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Das brennende Land

Das brennende Land

Titel: Das brennende Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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dazu bestimmt waren, die Segeltuchleitern über den Graben zu bringen, und hinter ihm kam Egwin, ein erfahrener Westsachse, dessen hundert Mann die Holzleitern zur Palisade bringen sollten. Alle Übrigen sollten angreifen. Sobald die Leiterträger über den Graben wären, sollten ihnen die Angriffseinheiten folgen, die Leitern ersteigen und dann auf den Gott vertrauen, zu dem sie über Nacht gebetet hatten. Ich hatte die Männer in Einheiten eingeteilt, und Alfred, der Listen und Ordnung über alles liebte, wäre darüber zweifellos höchst erfreut gewesen. Ich aber wusste, wie auch der ausgefeilteste Plan unter dem Ansturm der Wirklichkeit scheitern kann.
    Hornklänge zerrissen die Dämmerung, und die Verteidiger der Festung erschienen auf dem Bollwerk. Die Männer, die auf Pfeilsuche gewesen waren, erkletterten die jenseitige Schräge des Grabens mit Hilfe eines Seils, das an einen Pfosten beim Eingang der Festung geknotet war, doch der letzte von ihnen hatte Verstand genug, das Seil durchzuhauen, bevor er in der Festung verschwand. Hinter ihm schl ossen sich die großen Torflügel. Unsere Bogenschützen sch ossen ihre Pfeile ab, aber ich wusste, dass sie gegen Kettenhemden und Helme aus Stahl nur wenig ausrichten würden. Dennoch würden sie die Dänen zwingen, ihre Schilde einzusetzen, und diese würden sie beim Kampf    schwerfällig machen. Dann sah ich Osferths Männer in den Graben verschwinden, und ich brüllte den nachfolgenden Einheiten zu, sie sollten warten. Das Letzte, was ich wollte, war, dass eine dichtgedrängte Menge in dem Graben feststeckte und sich unter einem Speerhagel krümmte. Das würde Osferths Leute behindern. Es war besser, Osferths Männer zuerst ihre Aufgabe erfüllen zu lassen und ihnen erst dann Egwins Kämpfer nachzuschicken.
    Im Bett des Grabens steckten angespitzte Pflöcke, verborgen im niedrigen Wasser, doch Osferths Kämpfer fanden sie recht schnell und zogen sie aus dem weichen Morast. Sie entrollten die Segel mit dem Gitterwerk aus Tauen am gegenüberliegenden Ufer und verankerten die Spieren mit Speeren, die sie tief in den Schlick rammten. Da schütteten die Dänen einen Kübel mit glühender Kohle von der Palisade herunter über uns aus. Ich sah die hellen Feuerstreifen durch die Dämmerung ziehen und dann im nassen Schlick verlöschen. Das Feuer verletzte niemanden. Vermutlich hatten die Dänen den Kübel vor Schreck zu früh ausgeleert. Am Ufer des Grabens bellte der schwarz-weiße Hund. «Leitern!», brüllte Osferth, und Egwins Männer stürmten vor. Osferths Krieger schleuderten Speere auf die Gegner hoch über ihnen. Ich beobachtete, wie die Leiterträger das steile Grabenufer bewältigten, ihre Leitern aufstellten, und rief dann den Angriffseinheiten zu, mir dorthin zu folgen.
    Aber es war ganz anders. Ich versuche oft zu erklären, wie es in einer Schlacht zugeht, doch diese Erklärungen sind immer stockend und lahm. Nach einer Schlacht, wenn die Furcht versiegt ist, tauschen wir Geschichten darüber aus, und aus all diesen Geschichten weben wir uns das Muster dieses Kampfes, doch während der Schlacht ist alles    nur Wirrnis und Tumult. Ja, wir überquerten den Graben, und der Plan mit dem Taue-Netz auf den ausgebreiteten Segeln war erfolgreich, zumindest für eine Weile, und die Leitern wurden an die dänische Palisade gestellt, aber das war längst nicht alles. Die wogenden Menschenmassen, die spritzend durch das ablaufende Wasser stampften, der Sturm schwerer Speere, der auf uns niederging, das schwarze Blut im Wasser, die Schreie, das Gefühl, nicht zu wissen, was geschah, Männer, die Todesängste ausstanden, Männer, die anderen Männern zubrüllten, Leitern zu bringen oder wieder eine Spiere in die Schlickbank zu rammen. Und dann war da noch der Morast, so dick wie Hufleim und ebenso zäh. Klebriger und schlüpfriger Schlamm, Männer, über und über mit Schlamm verschmiert und blutüberströmt und sterbend in diesem Schlamm und darüber die unaufhörlichen, kreischenden Hohnrufe der Dänen auf der Palisade. Die Schreie sterbender Männer. Männer, die um Hilfe riefen, nach ihren Müttern weinten, schluchzend ihren Weg ins Grab nahmen.
    Am Ende sind es die kleinen Dinge, die eine Schlacht entscheiden. Man kann Tausende von Männern gegen ein Bollwerk stürmen lassen, und die meisten von ihnen werden scheitern. Sie ducken sich in den Graben oder kauern sich ins Wasser, und es sind nur wenige, nämlich die tapferen und die verzweifelten, die ihre Angst

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