Das Buch Der 1000 Wunder
Sternbild der Leier.
Es gibt in solchen Systemen keine grundsätzliche Trennung. Der gemeinsame Schwerpunkt bleibt in der Luft, im Äther, im leeren Raum und zwar genau dort, wo er läge, wenn unsichtbare, schwerelose, aber feste Stäbe zwischen den Splittern trotz aller Entfernung ihre Einheit aufrechterhielten.
Vergegenwärtigen wir uns den Vorgang an dem schematischen Beispiel einer fliegenden Bombe. Ihre Bahn ist – bei vernachlässigtem Luftwiderstand – eine Parabel, die je nach der Stellung des Geschützes steiler oder flacher ausfällt. Für eine kurze Strecke können wir die Krümmung der Bahn außer acht lassen, sie also als eine gerade Linie auffassen, in deren einem Punkt B sich die Bombe befindet:
Jetzt erfolgt die Explosion; die Bombe ist zerstört, und die Splitter zerstieben nach verschiedenen Richtungen. Als solche denken wir uns, um einen Elementarfall aufzustellen, zwei größere Massen N und eine winzige m in folgender Anordnung:
Und wir fragen: kann die Bombe so platzen? Ein ersichtlicher Gegengrund scheint zunächst nicht vorzuliegen. Die Besonderheit des Geschosses, seines Metallgefüges und seiner Sprengladung müssen unter unendlich vielen Formen der Zersplitterung doch auch diese ermöglichen.
Aber hier meldet sich das vorgenannte, von Newton zuerst aufgestellte Gesetz: die Bombe darf das nicht! Und weil dies Gesetz ihren Eigentrieben und jedem Zufall überlegen ist, so bleibt der Bombe nichts übrig, als nach einer anderen, mit dem Gesetz verträglichen Methode zu zerspringen.
Denn im bezeichneten Fall würde der gemeinsame Schwerpunkt infolge des Übergewichts der beiden größeren Sprengteile unter die Schußlinie gedrängt werden, und das verstößt gegen sein Programm. Er selbst besteht zwar nur in 239 der Idee, als ein wesenloser Punkt im Raum, aber als unverschiebbares Leitmotiv beherrscht er das ganze System mit der Forderung: die ursprüngliche Parabel wird fortgesetzt! Und sein Wille bleibt solange souverän, bis ein Sprengstück an der Erde, an einer Mauer oder sonstwo auf ein äußeres Hindernis stößt.
Und so gelangen wir von der zerschmetternden Wirkung eines Sprengkörpers wenigstens insofern zu einem guten Ergebnis, als wir in dem Maximum der Unordnung, die eine Explosion anrichtet, doch noch eine Ordnungsregel entdecken. Grund genug, um sich des Worts von Leonardo da Vinci zu erinnern: die Mechanik ist das Paradies der mathematischen Wissenschaften, denn durch sie kommt man zur mathematischen Frucht.”
175. Diamanten im Schiffspanzer
Quelle: Professor Dr. Inh. h. c. Adolf Slaby: »Glückliche Stunden, Entdeckungsfahrten in den elektrischen Ozean«. Verlag von Bernhard Simion Nf., Berlin, 1908. Z.
Jedes moderne Schlachtschiff stellt einen Wert von vielen Millionen dar. Vielleicht gewährt es den Staaten, die sich solche Kolosse in größerer Zahl anschaffen müssen, einen Trost, daß diese nicht nur gewaltige Maschinen und Kanonen bergen, sondern auch Edelsteine in solcher Zahl, daß das Grüne Gewölbe von jedem einzelnen Dreadnought weit übertroffen wird. Man weiß das freilich erst, seitdem der Franzose Moissan seine erfolgreichen Versuche zur Herstellung künstlicher Diamanten gemacht hat.
In dem großen Meteor, das im Canon Diablo gefunden wurde, hatte man kleine, im Eisen gebettete Diamanten gefunden. Moissan folgerte im Anschluß an Vorgänge bei der technischen Herstellung von Eisen, daß die Diamanten in dem Meteoreisen durch Kristallisation unter hohem Druck entstanden seien. Das Meteor wurde als glühende, mit Kohlenstoff gesättigte Eisenmasse von einem Planeten losgelöst und in den kalten Weltenraum geschleudert. Dabei hat eine plötzliche Abkühlung stattgefunden, die äußere Kruste verhärtete sich, und bei der weiteren Abkühlung entstand im Innern des gepanzerten Körpers ein sehr starker Druck. Unter diesem Druck kristallisierte der Kohlenstoff in Gestalt von Diamanten.
Moissan hat dann „diesen Prozeß künstlich nachzuahmen versucht, indem er im elektrischen Lichtbogen Eisen in Gegenwart von Kohlenstoff schmolz und dieses mit Kohlenstoff gesättigte Eisen tunlichst schnell abkühlte. Er bildete Tropfen, die er abfallen ließ, und zwar zuerst in Wasser, später auf Quecksilber oder Eisen. Dadurch wollte er eine schnelle Oberflächenkühlung herbeiführen, sodaß die äußere Haut erstarrte, während der innere Kern eine Zeit lang noch flüssig blieb. 240 Als er diese Tropfen untersuchte, konnte er darin tatsächlich Diamanten
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