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Das Bourne Ultimatum

Titel: Das Bourne Ultimatum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Richter am Obersten Gerichtshof von Boston, und berührte dabei geistesabwesend die aufgescheuerte Haut seines Nackens unter seinem versengten weißen Haar.
    »Gott sei Dank musste ich niemals vor ein französisches Gericht. Eine Seite hat auf jeden Fall immer Unrecht.« Der entlassene Richter kicherte. »Sie sehen vor sich einen Gauner rechtmäßig angeklagt und rechtmäßig verurteilt. Der einzige entlastende Aspekt meiner Vergehen ist, dass ich erwischt wurde und so viele andere nicht, weder früher noch heute.«
    »Vielleicht sind wir sogar verwandt, Monsieur le juge.«

    »Im Vergleich mit ihnen ähnelt mein Leben ja eher dem des Thomas von Aquin...«
    »Erpressung«, unterbrach Marie.
    »Nein, die Anklage lautete auf Annahme von Vergütungen für günstige Urteile, derlei Dinge... Mein Gott, in Boston sind wir so pingelig! In New York ist das gängige Praxis: Übergib das Geld dem Gerichtsdiener, aber genug für jeden.«
    »Ich beziehe mich nicht auf Boston, ich spreche darüber, warum Sie hier sind. Das ist Erpressung.«
    »Das ist eine übermäßige Vereinfachung, aber im Wesentlichen korrekt. Wie ich Ihnen sagte, der Mann, der mich bezahlte, machte eine zusätzliche große Summe locker, damit ich die Information für mich behielt. Unter diesen Umständen und da ich nicht gerade einen vollen Terminkalender habe, hielt ich es für angebracht, meine Nachforschungen weiterzutreiben. Schließlich, wenn das Wenige, was ich wusste, so viel einbrachte, wie viel mehr konnte da hereinkommen, wenn ich etwas mehr wusste.«
    »Und Sie sprechen von französischer Logik, Monsieur?«, warf der Franzose ein.
    »Es war einfach eine Art ›weiterführender Befragung‹«, antwortete der ehemalige Richter. Er warf kurz einen Blick auf St. Jacques, bevor er sich wieder Marie zuwandte. »Aber, Verehrteste, ich habe da noch etwas ausgelassen, was bei den Verhandlungen mit meinem Klienten außerordentlich hilfreich war. Um es deutlicher zu sagen: Ihre Identität wurde von der Regierung geheim gehalten und geschützt. Das war ein wichtiger Punkt, und er jagte einem sehr mächtigen und einflussreichen Mann Angst ein.«
    »Ich möchte seinen Namen«, sagte Marie.
    »Dann brauche auch ich Schutz«, meinte Prefontaine.
    »Bekommen Sie...«
    »Und vielleicht etwas mehr«, fuhr der alte, abgehalfterte Richter fort. »Mein Klient hat keine Ahnung, dass ich hergekommen bin, keine Ahnung von dem, was hier geschehen ist. Das alles könnte seine Großzügigkeit mächtig anfeuern, wenn ich ihm beschriebe, was ich erfahren und beobachtet habe. Er würde vor Angst den Verstand verlieren, in solche
Dinge verwickelt zu sein. Denn in Anbetracht der Tatsache, dass ich beinahe von dieser hünenhaften Amazone getötet worden wäre, verdiene ich wirklich etwas mehr.«
    »Werde ich dann auch belohnt, weil ich Ihr Leben gerettet habe, Monsieur?«
    »Wenn ich irgendetwas von Wert besäße - außer meinen Rechtskenntnissen, die Ihnen zur Verfügung stehen -, würde ich es mit Vergnügen teilen. Das gilt für alles, was ich bekomme.«
    »Merci bien, cousin.«
    »D’accord, mon ami, aber lass das nicht die irischen Nonnen hören.«
    »Sie sehen nicht wie ein armer Mann aus, Richter«, sagte St. Jacques.
    »Dann täuscht die Erscheinung ebenso wie ein längst vergessener Titel, den Sie so großzügig benutzen... Vielleicht sollte ich hinzufügen, dass ich keine extravaganten Wünsche habe, weil ich allein lebe, und mein Dasein erfordert keinen Luxus.«
    »Sie haben also auch Ihre Frau verloren?«
    »Zwar geht Sie das eigentlich nichts an, aber meine Frau hat mich vor neunundzwanzig Jahren verlassen, und mein achtunddreißigjähriger Sohn, jetzt ein erfolgreicher Anwalt an der Wall Street, benutzt ihren Namen, und wenn er von neugierigen Leuten gefragt wird, sagt er, dass er mich niemals gekannt hat. Ich habe ihn nicht mehr gesehen, seit er zehn Jahre alt war.«
    »Quelle tristesse.«
    »Quelle Scheiße, Cousin. Der Bursche hat meinen Verstand geerbt, nicht den der hohlköpfigen Frau, die ihn geboren hat... Wir kommen jedoch vom Thema ab. Mein reinblütiger Franzose hier hat seine Gründe - die offenbar auf Verrat beruhen -, mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Ich habe ebenfalls starke Gründe, Ihnen zu helfen, aber ich muss auch an mich denken. Mein alter Freund kann nach Paris zurück und dort sein Leben beenden, während ich nirgends anders hin kann als nach Boston und zurück zu den dürftigen Chancen, die sich mir dort für meinen Lebensunterhalt bieten. Daher

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