Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das brennende Land

Das brennende Land

Titel: Das brennende Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
niederkämpfen. Ich beobachtete einen Mann, der eine Leiter trug, sie an die Palisade stellte, mit gezogenem Schwert darauf emporstieg, und oben richtete ein Däne seinen schweren Speer auf ihn und wartete ab. Ich rief eine Warnung, doch der Feind schleuderte seinen Speer, und seine Spitze durchdrang den Helm. Der Mann erbebte auf der Leiter und stürzte rücklings herunter, Blut spritzte hoch in den Morgen. Ein    zweiter Mann schob ihn aus dem Weg, brüllte wütend, stieg die Leiter hinauf und holte mit einer Kriegsaxt nach dem Speerwerfer aus. In diesem Moment, als das Sonnenlicht den neuen Tag durchflutete, war alles nur noch Verwirrung. Ich hatte mein Bestes getan, um den Angriff zu ordnen, doch nun hatten sich die Einheiten vermischt. Einige Männer standen bis zu den Hüften im Wasser des Grabens, und alle waren hilflos, weil es uns nicht gelang, die Leitern an der Palisade zu halten. Die Dänen, obwohl von der Sonne geblendet, hackten und stießen mit ihren gewaltigen Kampfäxten nach ihnen, um sie zum Umstürzen zu bringen. Einige Leitern zersplitterten, doch immer weiter versuchten meine tapferen Kämpfer, die hohe Palisade zu erklettern. Eine unserer Segeltuchleitern rutschte in den Graben, und ich sah, wie die Männer sie wieder zurückzerrten, während Speere auf sie niedergingen. Noch mehr Feuer wurde vom Bollwerk heruntergeschüttet, sein Flackern zuckte über Helme und Klingen, doch die Männer erstickten die Flammen, indem sie die Scheite in den Schlick traten. Speere fuhren dröhnend in Schilde.
    Ich hob eine umgestürzte Leiter auf, rammte sie an die Palisade und kletterte hinauf, aber ein Mann kann keine Leiter hinaufsteigen, wenn er ein Schwert und einen Schild in Händen hat, also hängte ich mir den Schild über den Rücken. Ich musste eine Sprosse nach der anderen mit der Linken greifen, während ich in der Rechten Schlangenhauch hielt. Dann packte ein Däne von oben mit seiner Hand im Kettenhandschuh meine Schwertklinge, um mir die Waffe zu entwinden, und ich riss die Klinge zurück, verlor das Gleichgewicht und fiel auf einen Toten. Edward begann dieselbe Leiter emporzusteigen. Er trug einen golden verzierten Helm, über dem eine Schwanenfeder wippte. Das    machte ihn zu einem auffälligen Ziel. Ich sah, wie die Dänen abwarteten, bis er kam. Sie wollten ihn über die Brustwehr zerren, um ihm seine gute Rüstung abzunehmen, aber Steapa riss die Leiter seitlich weg, sodass der Ætheling in den Morast fiel.
    «Gütiger Gott», hörte ich Edward in so müdem Tonfall sagen, als hätte er ein bisschen Milch oder Ale verschüttet, und da musste ich lachen. Der Griff einer Axt, die von oben herabgeschleudert worden war, knallte an meinen Helm. Ich drehte mich um, hob die Waffe auf und schleuderte sie den Gesichtern über mir entgegen, doch sie flog viel zu hoch über die Dänen hinweg. Pater Coenwulf half Edward auf die Füße. «Ihr solltet nicht hier sein», knurrte ich dem Priester zu, doch er beachtete mich nicht. Er war ein tapferer Mann, denn er trug keine Rüstung und keine Waffen. Steapa deckte Edward mit seinem riesigen Schild, denn immer weiter wurden Speere von der Palisade heruntergeschleudert. Irgendwie entging Pater Coenwulf den Klingen. Er hob den johlenden Dänen ein Kruzifix entgegen und rief einen Fluch zu ihnen hinauf.
    «Bringt Leitern her!», erklang da eine Stimme. «Bringt sie hierher!» Es war Pater Pyrlig. «Leitern!», rief er wieder. Dann nahm er einen Bienenstock von einem seiner Männer entgegen und wandte sich der Palisade zu. «So, hier habt ihr ein bisschen Honig!», brüllte er den Dänen zu und schleuderte den Bienenstock aufwärts.
    Die Palisade war gut zehn Fuß hoch, und man brauchte gewaltige Kräfte, um einen versiegelten Bienenstock bis über die Brustwehr zu schleudern. Die Dänen können nicht gewusst haben, was es war, das da geflogen kam, vielleicht hielten sie es für einen Felsbrocken, obwohl sie ganz bestimmt wussten, dass kein Mann imstande war, einen    Felsbrocken so weit zu werfen. Ich sah eine Schwertklinge gegen den Bienenstock zucken, dann verschwand er über der Brustwehr. «Noch einer!», rief Pyrlig.
    Der erste Bienenstock musste auf der Kampfplattform aufgekommen sein. Und er musste zerbrochen sein.
    Die Bienenstöcke waren versiegelt gewesen. Brun hatte die kühle Abenddämmerung abgewartet, in der alle Bienen in ihren Stock zurückkehren, und dann hatte er die Einfluglöcher mit Lehm und Dung verschlossen. Und jetzt zersplitterte

Weitere Kostenlose Bücher