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Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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interessante Hände: schmal, langfingrig, kräftig, mit kurz geschnittenen Nägeln. Die Hände einer Musikerin. Er schätzte sie auf höchstens Mitte dreißig.
    »Woher weiß ich, dass Sie wirklich Alexander Conklin sind?«, fragte sie.
    »Was weiß man schon gewiss?«, erkundigte Bourne
    sich. »Man muss daran glauben. «
    Die Frau schnaubte. »Wie heißen Sie mit Vornamen?«
    »Der steht vorn im Pass …«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich meine Ihren wirklichen Vornamen. Den Sie bei Ihrer Geburt bekommen haben.«
    »Alexej«, sagte Bourne, dem einfiel, dass Conklins Eltern aus Russland eingewandert waren.
    Die junge Frau nickte. Sie hatte ein gut geschnittenes Gesicht, in dem große grüne ungarische Augen dominierten, eine schmale Nase und volle, schön geschwungene Lippen. Sie zeigte eine gewisse steife Förmlichkeit, die jedoch mit einer Fin-de-siècle-Ausstrahlung kombiniert war, die unterschwellig und reizvoll an ein harmloseres Jahrhundert erinnerte, in dem das Unausgesprochene oft wichtiger gewesen war als das offen Gesagte.
    »Willkommen in Budapest, Mr. Conklin. Ich bin Annaka Vadas.« Sie hob einen wohl geformten Arm, machte eine einladende Bewegung. »Bitte kommen Sie mit.«
    Sie führte ihn über den Platz vor der Kirche und um die nächste Ecke. Die Gasse war so schlecht beleuchtet, dass die mit schweren Eisenbändern beschlagene Holztür kaum zu erkennen war. Die junge Frau nahm eine kleine Stablampe aus ihrer Umhängetasche und schaltete sie ein. Sie lieferte einen blendend hellen Lichtstrahl. Dann steckte sie einen altmodischen Bartschlüssel ins Schloss und drehte ihn erst in eine Richtung, dann in die andere.
    Die Tür öffnete sich knarrend »Mein Vater erwartet Sie bereits«, sagte sie. Sie betraten den riesigen Innenraum der Matthiaskirche. Im schwankenden Lichtstrahl der Stablampe konnte Bourne sehen, dass die verputzten Wände farbig bemalt waren. Die Fresken stellten Szenen aus dem Leben ungarischer Heiliger dar.
    »Im Jahr 1541 wurde Buda von den Türken erobert,
    und diese Kirche diente hundertfünfzig Jahre als Hauptmoschee der Stadt«, sagte sie, während sie den Lichtstrahl über die Fresken gleiten ließ. »Die Türken räumten sie leer und übermalten die herrlichen Fresken. Aber jetzt ist alles so wiederhergestellt, wie es im dreizehnten Jahrhundert war.«
    Vor ihnen sah Bourne einen schwachen Lichtschein.
    Annaka führte ihn in den aus mehreren Kapellen bestehenden Nordteil der Kirche. In der Kapelle neben der Kanzel standen die genau parallel ausgerichteten Sarkophage des ungarischen Königs Bela III. aus dem zehnten Jahrhundert und seiner Gemahlin Anne de Châtillon. In der ehemaligen Krypta stand unter einer Reihe geschnitzter Holzfiguren aus dem Mittelalter eine Gestalt im Halbdunkel.
    János Vadas streckte die Rechte aus. Als Bourne sie ergreifen wollte, tauchten drei finster dreinblickende Männer aus den Schatten auf. Bourne zog blitzschnell seine Pistole. Aber Vadas lächelte nur.
    »Sehen Sie sich den Schlagbolzen an, Mr. Bourne.
    Glauben Sie etwa, wir hätten eine funktionierende Waffe für Sie hinterlegt?«
    Bourne sah, dass Annaka mit einer Pistole auf ihn zielte.
    »Alexej Conklin war ein alter Freund von mir, Mr.
    Bourne. Und Ihr Gesicht war oft genug im Fernsehen.«
    Er hatte den wachsamen Gesichtsausdruck eines Jägers, dunkel und mit dichten Augenbrauen, einem energischen Kinn und glitzernden Augen. In seiner Jugend hatte er einen in der Stirnmitte spitz zulaufenden Haaransatz gehabt, aber jetzt, Mitte sechzig, hatte er eine Stirnglatze, die in Gegenrichtung ausgriff. »Sie haben offenbar Alexej und einen weiteren Mann – einen Dr. Panov, glaube ich – ermordet. Allein wegen Alexejs Tod könnte ich Sie auf der Stelle umlegen lassen.«
    »Für mich war er ein alter Freund, sogar mein Mentor.«
    Vadas machte ein trauriges, resigniertes Gesicht. »Und Sie haben sich gegen ihn gewandt, weil Sie’s wie alle anderen auf das abgesehen haben, was Felix Schiffer in seinem Kopf hat.«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
    »Nein, natürlich nicht«, sagte Vadas ziemlich skeptisch.
    »Woher habe ich Ihrer Meinung nach Alex’ richtigen Namen gewusst? Alexej und Mo Panov waren meine
    Freunde.«
    »Also wäre der Mord an den beiden die Tat eines Verrückten gewesen.«
    »Genau.«
    »Herr Hazas ist der Überzeugung, dass Sie unzurechnungsfähig sind«, sagte Vadas gelassen. »Sie erinnern sich an den Hoteldirektor, den Sie fast zu Brei geschlagen haben? Er hat Sie als

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