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Das brennende Land

Das brennende Land

Titel: Das brennende Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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vertrauenswürdig erscheinen, was er nicht war. «Ich bin sehr glücklich, Euch wiederzusehen», sagte er, noch immer lächelnd, «mein geschätzter alter Freund!»
    «Jarl
Haesten», gab ich zurück. Ich redete ihn mit dem Titel an, den er selbst gerne benutzte, auch wenn Haesten meiner Ansicht nach nichts weiter war als ein Pirat. Ich kannte ihn seit Jahren. Ich hatte ihm einmal das Leben gerettet, was keine gute Idee war, und seit diesem Tag hatte ich immer wieder versucht, ihn umzubringen, doch er war mir jedes Mal entwischt. Zuletzt war er mir vor fünf Jahren entkommen, und seither war er auf seinen Raubzügen tief ins Frankenreich vorgestoßen. Dort hatte er Silber angehäuft, seiner Frau einen weiteren Sohn gemacht, und er hatte Gefolgsleute gewonnen. Und nun war er mit achtzig Schiffen nach Wessex zurückgekehrt.
    «Ich habe darauf gehofft, dass Ihr es wärt, den Alfred schicken würde.» Er streckte mir die Hand entgegen.
    «Wenn Alfred mir nicht befohlen hätte, in Frieden zu kommen», sagte ich und nahm seine Hand, «hätte ich dir jetzt schon den Kopf abgeschlagen.»
    «Ihr bellt immer sehr laut. Aber je lauter ein Köter bellt, desto schwächer ist sein Biss.»
    Das ließ ich ihm durchgehen. Ich war nicht zum Kämpfen gekommen, sondern um Alfreds Auftrag zu erfüllen, und der König hatte mir befohlen, ein paar Missionare zu Haesten zu bringen. Meine Männer halfen Willibald und seinem Begleiter an Land, dann stellten sie sich bang lächelnd   neben mich. Beide Priester sprachen Dänisch, daher waren sie für diese Mission ausgewählt worden. Ich hatte eine Botschaft zu überbringen, die ich Haesten mit einer wertvollen Gabe schmackhaft machen sollte, doch er spielte den Gleichgültigen und beharrte darauf, dass ich ihn in sein Lager begleitete, bevor Alfreds Geschenk gebracht würde.
    Scaepege war nicht Haestens Hauptlager; das befand sich ein gutes Stück weiter östlich. Dort hatte er seine achtzig Schiffe auf den Strand gezogen und eine Verteidigungsanlage errichtet. In diese Festung hatte er mich nicht einladen wollen und deshalb darauf bestanden, sich mit Alfreds Abgesandten in der Ödnis von Scaepege zu treffen, die sogar im Sommer nur aus feuchten Tümpeln, Bittergras und düsteren Marschen besteht. Er war vor zwei Tagen dort angekommen und hatte hier ein einfaches Lager gebaut. Dazu hatte er eine erhöhte Stelle mit einem Wall aus Dornengewirr umgeben und in der Mitte zwei Segeltuchzelte aufgestellt. «Essen wir zusammen, Herr», lud er mich ein und deutete mit großartiger Geste auf einen langen Tisch auf Holzböcken, um den ein Dutzend Stühle standen. Finan, zwei weitere Krieger und die beiden Priester begleiteten mich, doch dann weigerte sich Haesten, die Priester mit am Tisch sitzen zu lassen. «Ich traue den Christenzauberern nicht», erklärte er, «also sollen sie auf dem Boden hocken.» Das Essen bestand aus Fischeintopf und steinhartem Brot, das von halbnackten Sklavenmädchen gebracht wurde. Keine von ihnen war älter als vierzehn oder fünfzehn Jahre, und alle waren Sächsinnen.
    Haesten demütigte die Mädchen, um mich herauszufordern und zu beobachten, wie ich mich verhalten würde. «Sind sie aus Wessex?», fragte ich.
    «Natürlich nicht», sagte er und gab vor, gekränkt zu   sein. «Ich habe sie aus Ostanglien mitgenommen. Wollt Ihr eine von Ihnen, Herr? Die Kleine dort hat schöne, feste Apfelbrüste!»
    Ich fragte die Kleine mit den Apfelbrüsten, wo sie gefangen worden sei. Aber sie schüttelte nur stumm den Kopf, zu verängstigt, um mir zu antworten. Dann schenkte sie mir Ale ein, das man mit Beeren gesüßt hatte. «Woher kommst du?», fragte ich sie erneut.
    Haesten ließ den Blick auf ihren nackten Brüsten ruhen. «Antworte dem Herrn», sagte er barsch auf Englisch.
    «Ich weiß es nicht, Herr», sagte das Mädchen.
    «Wessex?», fragte ich, «Ostanglien? Von wo?»
    «Aus einem Dorf, Herr», sagte die Kleine. Das war alles, was sie wusste, und ich schickte sie mit einer Handbewegung fort.
    «Befindet sich Eure Frau wohl?», fragte Haesten, der dem Mädchen nachsah. «Das tut sie.»
    «Ich bin froh, das zu hören.» Dann trat ein belustigter Blick in seine verschlagenen Augen. «Und welche Nachricht schickt mir nun Euer Herr?» Er löffelte sich Fischbrühe in den Mund, von der ein Gutteil durch seinen Bart wieder herabtröpfelte.
    «Du sollst Wessex verlassen», sagte ich.
    «Ich soll Wessex verlassen!» Er heuchelte Entsetzen und wedelte mit der Hand in Richtung

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