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Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)

Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)

Titel: Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wende
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Arbeit verloren hatten. Und im Norden wanderten in verstärktem Maße diejenigen ein, die in Virginia keine Zukunft für sich sahen. Schließlich führten die Unterschiede zwischen diesen beiden Siedlungsschwerpunkten dazu, daß die Eigentümer 1701 einer Trennung der Kolonie in Süd- und Nord-Carolina zustimmen mußten. Auch erfüllte sich für die Gründer nicht die Hoffnung, aus der neuen Kolonie Produkte wie Seide, Wein, Obst und Olivenöl beziehen zu können, die man bislang aus dem Mittelmeerraum nach England importierte. Erst im 18. Jahrhundert begann Carolina den englischen Flottenbau mit den begehrten Produkten Pech und Teer zu versorgen, und schließlich wurde, nach Jahren des Experimentierens, Reis zum wichtigsten Exportartikel der beiden Carolinas, ermöglicht auch hier allein durch den Einsatz von Sklavenarbeit.
    Wesentlich bedeutsamer als die Gründung Carolinas war für die künftige Entwicklung des ersten Empire die Entstehung der sogenannten ‹mittleren Kolonien›: New York, New Jersey sowie Pennsylvania und Delaware, mit denen die Verbindung zwischen den Siedlungen Neuenglands und den Pflanzerkolonien im südlichen Bereich hergestellt wurde, so daß England von nun an einen zusammenhängenden Landkomplex der amerikanischen Küstenregion kontrollierte. Obwohl im nachhinein diese Expansion als das Resultat einer weitausgreifenden Strategie erscheinen mag, gingen die unmittelbaren Impulse abermals von einflußreichen Adligen aus der unmittelbaren Umgebung des Königs aus, die durch den Erwerb von Landbesitz in Amerika ihre jeweils ganz persönlichen Ziele verfolgten. Am Anfang stand allerdings die antiholländische Politik Karls II., der, sozusagen als Ouvertüre zum zweiten englischholländischen Krieg (1665–1667), seinem Bruder, dem Herzog von York und späteren Jakob II., das Eigentum über das gesamte Gebiet zwischen Neuengland und Maryland übertrug, obwohl hier im Mündungsbereich des Hudson die Niederländer u.a. auf der Insel Manhattan seit geraumer Zeit mit Neu Amsterdam einen florierenden Stützpunkt besaßen und auch Schweden in dieser Gegend Fuß gefaßt hatte.
    Als sich dann 1664 Neu Amsterdam widerstandslos einer kleinen englischen Flotte ergab, lieferte die nun nach dem neuen Eigentümer New York benannte Kolonie das erste Exempel für koloniale Expansion durch Eroberung, die zur Herrschaft des Siegers über eine fremde koloniale Population führt. Denn es fanden sich anfangs kaum englische Siedler für die neue Kolonie, in der die Holländer zunächst weiterhin die Mehrheit der Bevölkerung bildeten, noch lange Zeit ihre kulturelle Eigenart bewahrten und so dazu beitrugen, daß New York schon frühzeitig seinen spezifisch kosmopolitischen Charakter entwickelte.
    Als formaler Eigentümer eines riesigen Areals hatte Jakob seinerseits bereits 1664 die Region zwischen dem Hudson und dem Delaware River Lord John Berkely und Sir George Carteret übertragen, die, da sie von der Insel Jersey stammten, ihre Kolonie New Jersey tauften. Auch hier siedelten kaum Einwanderer aus England, sondern vor allem Auswanderer aus den nördlich gelegenen Neuengland-Kolonien, die schon bald den Charakter vor allem des östlichen New Jersey prägten, wo bis 1700 auch ca. 1000 schottische Siedler eine neue Heimat fanden. Im westlichen Teil New Jerseys waren es vor allem Quäker, die hier von 1675 an Zuflucht vor religiöser Verfolgung in England suchten, bis ihnen kurz darauf mit der Gründung Pennsylvanias eine attraktivere neue Heimat angeboten wurde.
    Die Society of Friends, wie sich die Religionsgemeinschaft der Quäker nannte, war ein typisches Produkt der englischen Revolution, auf deren Höhepunkt zahlreiche Sekten wie Pilze aus dem Boden schossen. In ihrer Lehre verkörperten sie einen extremen religiösen Individualismus, da sich für sie das Wort Gottes weder durch die Autorität einer Kirche noch durch das Wort der Bibel, sondern jedem einzelnen allein durch innere Erleuchtung offenbarte. Für das soziale Zusammenleben zogen sie daraus die Konsequenz der Ablehnung aller Autoritäten und Hierarchien, und sie sahen sich vor allem deswegen seit 1679 in England verschärfter religiöser Verfolgung ausgesetzt, denn sie weigerten sich gleichzeitig, ihre Versammlungen im geheimen abzuhalten. Obwohl dieser Glaube seine Anhänger vor allem bei Personen niederen Standes fand, gab es auch einflußreiche Vertreter wie z.B. William Penn, den Sohn eines Admirals, der zum engeren Kreis um den Herzog von York

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