fort, »haben wir vor Jahren in Nowgorod einen Wahnsinnigen ausgebildet,
und schon vor Jahren hätten wir ihm eine Kugel in den Kopf geschossen, wäre er nicht entkommen. Seine Methoden würden, sollten sie von irgendeiner Regierung - besonders der beiden Supermächte - gebilligt werden, zu Konfrontationen führen, die keiner von uns jemals zulassen dürfte. Und obendrein war er ein wahrer Revolutionär, und wir, der Welt wahre Revolutionäre, haben ihn enterbt... Für sein Verständnis war es eine große Ungerechtigkeit, und das vergisst er nie. Er wird sich immer danach sehnen, an die Mutterbrust zurückzukehren, denn da wurde er geboren... Gott, all die Menschen, die von ihm ermordet wurden, womit er sich ein Vermögen verdient hat - das alles ist absolut widerlich!«
»Aber ihr habt ihn verstoßen«, sagte Jason tonlos, »und er will diesen Verstoß rückgängig machen. Er muss als der Meisterkiller anerkannt werden, zu dem er von euch ausgebildet werden sollte. Sein psychopathisches Ego ist die Basis für alles, was Alex und ich inszeniert haben... Santos sagte, er würde ununterbrochen mit dem Kader prahlen, den er in Moskau aufbaut. - Immer Moskau, er ist besessen davon, das waren Santos’ Worte. Der einzige Mensch, von dem er wusste, wenn auch nicht namentlich, war Carlos’ Maulwurf weit oben im KGB, aber er sagte, Carlos würde behaupten, er habe noch andere in Schlüsselstellungen verschiedener mächtiger Abteilungen und dass er ihnen seit Jahren Geld zukommen lasse.«
»Der Schakal glaubt also, er schafft sich einen Kern von Anhängern innerhalb unserer Regierung«, beobachtete Krupkin. »Trotz allem glaubt er immer noch, er könnte zurückkommen. Er ist tatsächlich ein Egomane, aber er hat die russische Seele niemals verstanden. Vielleicht kann er ein paar zynische Opportunisten zeitweise korrumpieren, aber auch die werden sich absichern und im Ernstfall gegen ihn wenden. Niemand freut sich auf einen Aufenthalt in Lubjanka oder einem sibirischen Gulag. Das Potemkinsche Dorf des Schakals wird bis auf die Grundmauern niederbrennen.«
»Umso mehr Grund für ihn, nach Moskau zu eilen und die Buschfeuer zu löschen«, sagte Alex.
»Was meist du damit?«, fragte Bourne.
»Der Brand wird mit der Enttarnung von Carlos’ Mann am Dserschinskij-Platz beginnen, das weiß er. Seine einzige Möglichkeit, es zu verhindern, besteht für ihn darin, Moskau zu erreichen und einen Entschluss zu fassen. Entweder entgeht sein Informant dem Sicherheitsdienst, oder der Schakal wird ihn töten müssen.«
»Etwas habe ich vergessen«, unterbrach Bourne. »Etwas anderes, was Santos gesagt hat... Die meisten Russen auf Carlos’ Lohnliste sprechen französisch. Suchen Sie nach einem Mann, der hoch oben im Komitet sitzt und Französisch spricht.«
Krupkins Funkgerät mischte sich wieder dazwischen, zwei schrille Pieptöne, die von seiner Jacke kaum gedämpft
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