Das Bronze-Bataillon
überreicht hatte, in das Ohr des Königs gesprungen. Dort war er stummer Teilnehmer an jedem Gespräch, das der König führte, und bisher war sehr klar geworden, dass der König es entweder wirklich ehrlich meinte oder ein sehr, sehr guter Schauspieler war.
»Ich glaube, er meint es ernst.« O'Casey wischte sich über die Stirn, und das Tuch war klatschnass vor Schweiß. »Ich könnte mir eine Doppelblind-Situation vorstellen, in der er versucht, die Hohen Häuser zu knacken, indem er sich die Bedrohung, die von Cords Stamm ausgeht, zunutze macht. Allerdings glaube ich aus zwei Gründe nicht, dass er das in diesem Fall tut. Erstens klingt er furchtbar wütend, und ich glaube nicht, dass er ein so guter Schauspieler ist. Und zweitens: selbst wenn das alles von ihm so geplant sein sollte, wäre jeder derartige Versuch schrecklich riskant. Er bräuchte dazu eine zweite Streitmacht, die im Notfall eingreifen könnte wie die Kavallerie. Wo soll die sein?«
Der Tag war besonders heiß und schwül, und im Raum waren beide Fenster geöffnet, damit sich die Luft wenigstens ein bisschen bewegte. Einer der typisch mardukanischen Straßenreinigungs-Regengüsse hatte gerade eben aufgehört, und selbst die Skitos schienen sich nur träge zu bewegen, während sie sich durch die unglaublich feuchte Luft vorwärts kämpften.
»Er könnte mit Cords Feinden zusammenarbeiten«, gab Kosutic zu bedenken und zupfte an ihrem Ohrläppchen. »Den beiden anderen Stämmen. Den …« Sie stockte, um auf ihr Toot zuzugreifen, und schlug dann nach einem Käfer. An ihrer Hand war ein roter Fleck zu erkennen. »Hah!«
»Dutak und Artak«, sprang Roger aus dem Stegreif ein. Er hielt ein Stückchen Fleisch in der Hand und versuchte, seiner Hundechse einfachen Gehorsam beizubringen. »Sitz!«
Es funktionierte nicht. Die Hundechse schätzte die Entfernung zu dem Fleisch ab, die Schwerkraftverhältnisse und Rogers Reaktionsgeschwindigkeit, und schoss dann vor wie eine angreifende Schlange.
»Verdammt!«, lachte Kosutic und wischte ihre Hand auf der Tischplatte ab. »Wieder ein Happen weniger, Euer Hoheit?«
»Jou«, entgegnete Roger säuerlich. Das Tier war schon sehr freundlich, und es schien auch intelligent zu sein, es war indes völlig uninteressiert daran, Kunststückchen zu erlernen. Es kam, wenn Roger es rief, aber nur, wenn nicht zu viel Zeit zwischen den Belohnungen vergangen war. Obwohl es, selbst wenn Roger es nicht zu sich rief, ihm fast ständig hinterherlief. Als Roger zu dieser Audienz musste, hatte man das Tier in einem der kleineren Räume eingesperrt, und Berichten zufolge war es nicht allzu glücklich darüber gewesen. Es beherrschte zwei unterschiedliche Laute: ein Art zischendes Schnurren, das es ausstieß, wenn es zufrieden war, und einen Kampfschrei. Die Hundechse war noch jung, aber ihr Kampfschrei war schon ziemlich laut.
»Ihr solltet dem Tier einen Namen geben«, schlug Kosutic dem Prinzen vor. »Nennt es ›Volltreffer‹.«
»Weil es mir so zielgenau das Essen aus der Hand reißen kann?«
Roger klang ein wenig verärgert.
»Nein, weil Ihr es eines Tages erschießen werdet!«
»Wenn wir dann vielleicht wieder zum Thema zurückkommen könnten?«, schlug Pahner vor. »Sergeant Major, halten Sie es tatsächlich für wahrscheinlich, dass Xyia Kan mit den anderen Stämmen zusammenarbeitet?«
»Nö. Das war nur eine von vielen Möglichkeiten, die sich bei einem Brainstorming so ergeben können, Sir! Ich bin mir ziemlich sicher, dass Cord oder sein Bruder diese anderen Stämme zumindest ein wenig im Auge behält, aber wir sollten darüber noch mit Cord sprechen. Wenn das wirklich so ist, dann müssten die von einer derart groß angelegten Sache etwas wissen!«
»Einverstanden«, stimmte O'Casey ihr zu. »Kulturen auf dieser Entwicklungsstufe wissen normalerweise zumindest in groben Zügen, was rings um sie herum geschieht. Würde einer der Stämme einen Großangriff planen, dann wäre das bekannt.«
»Und es scheint bei diesen Leuten keine umherziehenden Söldner zu geben«, stellte Pahner fest. Er zog sein Kaugummipäckchen hervor und zählte nach, wieviele Streifen er noch hatte, dann verstaute er es wieder sorgfältig in dem versiegelten Behälter. »Was hätte eines der Hohen Häuser davon?«
»Unbekannt.« O'Casey schaute etwas auf dem Pad nach und schnaubte dann verächtlich. »Was würde ich jetzt nicht alles für eine Kopie von Der Fürst geben! Glücklicherweise kann ich das meiste davon auswendig, aber wir
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