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Das brennende Land

Das brennende Land

Titel: Das brennende Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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sah, erkannte er seinen Vorteil, denn er saß im Sattel und ich nicht. Und so drückte er seinem Pferd die Fersen in die Seiten und ritt auf mich zu, um mich zu töten.
    Er griff mich mit der Verzweiflung eines Mannes an, der nicht daran glaubt, dass er gewinnen kann. Er versuchte nicht, mich einzuschätzen, wie es Beornoth getan hatte, sondern ritt so schnell wie möglich auf mich zu und holte mit dem Schwert so weit aus, wie es seine Kräfte zuließen.    Ich fing den Hieb ab, indem ich Schlangenhauch aufrecht in die Höhe hielt. Ich kannte mein Schwert, ich kannte seine Kraft, ich hatte zugesehen, wie Ealdwulf der Schmied vier Eisenstangen und drei Stahlstangen zu einer einzigen langen Klinge geschmiedet hatte. Ich hatte mit ihr gekämpft, ich hatte mit ihr getötet, und ich hatte sie mit den Klingen von Sachsen, Dänen, Normannen und Friesen verglichen. Ich kannte diese Klinge, und ich vertraute ihr, und als Aldhelms Schwert sich mit einem so lauten Klirren mit ihr kreuzte, dass es noch auf der anderen Seite des Flusses zu hören gewesen sein musste, wusste ich, was geschehen würde.
    Sein Schwert brach. Es brach in zwei Stücke. Das abgebrochene Ende, zwei Drittel der Klinge, traf meinen Helm und fiel in den Morast, und dann verfolgte ich Aldhelm, der mit dem Stumpf seines Schwertes in der Hand zu fliehen versuchte. Doch es gab kein Entkommen. Der Kampf war vorüber. Die Männer, die ihn unterstützt hatten, waren entweder tot oder entwaffnet, und die Krieger, die sich auf meine Seite gestellt hatten, bildeten einen Kreis um uns beide. Aldhelm brachte seinen Hengst zum Stehen und starrte mich an. Er öffnete den Mund, doch er fand keine Worte. «Runter», sagte ich zu ihm, und als er zögerte, brüllte ich es noch einmal. «Runter!»
    «Gib ihm dein Schwert», befahl ich Beornoth, der sein Pferd wieder eingefangen hatte.
    Aldhelm stand unsicher auf den Beinen. Er hatte einen Schild, und nun hatte er auch noch Beornoths Schwert, doch er war kein Kämpfer. Er wimmerte. Es ist keine Freude, einen wimmernden Mann zu töten, also tat ich es schnell. Ein angetäuschter Stoß über seinen Schild mit den gekreuzten Äxten, sodass er den Schild hob, und dann    senkte ich Schlangenhauch und hackte ihm die Klinge mit so viel Kraft in den linken Knöchel, dass er stolperte. Er fiel auf ein Knie, und als Nächstes traf ich ihn mit Schlangenhauch seitlich am Hals. Er trug eine Kettenhaube unter seinem Helm, und die Glieder brachen nicht auf, aber der Hieb ließ ihn in eine Pfütze sinken, und ich schlug erneut zu. Dieses Mal brach der Halsschutz der Kettenhaube, sodass Blut hoch emporspritzte und auf die Reiter sprühte, die am dichtesten dabeistanden. Aldhelm zitterte und heulte, und ich zog die Klinge wie eine Säge ein Stück zu mir zurück, bis die Spitze in der gezackten Wunde stand, in der sich Blut und verformte Kettenglieder mischten, und dann stieß ich sie ihm tief in die Kehle und drehte sie herum. Er erschauerte, blutete wie ein Schwein, und dann war er tot.
    Ich warf sein Banner in die Temes, hielt dann meine Hände wie einen Trichter vor den Mund und rief den Männern auf der anderen Uferseite zu: «Sagt Alfred, dass Uhtred von Bebbanburg zurück ist!»
    Nur dass ich jetzt für Mercien kämpfte.
    Æthelflæd bestand darauf, dass Aldhelm ein christliches Begräbnis erhielt. Im Dorf stand eine kleine Kirche. Sie war kaum mehr als ein Viehstall mit einem Kreuz am Giebel, und um diese Kirche herum lag ein Friedhof, auf dem wir sechs Gräber für die sechs Toten des Kampfes aushoben. Die Gräber, die zuvor schon bestanden hatten, waren schlecht gekennzeichnet, und so fuhr einer unserer Spaten in eine frische Leiche, riss das wollene Leichentuch auf und zerstreute stinkendes Fett und Rippenknochen. In dieses Grab legten wir Aldhelm. Weil so viele Mercier seine Schwurmänner gewesen waren und ich ihr Pflichtgefühl nicht weiter belasten wollte, ließ ich ihn in seinen    guten Gewändern und im Kettenhemd begraben. Ich behielt seinen Helm, eine Goldkette und sein Pferd.
    Pater Pyrlig betete für die neu Bestatteten, dann konnten wir abziehen. Mein Cousin war offenbar auf seiner Besitzung bei Gleawecestre, deshalb ritten wir dorthin. Ich führte jetzt mehr als zweihundert Männer, die meisten Mercier und Aufrührer, zumindest in den Augen meines Cousins. «Soll ich Æthelred töten?», fragte ich Æthelflæd.
    «Nein!» Sie klang entsetzt.
    «Warum nicht?»
    «Willst du Herr von Mercien werden?», gab sie

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