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Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)

Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)

Titel: Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wende
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Regel als Gemeinschaftsunternehmung. Handelsschiffe waren zumeist im Eigentum von Benutzergruppen oder gar von Anteilseignern, die selbst nicht zur See fuhren, und die Händler schlossen sich zu Handelskompanien zusammen, wie sie sich in England in großem Maßstab im späten Mittelalter zuerst im Rahmen des Außenhandels herausbildeten. Abgesehen von der Bündelung individueller Mittel und Anstrengungen, boten solche Zusammenschlüsse den Vorteil, daß sie unter dem – gerade bei Unternehmungen im Ausland unverzichtbaren – Schutz der Krone standen, die den Gesellschaftern zugleich ein Monopol für ihren Handel garantierte und ihrerseits den so kontrollierten Handel leichter durch Zölle und sonstige Gebühren fiskalisch nutzen konnte.
    Ähnlich wie bei den Koloniegründungen standen auch bei der Entwicklung weltweiter britischer Handelsbeziehungen am Anfang die companies, die Handelsgesellschaften. Ihre älteste Form war die regulated company, die noch ganz in der Tradition der mittelalterlichen Kaufmannsgilde steht. Hier wird die Mitgliedschaft nicht nur durch eine Gebühr, sondern, falls sie nicht ererbt wird, durch die Absolvierung einer Lehrzeit erworben. Die Satzung der Gesellschaft regelt nicht nur das Geschäftsgebaren, sondern auch die Lebensführung ihrer Mitglieder. Die Mitgliedschaft berechtigt den einzelnen, im Rahmen des Monopols der Gesellschaft auf eigene Rechnung und Gefahr Handel zu treiben. Die regulated company ist also keine Kapital-, sondern lediglich eine Unternehmensgemeinschaft. Das klassische Beispiel für diese Organisation bildete die im späten 15. Jahrhundert entstandene Merchant Adventurers Company als Zusammenschluß der englischen Tuchgroßhändler, die den Export nach Flandern und auch die norddeutschen Hansestädte kontrollierten.
    In Fortentwicklung der regulated company wurde dann die joint stock company, die Aktiengesellschaft, zum klassischen Instrument der Finanzierung großer und langfristiger Handelsunternehmungen. Hier werden vom Anteilseigner weder Eintrittsgelder noch Prüfungen und auch keine individuellen Geschäftstätigkeiten verlangt. Statt dessen werden die Geschäfte gemeinsam abgewickelt und die Gewinne anteilig ausgeschüttet. Die Organisation der Kompanie ist pragmatisch allein auf die Realisierung der ökonomischen Zielsetzungen ausgerichtet. Im Hinblick auf solche Zielsetzungen existierte anfangs allerdings ein Unterschied zwischen einer lediglich auf die Abwicklung eines begrenzten Unternehmens angelegten semi-joint stock company und einer echten Aktiengesellschaft, bei der ein einzelner nicht mehr nach Belieben seinen Anteil aus dem Unternehmen ziehen darf, sondern ihn allenfalls auf dem Markt veräußern kann.
    Die frühneuzeitlichen englischen Handelsgesellschaften wurden durchweg als Aktiengesellschaften ins Leben gerufen: 1552 die Moscovy Company für den Handel mit Moskau, in den 80er Jahren des 16. Jahrhunderts die Turkey Company und die Venice Company, die 1592 zur Levant Company fusionierten und das Monopol für die Importe von Luxuswaren aus dem Vorderen Orient innehatten. Herausragende Bedeutung für die Entwicklung des Britischen Empire sollte allerdings die East India Company erlangen, vor allem dadurch, daß sie im 17. Jahrhundert den Grundstein für die britische Herrschaft in Indien legte, die im 19. Jahrhundert zum Zentrum des Empire wurde.
    Die Gruppe von 101 Anteilseignern, die 1600 als Company of Merchants of London trading into the East Indies von Königin Elisabeth I. die Charter für ein entsprechendes Monopol erhielten, verfolgte die ursprünglichen Zielsetzungen der europäischen Expansion: Zugang zu den Schätzen des fernen Orients zu gewinnen. Das Konsortium folgte dem Beispiel holländischer Kaufleute, die seit 1595 mit Erfolg in das fernöstliche Interessengebiet der Portugiesen eingedrungen waren. Anfangs vermied man die Form einer reinen Aktiengesellschaft, vielmehr mußte jede Reise gesondert finanziert und abgerechnet werden – ein umständliches Verfahren in Anbetracht der Tatsache, daß eine solche Reise ca. 3 Jahre in Anspruch nahm und Unternehmungen, die sich zeitlich überschnitten, die finanzielle Situation zusätzlich komplizierten. Auch galt das durch die Charter gewährte Monopol zunächst nur für einen begrenzten Zeitraum – anfangs war es auf 15 Jahre befristet –, um dann wieder kostenpflichtig erneuert zu werden. Erst als Cromwell 1657 der Gesellschaft eine neue Charter gewährte, wurde damit das

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