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Das brennende Land

Das brennende Land

Titel: Das brennende Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Kasten in dem Wagen. Er war zur Hälfte mit Silber gefüllt, das wir vermutlich verlieren würden. Abt Oslac, der unter seiner Mönchsrobe ein Kettenhemd trug, hatte darauf bestanden, mich und meine zweihundert Männer zu begleiten. Ein Schild hing an seiner linken Seite, und an einer Lederschlaufe trug er eine gewaltige Kriegsaxt über dem Rücken.
    «Diese Axt ist wohl schon oft benutzt worden», grüßte ich ihn mit einem Blick auf die Scharten in der breiten Klinge.
    «Sie hat manch einen Heiden zur Hölle fahren lassen, Herr Uhtred», gab er frohgemut zurück.
    Ich grinste und ritt zum Stadttor weiter, an dem Pater Beocca, mein gestrenger, alter Freund, darauf wartete, uns den Segen zu erteilen. «Gott sei mit dir», sagte er, als ich bei ihm angekommen war.
    Ich lächelte auf ihn herunter. Er war lahm, weißhaarig, schielte und hatte einen Klumpfuß. Und er war einer der besten Männer, die ich kannte, auch wenn er mein Verhalten oft genug stark missbilligte. «Betet für mich, Pater», sagte ich. «Das tue ich unausgesetzt», sagte Beocca.
    «Und lasst Edward die Männer nicht zu früh aus der Stadt führen! Vertraut auf Steapa! Er ist vielleicht dumm wie eine Pastinakenwurzel, aber er weiß, wie man kämpft.»
    «Ich werde Gott bitten, dass er sie beide die rechten Entscheidungen fällen lässt», sagte mein alter Freund. Er streckte seine gute Hand zu mir empor, um meine Hand im Lederhandschuh zu schütteln. «Wie geht es Gisela?»
    «Sie wird wieder Mutter. Und Thyra?»
    Sein Gesicht erhellte sich so schnell wie Zunder, der Feuer fängt. Dieser hässliche Krüppel, dem die Kinder auf der Straße Spottgesänge nachriefen, hatte eine Dänin von überwältigender Schönheit geheiratet. «Gott hält seine liebende Hand über sie», erklärte er mir. «Sie ist eine Perle von hohem Wert.»
    «Ebenso wie Ihr, Pater», sagte ich und zerzauste ihm das weiße Haar, um ihn zu necken.
    Da ritt Finan herbei. «Wir sind bereit zum Aufbruch.»
    «Öffnet das Tor!», rief ich.
    Als Erstes fuhr der Wagen unter dem breiten Torbogen aus der Stadt. Die Heiligenbanner schwangen bedenklich herum, als der Karren in die tiefen Fahrspuren des Weges schlingerte. Ihm ritten meine zweihundert Männer in blitzenden Kettenhemden nach und wandten sich Richtung Westen. Wir ließen Standarten flattern und in die Hörner blasen, um unser Ausrücken zu verkünden, und der königliche Wagen war im strahlenden Sonnenlicht nicht zu übersehen. Wir waren der Lockvogel, und die Dänen beobachteten uns. Die Jagd konnte beginnen.
    Der Wagen führte den Zug an und rollte schwankend einen Feldweg entlang, der auf die Straße nach Wintanceaster zuführte. Ein gewitzter Däne hätte sich wohl fragen können, warum wir, wenn wir uns in die größere Feste von Wintanceaster zurückziehen wollten, das nördliche Stadttor von Æscengum benutzten und nicht das westliche, das auf geradem Weg zu der Straße führte. Aber ich bezweifelte, dass Harald diese Überlegung anstellen würde. Stattdessen würde er hören, dass der König von Wessex floh und Æscengum dem Schutz der Garnisonsbesatzung überließ, die aus Männern des Fyrds bestand. Im Fyrd gab es kaum einen geübten Kämpfer, nur Bauern und Knechte, Schreiner und Dachdecker, und Harald wäre zweifellos versucht, sie anzugreifen. Aber ich glaubte nicht, dass er dieser Versuchung nachgeben würde, wenn er eine viel kostbarere Beute, nämlich Alfred selbst, in einer angreifbaren Lage wähnte. Die dänischen Kundschafter würden Harald erzählen, dass der König von Wessex in einem langsamen Wagen über Land fuhr und von höchstens zweihundert Reitern beschützt wurde, und Harald, davon ging ich mit Sicherheit aus, würde seiner Armee befehlen, die Verfolgung aufzunehmen.
    Finan hatte die Führung meiner Nachhut übernommen. Seine Aufgabe war es, mir Meldung zu machen, falls uns die Verfolger zu nah kämen. Ich hielt mich dicht bei dem Wagen. Kurz bevor wir eine halbe Meile westlich von Æscengum die Straße nach Wintanceaster erreichten, galoppierte ein schlanker Reiter neben mich. Es war Æthelflæd, gekleidet in ein langes Kettenhemd, das aus Silberringen zu bestehen schien. Darunter trug sie eine Tunika aus Rehleder. Das Kettenhemd lag sehr eng an, es schmiegte sich geradezu an ihren mageren Körper. Es war sicher im Rücken mit Schnallen und Knöpfen geschlossen worden, denn niemand konnte sich solch ein enges Kettenhemd über Kopf und Schultern ziehen. Darüber trug sie einen weißen Umhang mit

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