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Das brennende Land

Das brennende Land

Titel: Das brennende Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Fearnhamme. Ich hörte ihre Rufe. Dann erreichte ich den grasbewachsenen Wall des alten Erdwerks, und als Smoka den Scheitelpunkt des Walls erreicht hatte, sah ich, dass Æthelflæd recht gehabt hatte. Aldhelm war gekommen, und er hatte fünfhundert Mann gebracht. Sie waren alle da, Aldhelm hatte sie auf der nördlichen Seite der alten Befestigungsanlage gehalten, damit die anrückenden Feinde sie nicht sehen konnten.
    Und so hatte ich, genau wie geplant, siebenhundert Männer auf dem Hügel. Noch einmal siebenhundert, so hoffte ich, würden von Æscengum kommen. Zwischen diesen beiden Einheiten stürmten etwa zweitausend unvorsichtige, allzu siegesgewisse Dänen heran, die glaubten, für sie erfülle sich nun endlich der alte Wikingertraum: die Eroberung von Wessex.
    «Schildwall!», rief ich meinen Männern zu. «Schildwall!»
    Einen Moment herrschte Durcheinander. Meine Männer glitten aus ihren Sätteln und hasteten zum Kamm des Hügels. Aber sie waren gute Leute, kampferprobt, und ihre Schilde schl ossen sich schnell aneinander. Die Dänen hatten eben die Häuser am Fuße des Hügels hinter sich gelassen und sahen mit einem Mal einen Wall aus eisenbeschlagener Weide vor sich, sie sahen Speere, Schwerter und Axtklingen, und sie sahen, wie steil der Hügel war. Da unterbrachen sie ihren wilden Angriff. Dutzende von Dänen überquerten den Fluss, und immer noch mehr quollen aus dem Wald südlich des Flusses. Bald hatten sich dort mehr als genügend Krieger versammelt, um meinen kurzen Schildwall zu überrennen. Doch für den Augenblick hielten sie inne.
    «Banner!», sagte ich. Ich wollte, dass meine Wolfskopf-Flagge und der Drache von Wessex Haralds Männern wie eine Einladung entgegenflatterten.
    Aldhelm war in all seiner hochgewachsenen Blässlichkeit herangekommen, um mich zu grüßen. Er mochte mich nicht, und das war seiner Miene deutlich anzusehen, doch die Zahl der Dänen, die sich der Furt näherten, hatte ihn sichtlich überrascht.
    «Teilt Eure Männer in zwei Gruppen auf», befahl ich ihm, «und lasst sie an beiden Seiten meiner Männer Aufstellung nehmen. Rypere!»
    «Herr?»
    «Nimm ein Dutzend Männer und leine die Pferde an!» Unsere Pferde liefen frei auf dem Hügel umher, und ich befürchtete, dass sie den Hügel hinuntertrotten würden.
    «Wie viele Dänen sind da?», fragte Aldhelm.
    «Genügend, dass wir den ganzen Tag töten könnten. Und jetzt bringt Eure Männer her.»
    Bei meinem Tonfall versteifte er sich. Er war ein schlanker Mann, edel mit einem prächtigen langen Kettenhemd angetan, auf dessen Glieder Halbmonde aus Bronze genäht waren. Darüber trug er einen blauen, rotgefütterten Umhang und eine schwere Goldkette, die er zweimal um seinen Hals gelegt hatte. Seine Stiefel und Handschuhe waren aus schwarzem Leder und sein Schwertgürtel mit goldenen Kreuzen verziert. Das lange, schwarze Haar, parfümiert und geölt, hielt im Nacken eine in Gold gefasste Elfenbeinspange zusammen. «Ich habe eigene Befehle», sagte er kühl.
    «Ja, Eure Männer hierherzubringen. Es gilt, Dänen zu töten!»
    Er hatte mich noch nie gemocht, auch schon vor dem lang vergangenen Tag nicht, an dem ich ihm sein hübsches Gesicht verdarb, indem ich ihm den Kiefer und die Nase brach, obwohl er bewaffnet gewesen war und ich nicht. Er konnte sich kaum dazu bringen, mich anzusehen. Stattdessen betrachtete er die Dänen am Fuße des Hügels. «Ich habe Anweisung», sagte er, «Herrn Æthelreds Kräfte zu schonen.»
    «Eure Anweisungen haben sich geändert, Herr Aldhelm», erklang da eine heitere Stimme hinter uns, und Aldhelm wandte sich erstaunt nach Æthelflæd um, die von ihrem Sattel aus auf ihn herablächelte.
    «Meine Herrin», sagte er, verbeugte sich und ließ seinen Blick von ihr zu mir wandern. «Ist der Herr Æthelred hier?»
    «Mein Gemahl schickt mich, um seine letzten Befehle rückgängig zu machen», sagte Æthelflæd mit süßer Stimme. «Er vertraut nun so sehr auf den Sieg, dass er Euch anweist hierzubleiben, ganz gleich, wie stark der Feind ist.»
    Aldhelm setzte zu einer Antwort an, doch dann fiel ihm ein, dass ich nicht wissen sollte, wie Æthelreds letzte Befehle an ihn gelautet hatten. «Euer Gemahl schickt Euch, meine Herrin?», fragte er stattdessen. Æthelflæds unerwartete Anwesenheit hatte ihn vollkommen durcheinandergebracht.
    «Warum sonst sollte ich hier sein?», fragte Æthelflæd voller Lieblichkeit. «Und wenn irgendeine Gefahr drohen würde, mein Herr, hätte mir mein Gemahl dann

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