Das Bourne Ultimatum
dafür.«
»Was ist mit ihm?«
»Nach dem, was Holland sagt, ist er vor fünf Tagen aus dem Moskauer Krankenhaus verschwunden, er hat einfach seine Sachen genommen und ist gegangen. Niemand weiß, wie er es gemacht hat oder wohin er gegangen ist, aber eine Stunde, nachdem er weg war, kam der KGB, um ihn zu verhaften und nach Lubjanka zu bringen.«
»Dann haben sie ihn nicht gefasst...«
»Sie werden es. Wenn der Kreml schwarzen Alarm auslöst, wird jede Straße, jeder Zug, Bahnhof, Flughafen und Grenzübergang gleichsam unter ein Mikroskop gelegt. Der Druck ist unglaublich: Wer ihn rauslässt, verbringt zehn Jahre in einem Gulag. Es ist nur eine Frage der Zeit.«
Man hörte ein Klopfen an der Tür, und Panov rief: »Es ist offen! Herein!«
Der tadellos gekleidete stellvertretende Manager Mr. Pritchard schob einen Serviertisch herein. Er lächelte breit und verkündete sowohl seine Anwesenheit als auch seinen Auftrag. »Buckingham Pritchard zu Ihren Diensten, Gentlemen. Ich bringe für Ihre kollegiale Zusammenkunft vor dem Abendessen ein paar Delikatessen aus dem Meer, um die ich mich an der Seite des Kochs persönlich gekümmert habe, der dafür bekannt ist, dass er zu Fehlern neigt, wenn ihm die Anleitung durch Experten fehlt, die ich ihm nur allzu gern habe zukommen lassen.«
»Kollegial?«, sagte er. »Ich bin vor fast fünfunddreißig Jahren vom College abgegangen.«
»Offensichtlich hat es nichts genützt, was die Nuancen des Englischen betrifft«, murmelte Morris Panov vernehmlich. »Sagen Sie, Mr. Pritchard, ist Ihnen nicht furchtbar heiß in diesen Sachen? Ich würde schwitzen wie ein Schwein.«
»Keine Nuancen, nur ein Klischee«, brummte Conklin.
»Ich transpiriere nicht, Sir«, erwiderte der stellvertretende Manager. »Ich verwette meine Pension darauf, dass Sie
transpiriert haben, als Mr. St. Jacques aus Washington zurückgekommen ist«, erklärte Alex. »Allmächtiger Gott, Johnny ein Terrorist!«
»Der Vorfall ist vergessen, Sir«, sagte Pritchard. »Mr. St. Jacques und Sir Henry haben eingesehen, dass mein brillanter Onkel und ich nur die Interessen der Kinder in unseren Herzen trugen.«
»Clever, sehr clever«, bemerkte Conklin.
»Ich richte die Kanapees an, Gentlemen, und sehe nach dem Eis. Die anderen Herrschaften müssten jeden Moment hier sein.«
»Das ist sehr freundlich von Ihnen«, sagte Panov.
David Webb lehnte am Bogengang zum Balkon und betrachtete seine Frau, die ihrem Sohn die letzten Seiten einer Kindergeschichte vorlas. Die außergewöhnliche Mrs. Cooper döste in einem Sessel, und ihr großartiger schwarzer Kopf nickte über ihrer fülligen Brust, als erwarte sie jeden Augenblick, Geräusche von Baby Alison hinter der halb geschlossenen Tür zu hören. Die Betonungen in Maries leiser Stimme passten zu den Worten der Geschichte, was Jamies große Augen und sein staunender Mund bestätigten. Hätte sie nicht so einen analytischen Verstand, für den Zahlen Musik sind, wäre sie vielleicht Schauspielerin geworden, dachte David.
»Du kannst mir morgen was vorlesen, Daddy!« Die Geschichte war vorbei, und sein Sohn sprang von der Couch. »Das hatte ich eigentlich heute Abend tun wollen«, sagte Webb und stieß sich vom Bogengang ab.
»Du riechst irgendwie immer noch«, sagte der Junge mit fragender Miene.
»Dein Vater riecht nicht, Jamie«, erklärte Marie lächelnd. »Ich habe es dir gesagt. Es ist die Medizin, die der Doktor ihm gegeben hat.«
»Er riecht trotzdem. Und im Übrigen ist es noch zu früh, um ins Bett zu gehen, Mommy! Ich könnte Alison aufwecken, und dann fängt sie wieder an zu weinen.«
»Ich weiß, Süßer, aber Daddy und ich müssen jetzt all deine neuen Onkel treffen...«
»Und meinen neuen Großvater!«, rief das Kind überschwenglich. »Opa Brendan hat gesagt, er will mir verraten, wie ich später mal Richter werden kann.«
»Gott steh dem Jungen bei«, schob Mrs. Cooper dazwischen. »Dieser Mann kleidet sich wie ein Pfau auf Brautschau.«
»Du darfst noch ein wenig fernsehen«, ging Marie eilig darüber hinweg. »Aber nur eine halbe Stunde...«
»Ooooch!«
»Also gut, etwas länger, aber Mrs. Cooper sucht das Programm aus.«
»Danke, Mommy!«, rief das Kind und rannte ins Schlafzimmer seiner Eltern, während sich Mrs. Cooper aus ihrem Sessel erhob und ihm folgte.
Marie ging zu David hinüber.
»Du hast Schmerzen, nicht wahr?«
»Ich hasse es, den Mythos der unanfechtbaren Wahrnehmung einer großen Lady zu zerstreuen, aber sie hat
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