Das Bourne Ultimatum
je ein wirklicher Freund eines CIA-Agenten draußen bei der Truppe gewesen wäre. Sie sind Analytiker, Strategen, keine Praktiker.«
»Ist das nicht eine natürliche Aversion, die übliche Feindschaft?«
»Natürlich. Sie ziehen ihre Schlüsse Tausende von Kilometern vom Einsatzort entfernt, mit Computern, von denen keiner weiß, wer sie programmiert hat, und mit Daten, die den Agenten draußen ebenfalls unbekannt sind. Sie haben verdammt Recht, dass es eine natürliche Aversion ist. Draußen geht es um die Wirklichkeit. Die hier haben mit kleinen grünen Buchstaben auf Computerbildschirmen zu tun und treffen Entscheidungen, die sie oft besser nicht treffen sollten.«
»Weil Leute wie du kontrolliert werden müssen«, warf der Stellvertreter zur Rechten des Direktors ein. »Wie oft, selbst heute, fehlt Männern und Frauen wie euch das Gesamtbild? Die gesamte Strategie ist wichtig und nicht nur ein Teil davon.«
»Dann müsste eben ein besseres Bild übermittelt werden, oder zumindest ein Überblick, damit wir selbst herausfinden können, was sinnvoll ist und was nicht.«
»Und wo endet der Überblick, Alex?«, fragte der Stellvertreter zur Linken des DCI. »An welchem Punkt müssen wir sagen: ›Das können wir nicht freigeben... zum Besten aller Beteiligten‹?«
»Ich weiß nicht. Ihr seid die Strategen, nicht ich. Von Fall zu Fall, denke ich, aber auf jeden Fall müsste die Kommunikation besser sein, als ich sie jemals draußen bekommen habe... Doch Moment mal. Nicht ich stehe hier zur Debatte, sondern Sie.« Alex sah den Direktor an. »Sehr geschickt, Sir, aber ich gehe auf den Themawechsel nicht ein. Ich bin hier, um herauszufinden, wer was bekam und wie. Wenn Sie es lieber haben, gehe ich direkt zum Weißen Haus oder zum Kapitol und schaue zu, wie ein paar Köpfe rollen. Ich erwarte Antworten.«
»Ich wollte nicht ablenken, Mr. Conklin, sondern nur für einen Moment das Thema wechseln, um auf einen bestimmten Punkt zu kommen. Sie hatten offenbar Einwände gegen die Methoden und die Kompromisse, die in der Vergangenheit von meinen Kollegen angewandt worden sind, aber hat Sie jemals einer von ihnen in die Irre geführt oder angelogen?«
Alex warf einen kurzen Blick auf die beiden Stellvertreter. »Nur wenn sie mich anlügen mussten und wenn es nichts mit meinem Außendienst zu tun hatte.«
»Das ist ein merkwürdiges Argument.«
»Wenn sie es Ihnen nicht gesagt haben, dann hätten sie es tun sollen. Ich war Alkoholiker, vor fünf Jahren - und ich bin es noch, aber ich trinke nicht mehr. Ich habe nur noch die Zeit bis zu meiner Pensionierung abgesessen, weshalb mir niemand etwas sagte, und sie hätten es auch nicht wagen dürfen.«
»Zu Ihrem besseren Verständnis: Meine Kollegen haben mir lediglich gesagt, Sie seien krank gewesen und dass Sie nicht bis zum Ende auf der Höhe Ihrer gewohnten Leistungsfähigkeit waren.«
Wieder sah Conklin die beiden Stellvertreter an und nickte beiden zu. »Danke, Casset, und dir auch, Valentino, aber das hättet ihr nicht tun sollen. Ich war ein Trunkenbold, und so was sollte kein Geheimnis sein, das hat mit meiner Person nichts zu tun.«
»Aus dem, was wir über Hongkong gehört haben, hast du dort einen Teufelsjob geleistet«, sagte der mit Casset Angesprochene. »Davon wollten wir nicht ablenken.«
»Du hast uns Zahnschmerzen bereitet, solange ich denken kann«, fügte Valentino hinzu. »Aber trotzdem konnten wir dich nicht als einen einfachen Alkoholiker erscheinen lassen.«
»Schwamm drüber. Kommen wir zurück auf Jason Bourne. Deswegen bin ich hier, deshalb mussten Sie mich empfangen.«
»Und allein deswegen bin ich einen Moment ausgewichen, Mr. Conklin. Sie hatten professionelle Meinungsverschiedenheiten mit meinen Stellvertretern, aber ich nehme an, dass Sie nicht an ihrer Integrität zweifeln.«
»Bei anderen schon, aber nicht bei Casset oder Val. Was mich angeht, so haben sie ihren Job gemacht und ich meinen. Es lag am System. Aber jetzt und hier liegt der Fall anders. Die Regeln sind eindeutig und absolut. Und da ich nicht kontaktiert worden bin, müssen sie gebrochen worden sein, ich wurde hinters Licht geführt, man hat mich angelogen. Ich
wiederhole also meine Frage: Wie ist es geschehen, und wer hat die Information erhalten?«
»Das ist alles, was ich hören wollte«, sagte der Direktor und griff zum Telefon auf dem Tisch. »Rufen Sie bitte Mr. DeSole an und bitten Sie ihn, in den Konferenzraum zu kommen.« Der DCI legte auf und wandte sich an
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