Das Bourne Ultimatum
Information?«, fragte DeSole, indem er den DCI anschaute, wobei sich plötzlich seine Augen hinter den Brillengläsern noch mehr weiteten. »Oh, die Sache mit höchster Geheimhaltungsstufe, nach der Sie mich heute früh gefragt haben?«
Der Direktor nickte und sah wieder zu Conklin hinüber. »Beginnen wir mit heute früh. Vor sieben Stunden, kurz nach neun Uhr, erhielt ich einen Anruf von Edward McAllister, früher im Außenministerium und jetzt Vorsitzender des Bundesgeheimdienstes. Mir wurde gesagt, dass McAllister mit Ihnen, Mr. Conklin, in Hongkong gewesen ist, stimmt das?«
»Mr. McAllister war dabei«, antwortete Alex kurz. »Er flog inkognito mit Jason Bourne nach Macao, wo er so schwer angeschossen wurde, dass es ihn beinahe erwischt hätte. Er ist ein intellektueller Sonderling, aber trotzdem einer der tapfersten Männer, die ich je getroffen habe.«
»Er sagte nichts Genaueres, sondern nur, dass er da sei und dass ich notfalls meinen Terminkalender ändern müsse, weil unser Treffen mit Ihnen von höchster Dringlichkeit sei... Schweres Geschütz, Mr. Conklin.«
»Ich wiederhole, es gibt schwerwiegende Gründe.«
»Offensichtlich. Mr. McAllister gab mir die exakten, streng geheimen Kodes, mit denen man an die Akte kommt, von der Sie sprechen - die Unterlagen über die Hongkong-Operation. Ich meinerseits gab die Information an Mr. DeSole weiter. Lassen Sie uns hören, was er zu sagen hat.«
»Nichts ist angerührt worden, Alex«, sagte DeSole ruhig und sah Conklin an. »Bis heute früh, neun Uhr dreißig, lag alles vier Jahre, fünf Monate, einundzwanzig Tage, elf Stunden und dreiundvierzig Minuten ohne Unterbrechung in der schwarzen Kassette, ob du es glaubst oder nicht.«
»Was diese Akte angeht, bin ich auf alles gefasst.«
»Wie auch immer«, sagte DeSole sanft. »Man wusste von dir, dass du Probleme hattest, und Panov ist nicht so erfahren, was Sicherheitsprobleme angeht.«
»Worauf, zum Teufel, willst du hinaus?«
»Ein dritter Name wurde den Zugriffsformalitäten für die Hongkong-Akte hinzugefügt... Edward Newington McAllister, auf seine eigene Veranlassung hin und mit dem Einverständnis sowohl des Präsidenten als auch des Kongresses. Dafür hat er gesorgt.«
»O mein Gott«, sagte Conklin leise, zögernd. »Als ich ihn vergangene Nacht von Baltimore aus anrief, sagte er, es sei unmöglich. Dann sagte er, ich müsse mir selbst ein Bild machen und er werde diese Konferenz hier ansetzen... Jesus, was ist geschehen?«
»Ich würde sagen, dass wir in anderer Richtung suchen müssen«, sagte der DCI. »Aber bevor wir das tun, Mr. Conklin, müssen Sie eine Entscheidung treffen. Sie sehen, dass keiner von uns hier am Tisch etwas über den Inhalt dieser höchst geheimen Akte weiß. Wir haben uns natürlich darüber ausgetauscht, wobei klar wurde, dass wir alle nicht mehr wissen, als dass Sie in Hongkong einen Teufelsjob geleistet haben. Worum es aber genau ging, ist uns allen unbekannt. Wir kennen Gerüchte aus unserer Fernostabteilung, die die meisten von uns allerdings, offen gesagt, für übertrieben halten, doch es taucht immer wieder Ihr Name und der von Jason Bourne auf. Weiter heißt es, dass Sie für die Verhaftung und Hinrichtung des Killers, den wir als Bourne kennen, oder besser:
kannten, verantwortlich waren. Aber vor wenigen Minuten haben Sie gesagt: ›Der Mann, der den Namen Jason Bourne annahm‹, womit Sie sagen, dass er lebt und sich irgendwo versteckt hält. Was also die Details angeht, wissen wir nichts, zumindest ich nicht.«
»Sie haben die Akte nicht eingesehen?«
»Nein«, antwortete DeSole. »Das war meine Entscheidung. Wie du vielleicht weißt oder auch nicht, wird jedes Öffnen einer Akte von höchster Geheimhaltung automatisch mit Datum und Stunde vermerkt. Da ich wusste, dass es bei einem illegalen Zugriff mächtige Aufregung geben würde, habe ich mich gehütet, mir das Ding anzusehen. Die Akte wurde also beinahe fünf Jahre lang nicht angerührt, folglich auch nicht gelesen, nicht einmal ihre Existenz war bekannt, und so kann sie auch nicht in die Hände der falschen Leute geraten sein, um wen immer es sich da handeln mag.«
»Du hast dich ja gründlich abgesichert.«
»Aber natürlich, Alex. Diese Akte trägt das Siegel des Weiϐen Hauses. Im Moment ist hier alles einigermaßen ruhig, und niemandem ist damit gedient, sich mit dem Oval Office anzulegen. Zwar sitzt da mittlerweile ein neuer Mann am Tisch, aber der frühere Präsident ist noch sehr lebendig
Weitere Kostenlose Bücher