Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)
zählte. Da Karl II. dem Vater 16.000 Pfund schuldete, beglich er diese Schuld, indem er 1681 dem Sohn einen Freibrief für die Gründung einer Kolonie ausstellte, die dieser als Refugium für seine verfolgten Glaubensbrüder einrichten konnte und die nach seinem Vater Pennsylvania benannt wurde. Penn wurde in dieser Charter das Eigentum an einem ausgedehnten Landstrich zwischen New York und Maryland bestätigt, mit dem Zusatz, die letztendliche Anerkennung der obersten Souveränität seines Königs durch die jährliche Lehnsgabe von zwei Biberfellen demonstrativ zu bestätigen.
Das umsichtig geplante Unternehmen erwies sich rasch als äußerst erfolgreich: 1682 sandte Penn drei Schiffe mit 2000 Siedlern nach Amerika, ihnen folgten im Laufe der nächsten drei Jahre noch einmal 6000, und gegen Ende des Jahrhunderts zählte Pennsylvania bereits 18.000 Einwohner, und seine Hauptstadt Philadelphia konkurrierte mit New York um den ersten Rang als Handelsplatz. Das Land eignete sich hervorragend für den Anbau von Weizen, und mittlerweile gab es in den südlichen Pflanzerkolonien sowie in Westindien eine ständig wachsende Nachfrage nach diesem Getreide. Da die von Penn entworfene Verfassung allgemeine Toleranz garantierte, kamen nicht nur Quäker, sondern Protestanten aller Schattierungen aus England, Holland, der Schweiz und vor allem aus Deutschland. Neben New York entstand so eine zweite kosmopolitisch geprägte Kolonie unter den englischen Niederlassungen in Nordamerika.
Mit den ansässigen Indianern bemühte sich Penn um ein partnerschaftliches Verhältnis, indem er mit ihnen Freundschafts-, Handels- und Landverkaufsverträge abschloß, wobei die Indianer beim Kauf nicht einmal betrogen wurden. Doch schon bald scheiterte Penns ursprüngliche Absicht, ein friedliches Zusammenleben zwischen weißen und indianischen Bewohnern ohne strikte Separation zu verwirklichen, vor allem angesichts des 1720 stark anschwellenden Einwandererstroms, der alsbald in eine weitgehend unregulierte Landnahme auf Kosten der ursprünglichen Besitzer mündete. Und auch hier führte ein fundamentales kulturelles Mißverständnis zu zahlreichen Konflikten: der Umstand, daß die einheimischen Halbnomaden nur kollektiven Landbesitz in verschiedenen Formen kannten und ihnen der Exklusivitätsanspruch des europäischen Begriffs des Privateigentums unbekannt war.
Mit der Gründung Pennsylvanias war die Phase der englischen Landnahme in Nordamerika nahezu abgeschlossen; erst ein halbes Jahrhundert später sollte im Süden mit Georgia die letzte der dreizehn Kolonien entstehen. Die Motive für diese Gründung waren teils strategischer, teils philanthropischer Natur. Indem sie die noch offene Lücke zwischen Carolina und dem spanischen Florida schloß, sollte sie einen Schutzwall gegen spanische wie auch indianische Angriffe bilden. Zugleich verdankte sie ihre Existenz einer für das 18. Jahrhundert durchaus typischen privaten karitativen Initiative. Der General und Abgeordnete James Oglethorpe, der 1729 eine parlamentarische Kommission zur Untersuchung der Zustände in den britischen Schuldgefängnissen geleitet hatte, entwickelte gemeinsam mit dem einflußreichen anglikanischen Geistlichen Thomas Bray sowie dem wohlhabenden Kaufmann Thomas Coram ein Projekt für die Ansiedlung ehemaliger Schuldgefangener in Amerika. 1732 gelang es, durch eine wohl organisierte groß angelegte Publicity-Kampagne eine entsprechende Charter von Georg II. sowie ausreichend öffentliche Mittel zur Finanzierung des Unternehmens zu erhalten. Ein Jahr später segelte Oglethorpe als Gouverneur der neuen Kolonie mit einer ersten Schiffsladung von Siedlern nach Amerika. Während der ersten acht Jahre wurden insgesamt 1810 Bedürftige, davon die Hälfte Engländer, in die neue Kolonie geschickt; hinzu kamen ca. 1000 Siedler auf eigene Rechnung. Jedem wurde nach dem üblichen Muster ein Landlos von lediglich 50 acres (20 Hektar) zugewiesen, und zugleich untersagten die Eigentümer, gemäß ihrer philanthropischen Grundüberzeugung, die Einfuhr von Sklaven wie auch von Rum, der als probates Mittel gegen Malaria angesehen wurde. Doch auch hier waren letztlich die Verhältnisse vor Ort sowie die unmittelbaren materiellen Interessen der Siedler stärker als die idealistischen Entwürfe der Gründer, und ehe die Kolonie 1752 vertragsgemäß in das Eigentum der Krone überging, wurde das Verbot der Sklaverei aufgehoben, und Georgias Wirtschaft entwickelte sich nach dem Muster
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