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Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)

Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)

Titel: Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wende
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einer moralischen Überlegenheit gewertet, die in der Sicht der in England populären modernen Rassenlehre zugleich Ausdruck der naturgegebenen Vorrangstellung nicht nur der weißen, sondern einer spezifisch britischen Rasse war. Und als deren Mission wurde die Verbreitung der moralischen und zivilisatorischen Errungenschaften des modernen England über den Globus begriffen, denn – wie Cecil Rhodes es einmal formulierte – «die Briten sind die Rasse mit den besten Eigenschaften (‹the finest race in the world›), und je mehr wir von der Welt in Besitz nehmen, umso besser ist es um die Zukunft der Menschheit bestellt».[ 1 ] Der Besitz des Empire lag – so meinten manche – damit im britischen Nationalcharakter begründet, sein Erwerb war Verpflichtung gegenüber dem Gang der Geschichte; es waren vor allem die Vertreter der ‹britischen Rasse› dazu ausersehen, ‹die Bürde des weißen Mannes› zu tragen und das Licht europäischer Kultur in das ‹Dunkel› der fernen Kontinente zu bringen. Dabei mischten sich in solchen Grundüberzeugungen, wie sie übrigens nicht allein den britischen Kolonialherren vorbehalten waren, rassistische Überheblichkeit und die ideologische Verbrämung kolonialer Ausbeutung mit dem Sendungsbewußtsein eines durchaus wohlwollenden «Erziehungskolonialismus». Dann wurde «Kolonialherrschaft als Geschenk und Gnadenakt der Zivilisation verherrlicht», da durch sie dem fern von Europa vorgefundenen ‹Chaos› eine Ordnung auferlegt werde.[ 2 ] Auch ein kritischer Geist wie Charles Darwin vertrat dergleichen Auffassungen. Einerseits hatte er auf seiner fünf Jahre währenden Weltumsegelung mit der Beagle die Beobachtung gemacht, daß «wo sich der Europäer auch hinwendet, … der Tod die Eingeborenen zu verfolgen» scheint, aber dennoch war es ihm «unmöglich», britische Siedlungskolonien wie Australien und Neuseeland «ohne großen Stolz und erhebliche Befriedigung (zu) betrachten. Die britische Fahne zu hissen, scheint als sichere Folge Reichtum, Wohlstand und Zivilisation nach sich zu ziehen».[ 3 ]
    Ähnlich wie der ‹Freihandelsimperialismus› über die Grenzen des politisch definierten Kolonialreichs hinauswies, besaß auch dieser kulturelle Missionsauftrag sein weltumspannendes ‹informelles Empire›. Es zeichnete sich in den zahlreichen wissenschaftlichen Unternehmungen und missionarischen Aktivitäten ab, die die Grenzen des formalen Empire überschritten, bzw. von vornherein ignorierten.
    Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts hatten sich die Briten – auch hier im Wettstreit mit Frankreich – um die systematische Erschließung der noch weitgehend unbekannten Regionen der südlichen Hemisphäre der Erde bemüht. In diesem Zusammenhang unternahm u.a. James Cook seine ausgedehnten Forschungsreisen, die nicht nur der Seefahrt den pazifischen Raum erschlossen, sondern zugleich entscheidende Impulse für die schon bald folgende britische Landnahme in Neuseeland und Australien lieferten. Auch zu Land stießen Engländer in unbekannte Regionen vor. So wurde in Asien George Bogle von Warren Hastings, dem Gouverneur der East India Company ausgesandt, um erste Kontakte mit Tibet zu knüpfen, und in Afrika hatte James Bruce bereits 1770 als erster Europäer die Quellen des blauen Nil erreicht. Nach 1815 wurden solche Aktivitäten verstärkt fortgesetzt. Die führende politische und ökonomische Weltmacht war bei der vollständigen Erkundung der Welt ebenfalls führend. Und obgleich eine staatliche Beteiligung und Unterstützung solcher wissenschaftlicher Unternehmungen nur sporadisch stattfand, blieben deren großer Umfang und hohes Niveau kontinuierlich erhalten und verzeichneten entsprechend eindrucksvolle Ergebnisse. Bei der kartographischen Erschließung der Meere spielte die Royal Navy und hier speziell die 1795 begründete hydrographische Abteilung der Admiralität eine entscheidende Rolle, wobei die enge Verzahnung von praktischen Interessen und allgemein wissenschaftlichen Zielsetzungen besonders deutlich wurde. Allein die Namen zahlloser markanter geographischer Punkte an weltfernen Küsten wie Banks Peninsula oder Baffin Bay legen beredtes Zeugnis von den systematischen Erkundungsfahrten ab, wie sie besonders während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stattfanden. In der Regel waren bei solchen Reisen namhafte Wissenschaftler mit an Bord, so etwa Joseph Banks, der Präsident der Royal Society auf Cooks erster Fahrt in den Pazifik oder Charles Darwin auf der

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