Das brennende Land
zweihundert Männer das Kloster eingekreist. Aldhelm, der einen großen, schwarzen Hengst ritt, hielt sein Tier fünfzig Schritte vor dem Tor zum Klosterhof an. Er hatte eine Leibwache aus zwei Priestern und einem Dutzend Kriegern bei sich. Die Krieger trugen Schilde, auf denen das Zeichen ihres Herrn, die gekreuzten Äxte, aufgemalt war. Diese entschlossenen Männer saßen hinter ihm auf ihren Pferden und beobachteten ebenso wie ihr Herr schweigend das geschlossene Tor. Wusste Aldhelm, dass ich hinter diesem Tor war? Möglicherweise vermutete er es, doch ich bezweifle, dass er sicher war. Wir waren sehr schnell durch Mercien geritten und hatten uns auf der östlichen Seite gehalten, wo die Dänen am stärksten waren, also hatten wohl nur wenige Männer im sächsischen Mercien bemerkt, dass ich in den Süden gekommen war. Dennoch ahnte Aldhelm vielleicht, dass ich da war, denn er unternahm keinen Versuch, in das Kloster zu kommen. Oder aber er stand unter dem Befehl, seinen Gott nicht zu beleidigen. Das gewaltsame Eindringen in ein Kloster wäre ein Sakrileg gewesen. Alfred mochte es Æthelred verzeihen, wenn er Æthelflæd unglücklich machte, doch er würde niemandem verzeihen, der seinen Gott beleidigte.
Ich stieg wieder in den Hof hinunter. «Auf was wartet er?», fragte Finan. «Auf mich», erwiderte ich.
Ich legte meine Kettenrüstung, meinen Schwertgürtel, meine Stiefel und meinen wolfsgekrönten Helm an, und ich nahm meinen Schild mit dem Wolfszeichen, und ich beschloss, zu den beiden Schwertern an meinem Gürtel noch eine Kampfaxt mitzunehmen. Dann befahl ich, einen Flügel des Tors zu öffnen, und trat allein hinaus. Ich nahm kein Pferd, denn ich hatte mir keinen kampferprobten Hengst kaufen können.
Schweigend ging ich auf Aldhelm zu, und schweigend beobachteten mich seine Männer. Wenn Aldhelm auch nur einen Funken Mut besessen hätte, dann wäre er auf mich zugeritten und hätte mit dem langen Schwert, das an seiner Seite hing, auf mich eingehackt, und auch ohne Mut hätte er seiner Leibwache befehlen können, mich zu töten. Doch er starrte mich einfach nur an.
Ich blieb stehen, als ich noch etwa ein Dutzend Schritte von ihm entfernt war, und legte mir die Kampfaxt über die Schulter. Ich hatte die Wangenstücke meines Helms hochgeklappt, sodass Aldhelm mein Gesicht sehen konnte. «Ihr Männer von Mercien!», rief ich so laut, dass mich nicht nur Aldhelms Männer, sondern auch die westsächsischen Einheiten auf der anderen Seite des Flusses hören konnten. «Es kann nun jeden Tag so weit sein, dass Jarl Haesten einen Angriff auf euer Land unternimmt! Er kommt mit Tausenden von Männern, gierigen Männern, Speer-Dänen, Schwert-Dänen, Dänen, die eure Frauen schänden, eure Kinder versklaven und euer Land stehlen. Sie werden eine größere Armee bilden als die Kriegerhorden, die ihr bei Fearnhamme geschlagen habt! Wie viele von euch waren bei Fearnhamme dabei?»
Die Männer warfen sich Blicke zu, doch keiner hob die Hand.
«Schämt ihr euch eures Erfolgs?», fragte ich. «Ihr habt eine Schlacht geschlagen, die nicht vergessen werden wird, solange Menschen in Mercien leben! Und dafür schämt ihr euch? Wie viele von euch waren bei Fearnhamme?»
Nun wagten es einige, sich zu melden, und ein Mann begann zujubeln, und mit einem Mal jubelten fast alle. Sie bejubelten sich selbst. Aldhelm war verwirrt und versuchte für Ruhe zu sorgen, doch die Männer beachteten ihn nicht.
«Und wer», brüllte ich noch lauter, «soll euch gegen Jarl Haesten führen, der mit Wikingern und Piraten hier einfällt, mit Totschlägern und Sklavenhändlern, mit Speeren und Äxten, mit Feuer und Verderben? Es war die Herrin Æthelflæd, die euch zu eurem Sieg bei Fearnhamme ermutigt hat, und ihr wollt, dass sie in ein Nonnenkloster gesperrt bleibt? Sie hat mich gebeten, hierherzukommen und wieder mit euch zu kämpfen, und hier bin ich. Und ihr? Ihr grüßt mich mit Schwertern? Mit Speeren? Wer soll euch gegen Jarl Haesten und seine Totschläger führen?» Ich ließ die Frage einige Augenblicke in der Luft hängen, dann nahm ich die Axt von der Schulter und deutete damit auf Aldhelm. «Wollt ihr ihn?», schrie ich, «oder mich?»
Was für ein Narr dieser Mann doch war. Er hätte mich in diesem Moment, unter dem letzten Regen, den der Westwind über uns trieb, entweder augenblicklich töten oder mich umarmen sollen. Er hätte aus dem Sattel springen und mir seine Freundschaft anbieten und damit eine
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