Das Bourne Ultimatum
Angenommen,
Domie erreicht Carlos tatsächlich und erzählt ihm, was du gerade gesagt hast. Glaubst du wirklich, dass er wegen eines Notfalls in Moskau aufspringt und das nächste Flugzeug dorthin nimmt? Das wäre Wahnsinn!«
»Du kannst deinen letzten Schwarzmarktrubel darauf verwetten, dass ich das glaube«, erwiderte Conklin. »Diese Nachricht wird ihn dazu bringen, sich mit ihr in Verbindung zu setzen. Hat er das erst mal getan, lässt sie die Bombe hochgehen... Sie hat gerade eine außergewöhnliche Information erhalten, von der sie weiß, dass sie nur ihm direkt übermittelt werden darf.«
»Und was in Gottes Namen soll das wieder sein?«, fragte die Lavier, nahm eine weitere Zigarette und zündete sie gleich an.
»Der KGB in Moskau kreist den Mann des Schakals am Dserschinskij-Platz ein. Sie haben ihn auf, sagen wir, zehn oder fünfzehn Offiziere im höchsten Rang eingegrenzt. Wenn sie ihn finden, ist Carlos im Komitet neutralisiert - schlimmer noch, er steht kurz davor, einen Informanten zu verlieren, der für die Vernehmungsbeamten in Lubjanka erheblich zu viel über ihn weiß.«
»Aber woher soll sie das wissen?«, sagte Jason.
»Wer würde es ihr erzählen?«, fügte Krupkin hinzu.
»Es ist die Wahrheit, oder?«
»Das sind auch unsere äußerst geheimen Außenstellen in Peking, Kabul - und man vergebe mir meine Ungehörigkeit -, auf Kanadas Prince-Edward-lnseln, aber man hängt es nicht an die große Glocke«, sagte Krupkin.
»Das mit Prince Edward wusste ich nicht«, gab Alex zu. »Die Mittel sind wichtig, die Information ist glaubhaft zu überbringen. Vor ein paar Minuten noch fehlte mir dafür der passende Ansatz, aber das hat sich gerade geändert... Komm her, Kruppie, im Moment nur du, und bleib vom Fenster weg. Sieh zwischen den Vorhängen durch.« Der Russe tat, was Alex ihm gesagt hatte, stellte sich Conklin zur Seite und schob die Falte des spitzenbesetzten Stoffes von der Wand. »Was siehst du?«, fragte Alex und deutete auf einen schäbigen, unauffälligen braunen Wagen unten auf der Avenue
Montaigne. »Gehört nicht so richtig in diese Nachbarschaft, oder?«
Krupkin machte sich nicht die Mühe, etwas zu erwidern. Stattdessen riss er das Minifunkgerät aus seiner Tasche und drückte den Sendeknopf. »Sergej, da steht ein brauner Wagen etwa achtzig Meter vom Eingang des Gebäudes entfernt...«
»Wissen wir, Sir«, unterbrach sein Mitarbeitet. »Wir haben ihn im Blick, und wie Ihnen vielleicht auffallen wird, parkt unsere Rückendeckung genau ihm gegenüber. Es ist ein alter Mann, der sich nur bewegt, um aus dem Fenster zu sehen.«
»Hat er ein Telefon?«
»Nein, Genosse, und sollte er seinen Wagen verlassen, wird er beschattet, damit er keinen Anruf machen kann, es sei denn, Sie geben andere Anweisungen.«
»Keine anderen Anweisungen. Danke, Sergej. Ende.« Der Russe sah Conklin an. »Der alte Mann«, sagte er. »Du hast ihn gesehen.«
»Kahler Kopf und alles, was dazugehört«, bestätigte Alex. »Er ist kein Dummkopf, er hat das schon früher gemacht, und er weiß, dass er beobachtet wird. Er kann nicht weg, weil er fürchtet, er könnte etwas verpassen, und wenn er ein Telefon hätte, wären bald noch andere unten auf der Montaigne.«
»Der Schakal«, sagte Bourne, trat einen Schritt vor, blieb stehen, erinnerte sich an Conklins Anweisung, dem Fenster fernzubleiben. »Verstehst du jetzt?«, fragte Alex, an Krupkin gewandt.
»Natürlich«, räumte der KGB-Mann lächelnd ein. »Das ist der Grund, warum du eine protzige Limousine von unserer Botschaft haben wolltest. Wenn wir abgefahren sind, wird man Carlos melden, dass ein sowjetisches Diplomatenfahrzeug geschickt wurde, um uns abzuholen, und aus welchem anderen Grunde sollten wir wohl hiersein, als Madame Lavier zu verhören? Selbstverständlich befand sich in meiner Begleitung ein großer Mann, der vielleicht, vielleicht auch nicht, Jason Bourne war, und ein weiterer kleinerer Mann mit einem lahmen Bein - was bestätigt, dass es Jason Bourne war... Unsere unheilige Allianz steht daher fest und wird beobachtet, und wiederum selbstverständlich flammten während
unseres barschen Verhörs von Madame Lavier die Gemüter auf, und es fielen Hinweise auf den Informanten des Schakals am Dserschinskij-Platz.«
»Wovon nur ich durch meine Verhandlungen mit Santos im Le Cœur du Soldat wissen konnte«, sagte Jason leise. »Also hat Dominique einen Beobachter - einen alten Mann aus Carlos’ Armee -, um die Informationen, die sie bringt,
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