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Das brennende Land

Das brennende Land

Titel: Das brennende Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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sagte ich und tat so, als stehe ich in freundschaftlichem Einverständnis mit meinem Cousin. Æthelred verhielt sich so, als habe er Aldhelm keine geheime Anweisung gegeben, sich nach Norden zurückzuziehen, falls ihm die Zahl der Feinde bedrohlich erschien. Ich beugte mich sogar vor, um ihm von Smokas hohem Sattel aus die Hand zu geben. «Wir werden einen großen Sieg erringen, Herr Æthelred», sagte ich laut.
    Æthelred wirkte einen Moment lang verwirrt von meiner plötzlichen Umgänglichkeit, aber meine Hand nahm er dennoch. «Mit Gottes Hilfe, Cousin», sagte er, «mit Gottes Hilfe.»
    «Ich bete darum», gab ich zurück. Das trug mir einen misstrauischen Blick des Königs ein, doch ich lächelte ihn nur gut gelaunt an. «Kommt mit den Truppen, wenn es Euch am günstigsten erscheint», rief ich Alfreds Sohn Edward zu, «und hört stets auf Herrn Æthelreds Rat.»
    Edward sah seinen Vater ratsuchend an, doch Alfred half ihm nicht. Also nickte er nur aufgeregt. «Das werde ich, Herr Uhtred», sagte er, «und Gott sei mit Euch!»
    Vielleicht war Gott mit mir, Æthelred war es sicher nicht. Er hatte beschlossen, mit den westsächsischen Truppen zu reiten, die den Dänen folgen und so einen Teil des Hammers bilden würden, der Haralds Kräfte auf dem Amboss   seiner mercischen Krieger zerschmettern sollte. Ich hatte beinahe befürchtet, er würde mit mir kommen, doch es ergab Sinn für Æthelred, an der Seite seines Schwiegervaters zu bleiben. So konnte nämlich Æthelred nicht beschuldigt werden, falls sich Aldhelm zum Rückzug entschloss. Und ich vermutete, dass es noch einen weiteren Grund gab. Wenn Alfred starb, würde Edward zum König ausgerufen, es sei denn, der Witan, also die Ratsversammlung, wollte einen älteren, erfahreneren Mann, und Æthelred glaubte zweifellos, dass er mehr Ansehen gewinnen konnte, wenn er an diesem Tag mit den Westsachsen kämpfte.
    Ich setzte meinen Helm mit dem silbernen Wolfskopf auf und lenkte Smoka zu Steapa, der waffenstarrend neben einer Schmiede wartete. Kohlenrauch trieb durch die Tür. Ich beugte mich herunter und schlug meinem Freund auf den Helm. «Weißt du, was du zu tun hast?», fragte ich.
    «Sag es mir noch einmal», knurrte er, «dann schneid ich dir die Leber raus und brat sie mir zum Abendessen.»
    Ich grinste. «Wir sehen uns heute Abend.» Ich machte Edwards und Æthelreds Spiel mit, doch in Wahrheit baute ich auf Steapa. Er sollte dafür sorgen, dass der Tag so verlief, wie ich ihn geplant hatte. Ich wollte, dass Steapa entschied, wann der Moment gekommen war, in dem die siebenhundert Krieger Æscengum verlassen sollten, um Haralds Männern nachzurücken. Wenn sie zu früh loszogen, könnte Harald seine Armee umdrehen lassen und sie niedermachen, und wenn sie zu spät aufbrachen, würden meine siebenhundert Mann in Fearnhamme abgeschlachtet werden. «Wir werden heute einen großen Sieg erringen», sagte ich zu Steapa.
    «So Gott es will», sagte er.
    «So du und ich es wollen», verbesserte ich ihn gut gelaunt.   Dann ließ ich mir meinen schweren Schild aus Lindenholz von einem Diener geben. Ich hängte ihn mir über den Rücken und trabte mit Smoka zum nördlichen Stadttor, wo Alfreds prunkvoller Wagen hinter einem Gespann aus sechs Pferden bereitstand. Wir hatten Pferde vor den schwerfälligen Karren gespannt, weil sie schneller waren als Ochsen. Osferth, der höchst elend aussah, war der einzige Insasse des Wagens. Er trug einen hellblauen Umhang und einen Bronzereif auf dem Kopf. Die Dänen wussten nicht, dass sich Alfred kaum je mit den Symbolen der Königswürde schmückte. Sie erwarteten, dass ein König eine Krone trug, und deshalb hatte ich Osferth befohlen, sich das glänzende Ding aufzusetzen. Außerdem hatte ich Abt Oslac dazu überredet, mir zwei der weniger kostbaren Reliquiare des Klosters zu überlassen. In einem davon, einem silbernen Kästchen mit Heiligenbildern und Verzierungen aus Bernstein und Jett, waren bislang die Zehenknochen Sankt Cedds aufbewahrt worden, doch nun enthielt es nur noch ein paar Kiesel, über die sich die Dänen vermutlich sehr wundern würden, wenn sie, wie ich hoffte, den Wagen erbeuteten. In dem zweiten Reliquienschrein, der ebenfalls aus Silber war, befand sich eine Taubenfeder. Alfred war bekannt dafür, stets mit der Feder auf Reisen zu gehen, die der Taube ausgerissen worden war, die Noah von der Arche aus hatte losfliegen lassen. Außer den Reliquiaren hatten wir noch einen mit Eisenbändern beschlagenen

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