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Das brennende Gewand

Das brennende Gewand

Titel: Das brennende Gewand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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verschwunden.
    Dafür hatte etwas anderes Raum gegriffen, und wenn sie sein Mienenspiel richtig deutete, konnte es tatsächlich so etwas wie Schalk sein.
    Das überraschte sie ernsthaft.
    »Wollt Ihr meine Ehre mehren, Begine?«
    »Wie könnte ich?«
    »Als mein tüchtiges Weib?«
    Sie war heilfroh, dass die Mauer hinter ihr sie stützte.
    »Ihr...«
    »Der Dispens ist erteilt, und ich bin frei, ein neues Gelübde abzulegen. Diesmal sollte Theo mich nicht daran hindern können.«
    Almut schluckte. Alles Mögliche hatte sie von diesem Besuch erwartet, nicht aber das. Ja, sie hatte sich gewünscht, dass er sie eines Tages fragen würde, sie hatte geträumt davon, sich danach gesehnt. Aber sie hatte nicht erwartet, dass es wirklich geschehen würde. Zu fern war diese Hoffnung in der letzten Zeit gerückt. In ihrer Not sandte sie Maria, der himmlischen Braut, eine Bitte um Beistand.
    Und die barmherzige Mutter, die den Sinn ihrer Tochter kannte, gab ihrer Zunge den Wink, die Worte des Weisen zu sprechen.
    »›Es ist dem Menschen ein Fallstrick, unbedacht Gelübde zu tun, und erst nach dem Gelobten zu überlegen. ‹«
    Die Fältchen um seine Augen vertieften sich, und seine dunkle Stimme wurde weich wie Samt.
    »Dann werde ich zuvor bedenken und prüfen, ob es zu einem Fallstrick werden kann. ›Steh auf, meine Freundin, meine Schöne, und komm her. Denn siehe, der Winter ist vergangen, der Regen ist vorbei und dahin.‹«
    »Jenes alte Lied zitiert Ihr wieder, Herr?«
    »Es ist an der Zeit, Begine, dass Ihr es ganz zu hören bekommt.«
    Der Druck seiner Hand in ihrem Nacken wurde stärker, und sie sah sich gezwungen, ihr Kinn anzuheben. Er half ihr mit einem Finger nach und beugte sich dann über ihre willig geöffneten Lippen.
    Die Zinne bot ihr nicht mehr genügend Halt, viel mehr Stütze fanden ihre Arme, als sie sie auf seine Schultern legte.
    »Und nun, Weib, glaubt Ihr noch immer daran, dass ich unbedachte Gelübde tue?«
    Sie rang zwar noch ein klein wenig nach Atem, aber ihre Mundwinkel zuckten verdächtig, als sie salbungsvoll sprach: »›Der Mund des Toren bringt ihn ins Verderben, und seine Lippen bringen ihn zu Fall.‹«
    »Bringen meine Lippen Euch zu Fall? Nun, dann haltet Euch fest an mir, ich will Euch das Verderben noch einmal bringen.«
    Er tat es, und anschließend musste sich Almut tatsächlich mit zitternden Knien an ihn lehnen.
    So fand sie Leon, der, ebenfalls mit verdächtig zuckenden Mundwinkeln, fragte: »Ist mein Herr Vater so schwächlich geworden, dass Ihr ihn stützen müsst, Frau Almut?«
    Der Arm um ihre Hüfte hatte die Wirkung einer Schraubzwinge, als sie versuchte, sich zu entwinden.
    »Ihr werdet, mein Sohn, zur Kenntnis nehmen, dass meine Manneskraft mich noch nicht verlassen hat.«
    »Das wird nicht nur mich, sondern vor allem das edle Weib in Eurem Arm erfreuen. Dennoch bin ich gekommen, um Nachrichten zu bringen. Jung Fredegar ist eingetroffen und will berichten.«
    »Dann wollen wir seinen Worten lauschen.«
    Almut bedauerte für einen winzigen Moment, dass sich der feste Griff löste, aber dann schloss sie sich Leon an, der hinter Ivo vom Spiegel die Stiege hinabging. Auf einem Treppenabsatz hielt Leon plötzlich inne und drehte sich zu ihr um. Ein seltsamer Ausdruck lag auf seinen schönen dunklen Zügen.
    »Was bewegt Euch, Leon? Schlimme Botschaften?«
    »Nein, Frau Almut. Es ist nur... er hat mich eben das erste Mal seinen Sohn genannt«, antwortete er leise. Ebenso leise sagte Almut: »Oh - ja, das tat er. Und mich sein Weib.«
    Die Ohren des Herrn vom Spiegel bewiesen eine außerordentliche Hellhörigkeit, denn von unten donnerte es: »Was haben mein Sohn und das Weib dort oben zu turteln?«
    Eilig liefen sie die Stufen hinunter und betraten das Turmzimmer, in dem Fredegar und Hardwin auf sie warteten. Der junge Mann mochte eine leichte Erschöpfung fühlen, doch ein Becher Wein und einige gebratene Hühnerbeinchen hatten ihn erfrischt, und er konnte den Zuhörern eine bündige Darstellung dessen liefern, was er auf der Burg Efferen erfahren hatte.
    »Was du gesehen hast, Knappe, ist ein übliches Vorgehen, um unedle Gegenstände mit einer dünnen, aber festen Schicht Gold zu versehen, die besser haftet als das Blattgold, das die Vergolder auftragen«, erläuterte Ivo vom Spiegel. »Mit Magie hat es nichts zu tun, aber es beeindruckt die schlichten Gemüter.«
    »Ramon ist aber kein schlichtes Gemüt, Herr vom Spiegel«, wandte Leon ein.
    »Nein, das ist er nicht. Er

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