Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das brennende Land

Das brennende Land

Titel: Das brennende Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
runter und steig auf», rief ich.
    Die überlebenden Dänen zogen sich zurück. Es waren weniger als ein Dutzend gewesen. Sie waren die Vorhut, die Männer auf den schnellsten Pferden, und bis ihre Verstärkung eintraf, legten wir schon eine sichere Entfernung zwischen sie und uns. Ryperes Beine waren zu kurz, um die Steigbügel seines neuen Pferdes zu erreichen. Er klammerte sich an den Sattelknauf und fluchte. Finan lächelte. «Darüber werden sie sich schwarz ärgern», sagte er.
    «Sie sollen den Verstand verlieren vor Wut», sagte ich.
    Sie sollten hitzig, unüberlegt und siegesgewiss handeln. Schon als wir an diesem Sommertag der Straße den mäandernden Strom entlang folgten, an dem der Hahnenfuß wucherte, tat Harald alles, was ich mir wünschen konnte. Und war ich selbst siegesgewiss? Es ist gefährlich zu glauben, dass der Feind das tun wird, was man will, aber an diesem Thors-Tag wuchs in mir die Überzeugung, dass Harald blind in die Falle stolpern würde, die ich ausgelegt hatte.
    Unsere Straße führte geradewegs zu der Furt, an der wir den Fluss überqueren konnten, um nach Fearnhamme zu kommen. Wenn wir tatsächlich nach Wintanceaster geflohen wären, dann hätten wir uns auf der südlichen Uferseite gehalten und die Römerstraße Richtung Westen genommen, und ich wollte, dass die Dänen glaubten, genau das wäre unsere Absicht. Deshalb hielten wir südlich der Furt an. Ich wollte, dass unsere Verfolger uns sähen, ich wollte, dass sie glaubten, wir wüssten nicht recht, was wir als Nächstes tun sollten, und ich wollte, dass sie glaubten, wir handelten in kopfloser Angst.
    Man hatte an dieser Stelle einen recht weiten Blick über die Uferauen, wo gewöhnlich Ziegen und Schafe geweidet wurden. Im Osten, der Richtung, aus der die Dänen kamen, lag Wald, im Westen die Straße, von der Harald glaubte, dass wir sie nehmen würden, und im Norden die bröckelnden Steinpfeiler einer alten Römerbrücke über den Wye. Fearnhamme und sein niedriger Hügel lagen auf der anderen Uferseite hinter der eingestürzten Brücke. Ich starrte zu dem Hügel hinüber und konnte keine Truppen entdecken.
    «Dort wollte ich Aldhelm haben», knurrte ich und deutete auf den Hügel. In diesem Moment rief Finan eine Warnung.
    Die Dänen sammelten sich eine halbe Meile östlich entfernt am Waldrand. Sie konnten uns deutlich sehen, und sie wussten, dass wir in der Überzahl waren. Bevor ihre Verstärkung angekommen war, würden sie uns nicht angreifen, doch sie konnten jeden Augenblick da sein. Ich sah erneut über den Fluss. Niemand. Der Hügel mit dem alten Erdwerk sollte mein Amboss sein, fünfhundert mercische Krieger sollten ihn verstärken, doch er schien vollkommen verlassen. Würden meine zweihundert Männer genügen, um diesen Kampf zu gewinnen?
    Erneut rief Finan eine Warnung. Die Dänen, deren Verstärkung nun da war, galoppierten auf uns zu.
    «Durch die Furt!», rief ich. Ich würde auf jeden Fall versuchen, die Falle zuschnappen zu lassen, und so trieben wir unsere schweißbedeckten Pferde durch die tiefe Furt, die kurz nach der Brücke stromaufwärts lag. Als wir auf der anderen Flussseite waren, befahl ich meinen Männern, zur Spitze des Hügels hinaufzugaloppieren. Ich wollte, dass es nach einem überhasteten Fluchtversuch aussah. Es sollte so scheinen, als hätten wir unseren Plan, nach Wintanceaster zu kommen, aufgegeben und würden stattdessen versuchen, auf dem nächstgelegenen Hügel Deckung zu finden.
    Hinter der Furt ritten wir zunächst durch Fearnhamme. Der Ort bestand aus ein paar strohgedeckten Hütten um eine Kirche herum und einem einzelnen, bis auf das fehlende Ziegeldach gut erhaltenen Römergebäude. Einwohner waren keine zu sehen, nur eine einsame Kuh brüllte jämmerlich, weil sie gemolken werden musste. Ich vermutete, dass die Leute geflohen waren, als sie gesehen hatten, dass die Dänen anrückten. «Ich hoffe, Eure Männer sind    auf dem Hügel!», rief ich Æthelflæd zu, die sich in meiner Nähe hielt.
    «Sie werden dort sein!», rief sie zurück.
    Sie klang überzeugt. Ich hatte meine Zweifel. Aldhelms erste Pflicht, wenn es nach ihrem Gemahl ging, war es, die mercische Armee zu schonen. Hatte er es schlicht abgelehnt, nach Fearnhamme vorzurücken? Dann wären wir gezwungen, mit nur zweihundert Männern eine ganze Armee von Dänen abzuwehren, und diese Dänen näherten sich sehr schnell. Sie sahen den Sieg zum Greifen nah, hetzten ihre Pferde durch den Fluss und die Straße von

Weitere Kostenlose Bücher