Das Bourne Ultimatum
die Uniform bestätigte es. Plötzlich ergab alles einen Sinn, auch das mit dem spanischen Lager.«
»Wie haben Sie die Menge verjagt?«
»Ich habe ihnen gesagt, da sind Boote, die sie über den Fluss bringen, etwa zwei Meilen von hier... Da wir gerade von Krupkin sprechen, ich muss Sie hier rausbringen. Jetzt. Kommen Sie, der Hubschrauberlandeplatz ist eine halbe Meile entfernt. Wir nehmen den Jeep. Beeilen Sie sich, um Gottes willen!«
»Krupkins Anweisungen?«
»Keuchend vom Krankenhausbett, so wütend wie schockiert.«
»Was meinen Sie?«
»Okay, warum sollen Sie es nicht erfahren: Irgendjemand aus den feineren Kreisen, Krupkin weiß nicht, wer, hat den Befehl ausgegeben, dass Sie das Lager unter keinen Umständen verlassen dürfen. Ehrlich gesagt, war es undenkbar, dass das ganze gottverdammte Nowgorod in Flammen aufgehen würde, und das ist unser Schutz.«
»Unser?«
»Ich bin nicht Ihr Henker, irgendjemand anderes ist es. Der Befehl ist nie bei mir angekommen, und in diesem Chaos wird er es auch nicht.«
»Warten Sie einen Moment! Wohin bringt mich der Hubschrauber?«
»Drücken Sie sich selbst die Daumen und hoffen Sie, dass Krupkin und Ihr amerikanischer Freund wissen, was sie tun. Der Helikopter bringt Sie nach Jelsk, und von da kommen Sie mit einem Flugzeug über die polnische Grenze, wo ein undankbarer Satellit offenbar einen Horchposten der CIA erlaubt hat.«
»Dann bin ich aber immer noch im direkten Einflussbereich der Sowjetunion.«
»Es wurde angedeutet, dass Ihre Leute auf Sie vorbereitet sind. Viel Glück.«
»Ben«, sagte Jason und sah den jungen Mann an. »Warum tun Sie das? Sie verweigern einen direkten Befehl...«
»Ich habe keinen Befehl bekommen!«, ging der Russe dazwischen. »Und selbst wenn, bin ich kein gedankenloser Roboter. Sie hatten eine Abmachung, und Sie haben Ihren Teil erfüllt. Außerdem, wenn es für meine Mutter eine Chance gibt...«
»Es gibt mehr als nur eine Chance«, unterbrach ihn Bourne.
»Kommen Sie, gehen wir! Wir vergeuden Zeit. Jelsk ist für Sie nur der Anfang. Sie haben eine lange und gefährliche Reise vor sich, Archie.«
42.
Sonnenuntergang, und die entlegenen Inseln wurden dunkler, wandelten sich zu dunkelgrünen Flecken, umgeben von blau schimmerndem Meer und nicht enden wollender Gischt an den Korallenriffen vor den Küsten. Alles war in das durchscheinende Orange des karibischen Horizonts getaucht. Auf Tranquility Island wurden nacheinander die Lichter der letzten vier Villen über dem Strand eingeschaltet, und man konnte Gestalten sehen, die zumeist langsam zwischen den Zimmern hin und her und auf die Balkons hinausgingen, wo sich der Schein der untergehenden Sonne über die Terrassen legte. Eine milde Brise trug den Duft von Hibiskus und Poinciana über das tropische Laub herüber, während sich ein einsames Fischerboot mit seinem spätnachmittäglichen Fang für die Küche des Inn durch die Riffe schlängelte.
Brendan Patrick Pierre Prefontaine trug sein Glas Perrier auf den Balkon von Villa siebzehn hinaus, wo Johnny St. Jacques am Geländer stand und einen Rum mit Tonic schlürfte.
»Was glauben Sie, wie lange es dauern wird, bis Sie wieder öffnen können?«, fragte der ehemalige Richter am Bostoner Gericht und setzte sich an einen weißen, schmiedeeisernen Tisch.
»Der bauliche Schaden ist eine Sache von Wochen«, erwiderte der Besitzer des Tranquility, »aber der Schrecken der Geschehnisse wird noch viel länger nachwirken.«
»Wie lange, glauben Sie?«
»Ich werde vier bis fünf Monate warten, bevor ich die ersten Broschüren verschicke, auch wenn es dann für die Saisonbuchungen bereits zu spät ist, aber Marie stimmt mir zu. Es früher anzugehen, wäre nicht nur geschmacklos, sondern würde das alles auch nur noch einmal neu aufrühren: ›Terroristen,
Drogenschmuggler, korrupte Inselregierung... ‹, das brauchen wir nicht, und wir verdienen es nicht.«
»Nun, wie ich schon sagte, ich kann meinen Teil bezahlen«, sagte Prefontaine. »Vielleicht nicht die oberste Kategorie Ihrer Hochsaisonpreise, guter Mann, aber sicherlich genug, um die Kosten für eine Villa abzudecken, und noch ein bisschen für die Küchenkasse.«
»Ich habe Ihnen doch bereits gesagt: Vergessen Sie es. Ich schulde Ihnen mehr, als ich jemals zurückzahlen könnte. Bleiben Sie, solange Sie wollen.« St. Jacques drehte sich vom Geländer weg, die Augen auf das Fischerboot gerichtet, und setzte sich Prefontaine gegenüber. »Ich mache mir Sorgen um die
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