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Das brennende Land

Das brennende Land

Titel: Das brennende Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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zurück. «Nein.»
    «Er ist der führende Aldermann von Mercien und mein Gemahl.» Sie zuckte mit den Schultern. «Ich mag ihn vielleicht nicht, aber ich bin dennoch mit ihm verheiratet.»
    «Man kann nicht mit einem toten Mann verheiratet sein.» «Mord ist immer noch eine Sünde», sagte Æthelflæd sanft. «Sünde», entgegnete ich höhnisch.
    «Manche Sünden sind so schwer, dass kein Leben ausreicht, um sich von ihnen reinzuwaschen.»
    «Dann lasst mich das Sündigen übernehmen», schlug ich vor.
    «Ich weiß, was in deinem Herzen vorgeht», sagte sie, «und wenn ich dich nicht aufhalte, bin ich ebenso schuldig wie du.»
    Ich brummte eine Erwiderung. Dann kamen wir durch ein Dorf, und ich nickte dem Volk zu, das sich auf die Knie geworfen hatte. Das Dorf bestand aus nichts als Strohdächern, Dung und Schweinen. Seine Bewohner hatten keinerlei Vorstellung davon, wer wir waren, doch sie kannten    Kettenrüstungen und Waffen und Schilde. Sie würden den Atem anhalten, bis wir durchgezogen waren, doch schon bald, dachte ich, würden die Dänen hier entlangkommen, und das Stroh der Dächer würde brennen, und die Kinder würden versklavt werden.
    «Wenn du stirbst», sagte Æthelflæd, «dann willst du ein Schwert in der Hand haben.»
    «Gewiss.»
    «Warum?»
    «Ihr wisst, warum.»
    «Damit du nach Walhalla kommst. Wenn ich sterbe, Uhtred, will ich in den Himmel kommen. Würdest du mir das verweigern?» «Ganz sicher nicht.»
    «Dann kann ich die schreckliche Sünde des Mordens nicht begehen. Æthelred muss am Leben bleiben. Darüber hinaus», sie schenkte mir ein Lächeln, «würde es mir mein Vater niemals vergeben, wenn ich Æthelred ermorden würde. Oder dir erlauben würde, ihn zu ermorden. Und ich möchte meinen Vater nicht enttäuschen. Er ist ein liebenswerter Mann.»
    Ich lachte auf. «Euer Vater», sagte ich, «wird in jedem Fall ärgerlich sein.»
    «Weshalb?»
    «Weil Ihr um meine Hilfe gebeten habt, natürlich.»
    Æthelflæd sah mich mit eigentümlichem Blick an. «Was glaubst du, wer mir vorgeschlagen hat, dich um Hilfe zu bitten?»
    «Was?» Ich starrte sie entgeistert an, und sie lachte. «Euer Vater wollte, dass ich zu Euch komme?», fragte ich ungläubig.
    «Gewiss!», sagte sie.
    Ich fühlte mich wie ein Narr. Ich dachte, ich wäre Alfred entkommen, nur um festzustellen, dass er es war, der mich wieder in den Süden gelockt hatte. Pyrlig musste davon gewusst haben, doch er hatte sorgfältig darauf geachtet, mir nichts davon zu erzählen. «Aber Euer Vater hasst mich!»
    «Er hasst dich natürlich nicht. Er hält dich nur für einen sehr eigensinnigen Hund, dem er gelegentlich eins überziehen muss.» Sie sah mich mit einem missbilligenden Lächeln an, dann zuckte sie mit den Schultern. «Er weiß, dass bald ein Angriff auf Mercien stattfindet, Uhtred, und er fürchtet, dass Wessex nicht in der Lage sein wird, Mercien zu unterstützen.»
    «Wessex hat Mercien immer unterstützt.»
    «Nicht, wenn die Dänen an der Küste von Wessex landen», sagte sie, und beinahe hätte ich laut aufgelacht. Wir hatten uns in Dunholm solche Mühe gemacht, unsere Pläne geheim zu halten, und doch kannte Alfred sie längst und baute vor. Und er hatte seine Tochter benutzt, damit sie mich in den Süden holte. Zuerst dachte ich, wie gerissen er doch war, und dann fragte ich mich, welche Sünden dieser gerissene Mann wohl hinnehmen würde, um die Dänen von der Zerstörung des Christentums in England abzuhalten.
    Wir verließen das Dorf und ritten durch sonnenbeschienenes Land. Die Wiesen waren grün geworden, und das Gras wuchs schnell. Das Vieh, befreit aus den dunklen Winterställen, tat sich an den frischen Trieben gütlich. Ein Hase setzte sich auf die Hinterpfoten, um uns zu beobachten, dann rannte er hakenschlagend ein Stück weiter, bevor er sich erneut auf die Hinterpfoten setzte. Die Straße stieg langsam zu den sanft geschwungenen Hügeln hin an. Es war gutes Land, gut bewässert und fruchtbar,    genau die Art Land, nach der sich die Dänen sehnten. Ich war in ihrer Heimat gewesen und hatte gesehen, wie sich die Männer auf kleinen Feldern, auf sandigen Weiden und steinigem Gelände ein elendes Dasein zusammenkratzten. Kein Wunder, dass sie England wollten.
    Die Sonne sank, als wir durch ein weiteres Dorf kamen. Ein Mädchen, das zwei Eimer Milch an einem Schulterjoch trug, erschrak bei dem Anblick der bewaffneten Männer so sehr, dass es niederknien wollte und dabei stolperte, sodass die wertvolle

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