Das brennende Land
ohnegleichen und stammte ebenso wie Æthelred aus Mercien. «Ihr könntet es mit Gift versuchen», schlug ich vor. «Ich kenne eine Frau in Lundene, die sehr garstige Tränke braut.»
«Uhtred!», rief sie tadelnd. Doch bevor sie weitersprechen konnte, galoppierte einer von Finans Männern aus der Nachhut zu uns. Er ritt auf der Wiese neben dem Fahrweg, und die Hufe seines Pferdes schleuderten Erdklumpen in die Höhe.
«Herr!», schrie er. «Jetzt muss es schnell gehen!»
«Osferth!», rief ich, und unser Schauspielerkönig sprang nur allzu gern vom Wagen seines Vaters herunter und schwang sich in den Sattel eines Pferdes. Dann warf er den Bronzereif in den Wagen und setzte einen Helm auf.
«Kipp ihn um», schrie ich dem Mann zu, der das Gespann des Wagens lenkte. «Fahr ihn in den Graben!»
Er steuerte mit zwei Rädern in den Graben, und dann ließen wir das schwere Gefährt schief und mit noch angeschirrten Pferden liegen. Finan und unsere Nachhut kamen mit dumpfem Hufschlag die Straße herauf. Wir ritten ihnen voraus in ein Waldstück. Dort wartete ich, bis Finan aufgeholt hatte, und gerade, als es so weit war, kamen schon die ersten Dänen in Sicht. Sie trieben ihre Pferde rücksichtslos an, doch ich vermutete, der aufgegebene Wagen mit seinen minderwertigen Schätzen würde sie ein paar Momente aufhalten, und in der Tat scharten sich die ersten Verfolger um das Gefährt, während wir uns umdrehten.
«Das wird ein Pferderennen», sagte Finan.
«Und unsere Pferde sind schneller», erwiderte ich. Das stimmte vermutlich.
Die Dänen saßen auf Pferden, die ihre Plündertrupps hatten fangen können, während wir einige der besten Hengste von ganz Westsachsen ritten. Ich warf einen letzten Blick auf unsere Feinde, die von ihren Pferden gestiegen waren und sich nun über den Wagen hermachten, und ritt dann tiefer in den Wald hinein. «Wie viele sind es?», rief ich Finan zu.
«Hunderte», brüllte er zurück und grinste. Das bedeutete vermutlich, dass sich jeder einzelne Mann aus Haralds Armee, der ein Pferd zum Satteln gefunden hatte, der Verfolgergruppe angeschlossen hatte. Harald war im Siegesrausch. Seine Männer hatten ganz Ost-Wessex geplündert, und nun war er überzeugt, er habe Alfreds Armee dazu gebracht, aus Æscengum abzurücken, was den Dänen den Weg zur Ausplünderung des gesamten Kernlandes geebnet hätte. Vorher aber wollte er Alfred selbst gefangen nehmen. Deshalb setzten uns seine Männer vollkommen planlos nach. Es war eine wilde Jagd. Harald hatte seine Männer von der Leine gelassen, um ihm den König von Wessex zu bringen.
Wir setzten uns vor sie, wir köderten sie, und wir lockten sie hinter uns her. Wir ritten nicht so schnell, wie wir es gekonnt hätten, stattdessen hielten wir uns stets in Sichtweite der Dänen, und nur einmal hätten sie uns beinahe eingeholt: Rypere, einer meiner besten Männer, ritt mit etwas Abstand rechts von uns, als sein Pferd mit einem Huf in ein Maulwurfsloch geriet. Er war dreißig Schritte entfernt, und dennoch hörte ich den Knochen brechen und sah Rypere fallen und das Pferd ausschlagen, als es mit schrillem, schmerzerfülltem Gewieher niederging. Ich ritt zu ihm und sah dabei aus den Augenwinkeln eine kleine Gruppe Dänen bedrohlich schnell näher kommen. «Speer!», rief ich meinen Männern zu.
Ich packte den schweren Eschenholzschaft des Speers und galoppierte auf den Anführer der Dänengruppe zu. Sie hetzten ihre Pferde auf Rypere, um ihn zu töten. Finan hatte sich ebenso wie ein Dutzend weitere Männer zusammen mit mir gegen die Dänen gewandt, die nun versuchten auszuweichen, aber Smoka donnerte mit weiten Nüstern über die Erde, und ich senkte den Speer und traf den ersten Dänen seitlich in die Brust. Der Eschenschaft blieb mit einem Ruck stecken. Meine behandschuhte Hand glitt an dem Holz entlang, um die Waffe zurückzuziehen, doch die Speerspitze hatte sich tief in den Oberkörper des Dänen gegraben. Blut quoll aus der Wunde und lief zwischen den Gliedern seines Kettenhemdes herab. Ich ließ den Speer los. Der sterbende Mann saß noch im Sattel, als ein zweiter Däne mit wild erhobenem Schwert auf mich zuritt, doch ich wehrte seinen Hieb mit dem Schild ab und befahl Smoka mit dem Druck meiner Knie umzudrehen, während Finan einem anderen Dänen seine lange Schwertklinge durchs Gesicht zog. Ich zerrte dem Mann, dem ich den Speer in die Seite gebohrt hatte, die Zügel aus den Händen und zog sein Pferd zu Rypere. «Wirf den Bastard
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