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Das brennende Gewand

Das brennende Gewand

Titel: Das brennende Gewand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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ist zwar besessen von der Goldmacherei, aber auch ein Verfahren wie das, was dort vorgeführt wird, mag ihm gefallen, um seine Fälscherei zu vervollkommnen.«
    »Ich glaube nicht, dass der Overstoltz ihm die Prozedur verraten will. Er hat einen ziemlichen Hokuspokus darum gemacht, und manches blieb hinter dem Rauch und seinen weiten Ärmeln verborgen.«
    »Scharlatan!«
    »Ich glaube, Rebbe Goldfarb könnte uns diesen Vorgang in einfachen Worten erläutern, wenn er wollte«, meinte Almut, die sich an den Besuch bei dem alten Juden erinnerte, und Leon nickte.
    »Kommen wir zu Ramon zurück«, forderte der Herr vom Spiegel. »Was sind seine Pläne?«
    »Ich weiß es nicht genau, Herr. Er wird versuchen, hinter dieses Goldmachen zu kommen und auch andere Geheimnisse zu lüften, die der Burgherr besitzt. Sie haben sehr viel von alten Schriften gesprochen, in denen etwas von kosmischen Kräften und Mysterien steht.«
    »Mhm«, brummte Ivo vom Spiegel. »Besitzt er welche oder haben sie Namen genannt?«
    »Ja, er hat einige kostbare Folianten und er sprach von weiteren. Aber es waren fremdländische Bezeichnungen. Sie sagen, es sind Bücher der Mauren und Juden.«
    »Manche von ihnen bergen große Weisheit. Aber die Geheimnisse, die die Quacksalber darin suchen, enthüllen sie nicht.«
    »Ihr kennt solche Werke?«, konnte Almut nicht unterdrücken zu fragen.
    »Ich kenne einige. Es tut hier nichts zur Sache.« Doch dann flackerte ein Fünkchen Heiterkeit in seinen Augenwinkeln auf. »Ich bin aber gerne bereit, neugierigen Beginen zu späterer Zeit das eine oder andere daraus zu verraten.«
    Zufrieden lehnte Almut sich zurück und hörte Fredegars Bericht über das anschließende Gelage zu und bedauerte insgeheim den jungen Mann, den das zügellose Verhalten sichtlich angewidert hatte.
    »Hat man dich zu Untaten gezwungen, Junge?«, fragte Ivo vom Spiegel mit sanfterer Stimme als sonst nach.
    »Nein, Herr. Ich konnte mich erwehren.«
    »Gut. Deine Schilderung war hilfreich. Auch diese Art Feiern mögen ein Grund für Ramons Verweilen sein. Er schätzt solche Ausschweifungen.«
    »Können wir auf diese Weise seiner habhaft werden?«, fragte Leon. »Ihn, wenn er trunken ist, von dort fortbringen?«
    Hardwin schüttelte den Kopf.
    »Nein, Herr Leon. Das wäre ungeschickt. Wir brauchen ihn hier in den Stadtmauern, um Anklage zu erheben. Ihn trunken oder bewusstlos aus der Burg zu entführen, ist mit großen Gefahren verbunden.«
    »Richtig. Ich will ihn hierhaben. Wir brauchen ein Mittel, um ihn in die Falle zu locken.«
    Es herrschte eine ganze Weile Schweigen in dem Raum, und ein jeder hing seinen Überlegungen nach.
    Almut war es, die schließlich die Stimme erhob.
    »›Eine gute Botschaft aus fernen Landen ist wie kühles Wasser für eine durstige Kehle.‹«
    »So sagt der Weise. Welche Botschaft soll die durstige Kehle netzen, Begine?«
    »Eine aus fernen Landen natürlich. Eine maurische oder jüdische.«
    »Das, Herrin, wird für Ramon mit großer Gewissheit ein Köder sein, nach dem er schnappen wird.«
    Hardwin sah sie mit Achtung an, und auch sein Herr nickte.
    »Wir brauchen jemanden, der ein Werk besitzt, das ihn reizt, und einen Boten, der ihm Nachricht davon bringt.«
    »Wir könnten versuchen, Rebbe Goldfarb zu überreden, seinen Namen verwenden zu dürfen«, schlug Almut vor.
    »Wenn er einwilligt, ist er eine gute Adresse. Das Buch Aesch Mezareph des Rabbi Abraham wird als Köder dienen, denke ich - ob es der Jude nun besitzt oder nicht.«
    Fredegar hatte aufmerksam zugehört und bot, wenn auch nicht mit glücklicher Miene, an: »Ich kann morgen wieder zur Burg reiten, Herr vom Spiegel, wenn Ihr es wünscht.«
    »Nein, Knappe, deine Aufgabe ist erfüllt. Wir brauchen einen anderen zu diesem Zweck. Einen, den er kennt und dem er vertraut.« Er sah Almut an und fragte: »Eure Schwester, die Maurin, wird sie uns helfen?«
    »Sie besitzt ein kleines, sehr scharfes Messer, das sie gerne einsetzen würde. Ja, sie hilft uns.«
    »Ich möchte nicht...«
    »Leon, nicht sie soll die Botin sein. Aber sie kennt die Leute, mit denen Ramon verkehrte.«
    Mit nur geringer Überraschung gewahrte Almut, dass Leon sich um Aziza sorgte. Mit erheblich größerer Überraschung aber nahmen alle Fredegars Vorschlag auf.
    »Herr vom Spiegel, der beste Überbringer der Nachricht wird sein Diener Derich sein.«
    »Wohl wahr. Aber wir haben ihn noch nicht aufgetrieben.«
    »Ich könnte mir aber vorstellen, wann und wo man ihn antrifft.

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