Das Bronze-Bataillon
meisten schienen sich vom Detritus auf dem Waldboden zu ernähren, während einige gemeinsam mit den Mücken-Analoga sich daran machten, die Menschen zu stechen oder zu beißen. Dutzende verschiedener Spezies umschwärmten die menschlichen Eindringlinge, manche davon winzige Tiere, die den Moskitos so ähnlich sahen, dass die Marines sie einfach ›Skitos‹ genannt hatten, bis hin zu langsam fliegenden Käfern, die so groß waren wie Blauhäher; bei ihren Angriffen, die sie allerdings nur selten unternahmen, brachten sie die Soldaten jedes Mal dazu, ihre Multiwerkzeuge herauszureißen und im Axt-Modus gegen die Angreifer einzusetzen. Die Chamäleon-Anzüge waren selbst gegen die größten Bemühungen der Insekten gefeit und konnten vollständig versiegelt werden. Doch auch wenn der Chamäleon-Stoff kohlendioxid- und sauerstoffdurchlässig war, erfolgte dieser Gasaustausch mit der Umwelt so langsam, dass man dabei nicht auch noch schwere körperliche Anstrengungen vollbringen konnte.
Gelegentlich versiegelten die Marines ihre Anzüge, um ein wenig Ruhe vor den Insekten zu haben, doch schon bald waren sie gezwungen, ihre Helme wieder zu öffnen und frische Luft zu schnappen. Und dann die Mücken auszuspucken, die sie eingeatmet hatten.
Das Summen der Insekten, so allgegenwärtig und nahe es auch war, wurde allerdings vom restlichen Lärm fast vollständig übertönt.
Sonderbare Schreie und andere Lauten durchschnitten die Luft –hier ein schrilles Pfeifen, dort ein grunzendes Brüllen, in der Ferne ein gellendes Kreischen, als bejuble ein Wildtier seinen Sieg oder verteidige sein Revier, oder vielleicht rief es auch nur begehrlich nach einem Gefährten oder einer Gefährtin.
Von diesen Lauten abgesehen, war die Luft von sonderbaren Gerüchen geschwängert. Fast überall auf Sauerstoff-Stickstoff-Planeten gab es den Geruch des Verfalls und der Verwesung, und dieser Geruch war in jedem Dschungel überwältigend: Aber hier gab es Tausende, Millionen anderer Gerüche.
Und auch die Augen blieben vom Dschungel nicht unberührt, von dem wirren Gemisch greller, grellster Farben, die sich gegen die drückende Dunkelheit des Waldes auflehnten. Durch die doppelte Wolkenschicht und der dreifachen Kronenschicht der Dschungelvegetation war es hier im Unterholz in einem Maße düster, wie man es auf der Erde nur selten vorfand. Doch die Tiefe dieser allumfassenden Düsterkeit besaß ihre eigene Schönheit.
Eine herabhängende Liane neben O'Caseys Kopf war von winzigen karminroten Blüten übersät. Von den Blüten stieg ein schwerer Duft auf, der Dutzende Schmetterlinge ähnlicher Farbe angelockt hatte. Zumindest war ›Schmetterling‹ die Bezeichnung, die der Soziologin als Erstes durch den Kopf ging. Die Leiber der Insektoiden waren glatt, nicht so flauschig wie die Schmetterlinge der Erde, sie waren jedoch ähnlich bunt gemustert. Während O'Casey dem Schwarm umherflatternder Schönheiten noch zuschaute, ließ sich eine purpurne Spinne – oder war es ein Käfer? –, von einem höheren Ast zu ihnen herunterfallen und packte einen der ihren. Karmesinrot stob der Schwarm Nektarfresser auf und hüllte die Stabschefin kurz in eine Wolke wunderschönen Rots, dann zerstreute er sich.
O'Casey sog den Duft der herrlichen Blüten ein, während das winzige Raubtier seine Beute erlegte; dann zwang die Stabschefin des Prinzen sich, sich von diesem Baum wieder loszureißen. Ein guter Anteil der Kompanie war inzwischen an ihr vorbeimarschiert, während sie hier gerastet hatte, und nun würde sie sich beeilen müssen, um die Position wieder einzunehmen, die man ihr angewiesen hatte.
Pahner hatte die ›Kletten‹, wie er es ausdrückte, unmittelbar hinter der Kommandogruppe eingereiht. Abgesehen von Eleanora und Kostas gehörten zu den ›Kletten‹ noch die Piloten der vier Shuttles.
Falls es ihnen gelang, den Raumhafen wiedereinzunehmen, dann waren diese Piloten ihre einzige Hoffnung darauf, ein Interstellarschiff zu requirieren und dem System zu entkommen. Daher war es fast ebenso wichtig, ihr Überleben zu sichern, wie dies bei Roger der Fall war.
Allerdings hatte Eleanora begriffen, dass weder sie noch Matsugae auf Pahners Prioritätenliste sonderlich weit oben standen. Der Marines-Captain war entschlossen, mit so wenigen Verlusten wie nur möglich den Raumhafen zu erreichen; aber wenn er unterwegs den einen oder anderen Akademiker oder Kammerdiener verlor – na ja, ein wenig Schwund gab es ja immer.
Sie konnte noch nicht
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