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Das Bronze-Bataillon

Das Bronze-Bataillon

Titel: Das Bronze-Bataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber , John Ringo
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obwohl das Abwasser, das aus diesem Kanal in den Fluss ablief, momentan kaum mehr als ein Rinnsal war, würde dieses Abwasserrinnsal sich beim ersten Regen in eine Sturzflut aus den verschiedensten widerlichen Substanzen verwandeln. Es war höchste Zeit, das Weite zu suchen, nur raus hier und runter zum Fluss!
    »Nun komm schon!«, zischte er der kleinen Frau zu.
    »Großer Jäger«, spöttelte Sena, »ich habe gelernt, mich nicht zu schnell zu bewegen. Man muss genau wissen, wohin einen der nächste Schritt führt. Sonst findet man sich als Brei zwischen den Zehen eines Flar-ke wieder.«
    Denat schüttelte den Kopf und machte einen Schritt vorwärts.
    »Julian«, subvokalisierte er, »hast du was entdeckt?«
    »Wächter auf der Brücke«, antwortete der Mensch, der auf eine Entfernung von hundert Metern eine Bewegung wahrgenommen hatte. »Abgesehen von denen bewegt sich da draußen nichts.«
    Der Stammesangehörige versuchte, die Luft einzusaugen, um den Moschusgeruch eines verborgenen Feindes zu entdecken, doch der Gestank des Abwasserkanals überdeckte alle anderen Gerüche.
    »Bleib hier!«, wisperte er Sena zu und begann, die hinderliche Panzerung abzulegen. Als er damit fertig war, trug er nur noch seine übliche Stammestracht: einen Gürtel mit einem Messer und einen Lederbeutel. Der Lederbeutel war voll gestopft mit dem Geschenk, das die Menschen dem König von Marshad zukommen lassen wollten.
    Er trat aus dem Kanalwasser heraus und bewegte sich langsam, aber mit natürlichen Bewegungen weiter. Die Brückenwächter trugen Laternen, was ihnen das Nachtsehvermögen nahm: Die beiden Verschwörer sollten aus dieser Entfernung für die Wächter unmöglich zu sehen sein.
    Die Ängstlichkeit der kleinen Frau brachte Denat ganz durcheinander. Bis zu diesem Augenblick hatte sie praktisch keine Furcht gezeigt, und der plötzliche Stimmungswechsel war unverständlich …
    bis Denat unversehens begriff, dass alles, was sich zuvor abgespielt hatte, seinen Schauplatz innerhalb der eng begrenzten Stadtmauern gehabt hatte. Jetzt, hier draußen im offenen Gelände, war die Spionin nicht länger auf vertrautem Boden, sah sich nicht länger vertrauten Gefahren gegenüber.
    Denat andererseits war ganz in seinem Element. Er war als Jäger in den Dschungeln des Ostens aufgewachsen, und er war einer der wenigen innerhalb seines Stammes, der willens war, bei Tag wie bei Nacht auf Jagd zu gehen. Der Dschungel bei Nacht war nichts anderes als eine tief schwarze Grube voller Gefahren, solche, die lebten und atmeten, und solche, die das nicht taten, gleichermaßen; von den Sümpfen bis hin zum Atul : die Nacht war die Zeit, in der der Tod selbst in den Wäldern lauerte.
    Und im Gegenzug von D'Nal Denat belauert wurde.
    Endgültig ließ er den Gestank des Abwasserkanals hinter sich und gab all seinen Sinnen freien Lauf. Die einzige Art und Weise, sich des Nachts zu bewegen, bestand darin, sich nicht auf nur einen einzigen seiner Sinne zu verlassen. Der Versuch, sich zu konzentrieren, das Bemühen darum, etwas zu sehen, das Ringen darum, etwas zu hören – dies alles bedeutete den Pfad in den Tod einzuschlagen. Der Pfad, der einen zum Leben hin führte, war der Pfad der Eingebung.
    Setze die Füsse genau so, und das Laub wird sich nicht bewegen!
    Öffne die Augen weit, aber schau nichts gezielt an; öffne die Ohren weit, aber lausche nicht gezielt auf irgendetwas; atme die Luft, aber rieche nichts! Werde eins mit der Nacht!
    Und weil das die Art war, wie er, Denat, sich bewegte, bemerkte er es augenblicklich, als das leise Geräusch, das nicht in Einklang mit seiner Umgebung war, ihn erreichte. Er hielt inne, bewegungslos, wie ein noch schwärzerer Fleck inmitten der schwarzen Nacht. Im selben Moment stahl sich ein bemüht unauffälliger Schatten an ihm vorbei. Die Gestalt war klein – ein kleinwüchsiger Mann oder eine Frau –, unterwegs vom Flussufer zurück in Richtung Stadt, den Rücken krumm unter einem tropfnassen Bündel; und der Magen des Stammesangehörigen zog sich zusammen, als er begriff, dass gerade jemand etwas über den Fluss schmuggelte.

    Wenn hier geschmuggelt wurde, dann war es durchaus möglich, dass Patrouillen das Ufer kontrollierten, und Denat blieb mehrere Augenblicke lang bewegungslos stehen, um über das Problem nachzudenken, das sich daraus ergab. Schließlich schloss er seine Überlegungen mit einer kleinen, Resignation andeutenden Geste ab. Zu dem einmal gefassten Plan gab es keine Alternative; sollte es

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