Das Bronze-Bataillon
Ihr Trupp war weiterhin dem Befehl gefolgt, ihm ›Schutz aus nächster Nähe‹ zu bieten, und die Truppführerin folgte ihm daher immer noch auf Schritt und Tritt.
»Sie können jetzt wohl wieder ins Glied zurücktreten«, meinte er leise, lächelte und wies mit einem Arm auf die Mauern. »Ich glaube nicht, dass irgendetwas von hier da durchkommen wird.«
»Jawohl, Sir«, sagte sie. »Wahrscheinlich haben Sie Recht, aber unser CO hat den bestehenden Befehl noch nicht aufgehoben.«
Roger wollte gerade schon protestieren. Zwei Gründe hielten ihn schließlich davon ab, es zu tun. Der eine war die Standpauke, die ihm Captain Pahner dafür gehalten hatte, sich in die Weisungskette eingemischt zu haben. Der andere war, dass die Nacht wunderschön war und Despreaux eine wunderschöne junge Frau, und er müsste doch wirklich dämlich sein, sie fortzuschicken und sich aufs Geratewohl eine beliebige Ablösung vorsetzen zu lassen. Während die Kompanie an ihm vorbeimarschierte, blickte er wieder zum Tal und lächelte in die zunehmende Dunkelheit hinaus.
»Wenn sich einem hier nicht gerade wieder einmal die Hölle auftut, kann es hier recht hübsch sein.«
Despreaux spürte, dass der Prinz mehr wollte als nur ein einfaches
»jawohl, Sir; nein, Sir«, und nickte.
»Ich habe schon schlimmeres mitgemacht, Euer Hoheit.« Dabei dachte sie vor allem an einen bestimmten Einsatz. Der Planet Diablo besaß die größte tektonische Instabilität aller bewohnten Welten des Kaiserreiches, und dabei war die Luft so schlecht, dass Kinder stets in den Gebäuden bleiben mussten, bis sie alt genug waren, anständig mit Atemschutzgeräten umgehen zu können. »Viel schlimmeres«, fügte sie hinzu.
Roger nickte und spürte, dass sich ihnen aus der Dunkelheit der Rampe langsam schon die Nachhut der Kompanie näherte. Er wollte den Zauber des Augenblicks nicht brechen, aber es wurde Zeit, sich wieder in Bewegung zu setzen.
»Wir sollten uns weder auf den Weg machen, Euer Hoheit«, meinte Despreaux, als hätte sie seine Gedanken gelesen.
»Ja«, stimmte er ihr seufzend zu, »es wird Zeit herauszufinden, welche neuen Freuden uns wohl erwarten!«
Die ›Gästezimmer‹ der Burg waren sonderbar. Um sie zu erreichen, musste die Kompanie einen gegenläufigen Tunnel passieren, der mit zwei Toren verschlossen war. Am anderen Ende führte der Tunnel dann zu einer kleinen freien Fläche, einem Innenhof, und dann durch eine einzelne Tür in das eigentliche Gebäude, das man mit Fug und Recht als eigenständigen Bergfried bezeichnen konnte. Der Eingang war sehr niedrig für Mardukaner – so niedrig, dass D'Nok Tay sich fast so weit bücken musste, wie er nur konnte, um hindurch zu passen –, doch für Menschen besaß er fast genau die richtige Höhe.
Das Gebäude hatte drei Stockwerke. In den beiden unteren bestand das ganze Stockwerk nur aus einem einzigen Raum, im untersten gab es nicht einmal Fenster. Das mittlere Geschoss hatte kleine Fenster und einen einfachen Holzboden, den man durch eine schlichte Falltür erreichte. Auch zum obersten Geschoss kam man durch eine Falltür; doch das oberste Stockwerk war mit Holzwänden in sechs einzelne Räume aufgeteilt, die von einem gemeinsamen Flur aus abgingen. Im untersten Geschoss befand sich die Latrine, die mit dem Regenwasser vom Dach ›gespült‹ wurde.
Roger stand im größten der Räume und genoss erneut die Aussicht auf das Tal, die Hände in die Hüften gestemmt.
»Das ist das sonderbarste Gebäude, das ich je gesehen habe«, bemerkte er zu Pahner.
Als der Kommandant der Kompanie den Raum betrat, entrollte Matsugae gerade Rogers Bettzeug. Er blickte zu dem Captain auf und winkte ihm zu, doch Pahner schüttelte nur den Kopf.
»So sonderbar ist das gar nicht, Euer Hoheit. Das ist eine Festung, die für Würdenträger auf der Durchreise gedacht ist. Wir könnten diese Anlage sogar verteidigen, falls der König sich gegen uns wenden würde. Er braucht sich zwar auch keine Sorgen zu machen, wir könnten versuchen, seinen Palast zu erobern – die Tore in diesem Tunnel können uns höchstwahrscheinlich von dort fern halten –, aber ohne unsere ausdrückliche Erlaubnis hier einzudringen, dürfte auch schwer sein. So sind die Türen beispielsweise zueinander versetzt: Mit einem Rammbock kann man hier nicht gut Schwung holen. Zufriedenstellend also die Unterbringung!«
Roger wandte sich von dem Ausblick ab und schaute zu dem Marine hinüber. Der Captain stand im Schatten, der durch das
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