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Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)

Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)

Titel: Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wende
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HMS Beagle, die 1831–1836 die südamerikanischen Gewässer erkundete.
    Parallel zu den maritimen Forschungsreisen wurden schon bald entsprechende Expeditionen zu Lande von der 1830 gegründeten Royal Geographical Society initiiert und organisiert, wobei in ihren Zielsetzungen und Aktionen die Verbindung zur Praxis des Empire, insbesondere dessen Organisation und Verwaltung, durchaus gepflegt wurde. Zudem stand die Gesellschaft während der ersten Jahre ihres Bestehens unter dem maßgeblichen Einfluß der Admiralität, die z.B. zwischen 1820 und 1850 abermals die Suche nach einer arktischen Nord/West-Passage forcierte. Und die zahlreichen Forschungsreisen ins Innere Afrikas waren in der Regel mit dem Kolonial- bzw. Außenministerium abgestimmt. Im Zentrum der Aktivitäten stand dabei das Konzept einer geographischen Wissenschaft, die sich ganz auf die Kartographie, die Vermessung der Welt, konzentrierte, und so die notwendige Voraussetzung für deren Erschließung im Interesse des Empire schuf. In diesem Sinne verstand vor allem Sir Roderick Murchison seine Rolle, der 1850 an die Spitze der Royal Geographical Society trat. Geographische Daten dienten nicht nur dem wissenschaftlichen Fortschritt, sondern lieferten gleichzeitig die Voraussetzungen für kommerzielle, militärische oder auch humanitäre Unternehmungen in Übersee, bzw. für mögliche künftige territoriale Annexionen. Darüber hinaus enthielt die karthographische Erschließung einer Region bereits Elemente einer Landnahme, da man gemeinhin, d.h. besonders in Afrika und Australien, indigene Bevölkerungen ignorierte und Landstriche, die noch nicht von Europäern in Besitz genommen waren, als herrschaftsfreie Räume bzw. als ‹terra incognita› präsentierte. War das Ziel einer Expedition erreicht, wurde nicht selten die britische Fahne gehißt, und die Entdecker nahmen durch Namensgebung markante geographische Punkte ungeachtet einheimischer Vorgaben demonstrativ für die europäische Zivilisation in Besitz. So wurde das höchste Bergmassiv des inneren Himalaja, das die Tibetaner Chomolungma nannten, zum Mount Everest, um an den Chefkartographen der East India Company, Sir George Everest (1790–1866), zu erinnern, und so taufte Livingstone die riesigen Wasserfälle im Mittellauf des Sambesi, welche die Einheimischen Mosioatunya (donnernder Rauch) nannten, zu Ehren seiner Königin Victoria Falls. Für die meisten Forschungsreisenden waren ihre Aktivitäten auch eine Demonstration kultureller Überlegenheit gegenüber den Eingeborenen, und der Afrikaforscher Joseph Thomson, dessen Reisebeschreibungen sich in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts großer Beliebtheit erfreuten, bezeichnete den Ersatz ‹unbeholfener› einheimischer Namen durch englische Bezeichnungen ausdrücklich als eine Wohltat.
    Wie das ältere Empire in seinen Anfängen, so besaß auch das Empire des 19. Jahrhunderts seine Helden und Märtyrer. Nun traten an die Stelle der kühnen Seefahrer und räuberischen Seehelden wie Francis Drake, Richard Grenville und Walter Raleigh bürgerliche Forschungsreisende und Missionare. 1847 war es John Franklin, dessen dramatisches Ende im Eis der Arktis an das Schicksal der Seefahrer des 16. Jahrhunderts anknüpfte. Der Geistliche Carl Volkner wurde, als er 1865 in Neuseeland zwischen rivalisierenden Maoriclans Frieden zu stiften suchte, von einem ihrer Häuptlinge erschossen, enthauptet und sein Leichnam, nachdem sein Mörder das Blut des Opfers getrunken und dessen Augen verspeist hatte, in der eigenen Kirche aufgehängt. Und die Unternehmungen britischer Forschungsreisender wurden noch gefährlicher, als die Erkundung Innerafrikas in das Zentrum des Interesses rückte. Das für den Europäer mörderische Klima, in dem Tropenkrankheiten wie Malaria und Dysenterie lauerten, aber auch gelegentliche Feindseligkeiten der Bewohner bislang unbekannter Regionen bildeten für jede Expedition ein ständiges hohes Risiko. In der ersten Hälfte des Jahrhunderts war es vor allem die Erkundung des Laufs des Niger, die zahlreiche Opfer forderte, darunter Mungo Park, Captain Hugh Clapperton und Richard Lander, deren oftmals dramatische Abenteuer durch entsprechende Publikationen einer weiten Leserschaft vertraut waren. Später wurde David Livingstone für seine englischen Zeitgenossen zum Inbegriff des heldenhaften Märtyrers, der sein Leben voll und ganz in den Dienst der großen Aufgabe stellte, Afrika aus dem ‹Dunkel› seiner Existenz ins Licht

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