Das brennende Land
spannte sich an unter meinem. «Ich habe ihr die Treue geschworen, Herr», sagte ich.
«Dann brauche ich Euren Eid nicht», sagte Edward mit einem kleinen Lächeln.
Das war großmütig von ihm, und ich beugte anerkennend den Kopf. «Ihr braucht meinen Eid nicht, Herr, aber Eure Männer brauchen heute Abend Eure Ermutigung. Sprecht zu ihnen. Begeistert sie für den Kampf.»
Wir würden in dieser Nacht kaum zum Schlafen kommen. Die Männer brauchten Zeit, um sich auf die Schlacht vorzubereiten. Die Zeit vor einer Schlacht ist eine Zeit der Furcht, in der die Vorstellungskraft den Feind noch schreckenerregender erscheinen lässt, als er ist. Ein paar Männer, nur sehr wenige, flüchteten aus der Festung und suchten Zuflucht in den Wäldern. Die übrigen wetzten ihre Schwerter und Äxte. Ich ließ sie kein weiteres Holz auf die Feuer legen, weil ich nicht wollte, dass die Dänen in dieser Nacht glaubten, es habe sich etwas verändert, und so wurden die meisten Waffen im Dunkeln geschliffen. Die Männer zogen Stiefel, Kettenhemden und Helme an. Es fielen ein paar dürftige Scherze. Einige saßen einfach nur mit hängendem Kopf da, doch sie hörten zu, als Edward zu ihnen sprach. Er ging von einer Gruppe zur anderen. Ich musste daran denken, wie kraftlos die erste Ansprache seines Vaters vor dem großen Sieg bei Ethandun gewesen war. Edward hatte kaum mehr Talent zur Rede, doch er besaß eine gewinnende Ernsthaftigkeit, und die Männer murmelten beifällig, als er versprach, den Angriff an vorderster Stelle zu führen.
«Ihr müsst dafür sorgen, dass er am Leben bleibt», erklärte Pater Coenwulf eindringlich.
«Ist dafür nicht eher Euer Gott verantwortlich?», fragte ich. «Sein Vater wird Euch niemals verzeihen, wenn Edward stirbt.» «Er hat noch einen anderen Sohn.»
«Edward ist ein guter Mann», erwiderte Coenwulf erbost, «und er wird einen guten König abgeben.»
Das glaubte ich inzwischen auch. Zuvor hatte ich nicht so gedacht, aber ich hatte begonnen, Edward zu mögen. Er besaß eine große Einsatzbereitschaft, und ich zweifelte nicht daran, dass er sich als tapfer erweisen würde. Er fürchtete sich natürlich, wie sich alle Männer fürchten, doch er ließ diese Ängste nicht über seine Lippen kommen. Er war entschlossen, sich als würdiger Ætheling zu bewähren, und das bedeutete, dem Tod ins Angesicht zu blicken. Er hatte sich nicht dagegen gesträubt, den Gefahren des Kampfes entgegenzutreten, und dafür hatte er meinen Respekt. «Er wird einen guten König abgeben, wenn er sich bewährt. Und Ihr wisst, dass er sich bewähren muss», sagte ich.
Der Priester schwieg einen Moment und nickte dann. «Aber passt auf ihn auf», bat er.
«Ich habe Steapa gesagt, dass er auf ihn aufpassen soll, und etwas Besseres kann niemand für ihn tun.»
Pater Pyrlig tauchte in seinem angerosteten Kettenhemd aus der Dunkelheit auf, mit einem Schwert an der Seite und Axt und Schild über der Schulter. «Meine Männer sind bereit», sagte er. Ich hatte ihm dreißig Männer gegeben, deren Aufgabe es war, die Bienenstöcke den nachtschwarzen Hügel hinunterzutragen und über den Graben zu bringen.
Ich sah nach Osten. Es war kein Lichthauch zu erkennen, doch ich spürte, dass die Nacht kurz vor ihrem Ende stand. Ich berührte meinen Thorshammer. «Machen wir uns auf», sagte ich.
Steapas Männer verursachten am Fuß des Hügels so viel Getöse wie möglich, um die Dänen durch ihren Lärm abzulenken, während Hunderte Männer die Hügelfestung verließen und in tiefer Dunkelheit den steilen Abhang hinunterstiegen. Ganz vorne trugen Edwards Männer die Leitern. Ich sah die dänischen Fackeln am Ufer des Grabens leuchten und das Aufzucken von befiederten Pfeilen, als sie auf die Palisaden zuschnellten. Es roch nach Salz und Schellfisch. Ich dachte an Æthelflæds Abschiedskuss, an ihre unvermittelte und heftige Umarmung, und Angst stieg in mir auf. Es klang alles so einfach. Einen Graben überqueren, einige Leitern auf dem schmalen Erdstreifen zwischen Graben und Palisade an die Balken der Palisade lehnen, die Leitern hinaufklettern. Sterben.
Wir rückten ungeordnet vor. Die Männer suchten sich ihren eigenen Weg den Abhang hinunter, und anschließend wurden sie von ihren Anführern in der kargen Deckung des niedergebrannten Dorfes leise zusammengerufen. Wir waren nahe genug bei den Dänen, um sie johlen zu hören, als sich Steapas Männer zurückzogen. Die Fackeln, die die Dänen herübergeschleudert hatten, um
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