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Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)

Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)

Titel: Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wende
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an. In tropischer Hitze mußte Zuckerrohr angebaut und geschlagen und Brennholz für die Zuckermühle herangeschafft werden, wo der Zuckersaft – die Melasse – ausgepreßt und eingedickt wurde. Während der ersten drei Jahre nach der Ankunft auf einer solchen Plantage, auf der im Durchschnitt 200 Sklaven arbeiteten, starben ungefähr 20 % der Neuankömmlinge, und so übertraf hier unter den Sklaven – im Gegensatz zu den amerikanischen Festlandskolonien – die Sterbe- die Geburtenrate deutlich. Westindien war somit auf einen ständigen Zustrom neuer Arbeitskräfte angewiesen; seit 1641, dem Jahr, in dem das erste englische Schiff mit einer Ladung Sklaven nach Barbados gesegelt war, hatten britische Händler und Kapitäne fast 800.000 Afrikaner nach den karibischen Besitzungen importiert, aber deren Zahl stand 1750 bei weniger als 300.000. Es waren nicht allein die unmittelbaren Auswirkungen der extrem harten Arbeit auf den Zuckerrohrplantagen, zu der jeder Sklave außer einigen Invaliden und Kindern unter 6 Jahren gezwungen wurde, die deren Zahl laufend dezimierte; hinzu kamen drakonische Strafen, unzureichende Ernährung und Bekleidung sowie Wohnverhältnisse, die den Ausbruch von Epidemien förderten. Zudem hatten die Arbeitsbedingungen bei mehr als der Hälfte der weiblichen Sklaven Infertilität zur Folge; auf einer Plantage in Jamaika wurden zwischen 1762 und 1831 von 504 Frauen nur 410 lebende Kinder zur Welt gebracht,[ 8 ] und da die Pflanzer männliche Arbeitskräfte bevorzugten und zudem bestehende Familien immer wieder durch den Sklavenhandel getrennt wurden, war der Umfang der Sklavenpopulation in den britischen Kolonien der Karibik nur durch fortgesetzten Menschenhandel aufrechtzuerhalten – bis zum Jahre 1807, als das britische Parlament den Sklavenhandel verbot und, wenn auch aus vielfachen Gründen, das Juwel in der Krone› seinen strahlenden Glanz verlor.
    Koloniale Expansion nach 1660
    Die Jahre zwischen 1640 und 1660 markieren eine deutliche Pause im Prozeß der transatlantischen Expansion Englands. Es waren die Jahre des Bürgerkriegs und der Revolution sowie des kurzen Intermezzos der Republik und der aus ihr erwachsenen Herrschaft des Militärs unter Cromwells Führung. Und obwohl von 1649 an deutliche Zeichen für eine neue zielgerichtete Handels- und Reichspolitik gesetzt wurden, gab es, abgesehen von der Eroberung Jamaikas durch Cromwell 1655, keine neuen Koloniegründungen in Amerika. Vor allem die Auswandererwelle verebbte, als sich den Puritanern mit dem Sieg im Bürgerkrieg die Aussicht eröffnete, ihren Gottesstaat nun doch auf englischem Boden errichten zu können. Und die Zahl royalistischer Flüchtlinge, die vor allem in Virginia Zuflucht suchten, blieb gering. Doch mit der Restauration der Monarchie 1660 setzte schon bald eine zweite Phase kolonialer Expansion ein. Auch diesmal waren die Motive für die einzelnen Unternehmungen durchaus unterschiedlich, allen gemeinsam war hingegen, daß die Initiativen ausnahmslos vom unmittelbaren Umfeld der Krone und ihrer Regierung ausgingen.
    Bereits 1663 gewährte Karl II. acht adligen Spekulanten, unter ihnen waren sein leitender Minister, der Earl of Clarendon, sowie der einflußreiche Duke of Ablemarle, der zuvor noch als General Monk maßgeblich die Restauration der Stuartmonarchie betrieben hatte, eine Charter für das gesamte Land zwischen Virginia und dem spanischen Florida. Die neue Kolonie Carolina trug den Namen des Königs ebenso wie das allerdings erst 1680 gegründete Charleston als deren wichtigste Siedlung. Ursprünglich hegten die Gründer ähnliche Pläne wie Lord Baltimore für Maryland, also die Schaffung einer nach dem Muster einer mittelalterlichen Feudalhierarchie gegliederten kolonialen Gesellschaft, und der in den Diensten des Miteigentümers Lord Shaftesbury stehende Philosoph John Locke wirkte sogar maßgeblich an der Ausarbeitung einer entsprechenden Verfassung mit. Doch dies alles blieb Utopie. Die Besiedlung verlief nur zögerlich, nicht zuletzt wegen des mörderischen Klimas, das Carolina «im Frühjahr als ein Paradies, im Sommer als die Hölle und im Herbst als ein Hospital» erscheinen ließ, so daß es schon bald hieß: «Wer frühzeitig zu sterben gewillt ist, der gehe nach Carolina.»[ 9 ] Der Zustrom von Siedlern aus England blieb spärlich. Statt dessen wuchs in der südlichen Region nach 1671 die Zahl der Einwanderer aus Barbados durch jene, die dort als Opfer der ‹Zuckerrevolution› Land bzw.

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