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Das Buch Der 1000 Wunder

Titel: Das Buch Der 1000 Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Artur Fuerst , Alexander Moszkowski
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verantwortlich machen wollen. Gewisse Anzeichen aus der modernen Malerei deuten ferner darauf hin, daß das menschliche Auge selbst im Beginn einer neuen Entwicklung steht, die weiterhin eine gesteigerte Empfänglichkeit im Sinn der farbmelodischen Linie zeitigen könnte. Verwirklicht sich dereinst diese Aussage in Verbindung mit Instrumenten, die eine Lichtschrift in wirklichen Farbenwogen schlüssig hervorbringen, dann hätten wir tatsächlich eine neue Kunst gewonnen, deren Reiz und Bedeutung heute kaum geahnt werden kann.
    Die Enge der zuvor erwähnten Oktave wird kein Hindernis bilden. Denn 235 inzwischen ist eine Menge neuer Strahlen entdeckt worden, die das Lichtklavier mächtig verbreitern: die aus dem Radium entspringenden Alpha-, Beta-, Gamma-Strahlen, die Kanalstrahlen, die Reststrahlen, die Röntgenstrahlen und andere. Über das Ultraviolett und Infrarot hinaus ergaben sich zunächst 2, dann 8, später 12 Oktaven, und mit Einrechnung der Röntgenstrahlen spannt sich die Skala bereits auf die mächtige Breite von 22 Oktaven. Dem entspräche, ins Musikalische übersetzt, ein Konzertflügel von mehr als vier Metern Breite, ein Koloß, auf dem gleichzeitig d'Albert, Rosenthal und Busoni konzertieren könnten, ohne einander mit den Ellbogen zu stören.
    Der Flügel ist sonach überflügelt, und die optischen Möglichkeiten sind reichlich bemessen. Nur das Auge verhält sich noch etwas rückständig; es wird allerlei umlernen und hinzulernen müssen, ehe ihm das Spiel auf den 22 Strahloktaven einen künstlerischen Genuß bringen kann.

173. Mumienkeller
    Quelle: Professor Dr. Otto N. Witt: »Narthekion«. Verlag von Rudolf Mückenberger, 1901. Z.
    In Bremen gibt es außer dem berühmten Ratskeller noch einen andern unterirdischen Raum, der in hohem Grad des Besuchens wert scheint. Es ist der Bleikeller unter dem alten, zum Teil aus dem elften Jahrhundert stammenden Dom. Vor Jahrhunderten sollen darin die Bleitafeln gegossen worden sein, mit denen das Dach des Doms gedeckt wurde. Dieser Keller hat die eigenartige Fähigkeit, hineingelegte Leichen vor der Verwesung zu bewahren. Es liegt hier in offenen Särgen eine Anzahl Toter, meistens fremde und unbekannte, die vor Jahrhunderten in Bremen gestorben sind; noch jetzt sind ihre Züge unversehrt, die Körper wohl erhalten, wenn auch gänzlich ausgetrocknet. Der Keller bewährt seine antiseptische Kraft noch heute, denn neuerdings hineingelegte Tierleichen, wie tote Hühner, Spatzen, Hunde, Papageien, Ratten bleiben in ähnlicher Weise erhalten.
    Die oft angegebene Erklärung, die seltsame Wirkung des Kellers sei dadurch entstanden, daß die Wände von jenem mittelalterlichen Bleigießen her mit arsenikalischen Dämpfen gesättigt seien, ist nicht stichhaltig. Denn es gibt andere Keller von gleicher Kraft, in denen niemals Blei gegossen worden ist. Garnicht weit von Bremen in dem Dorf Achim soll sich ein zweiter solcher Mumienkeller befinden, und in der Nähe von Bonn, auf dem Venusberg, liegt ein altes Kloster, das ebenfalls seine Toten unversehrt in einem Keller aufbewahrt. Im Kirchenkeller der alten esthländischen Seestadt Hapsal liegt seit 200 Jahren 236 wohlerhalten die Leiche eines französischen Chevaliers, dem einst seine vielen Gläubiger ein ehrliches Begräbnis versagten. Und in Kiew gar findet man die berühmten Katakomben, in denen die mumifizierten Toten reihenweis aufwärts an den Wänden stehen – die Heiligen von Kiew, zu denen fromme Pilger beten.
    Die Ursache der Fäulnisverhinderung in diesen Räumen ist wissenschaftlich nicht ergründet. Und das ist recht bedauerlich, denn sonst könnte man statt der teuren Kühlräume und Eiskeller, die noch dazu die Fäulnis nur verzögern, aber nicht aufheben, solche antiseptischen Keller zur Aufbewahrung von Nahrungsmitteln verwenden. „Wäre uns das Geheimnis der antiseptischen Keller bekannt, so würde sich, wie Otto N. Witt bemerkt, wohl der Versuch lohnen, Patienten mit ansteckenden Krankheiten auf einige Zeit in solchen Räumen unterzubringen. Wer kann sagen, ob sich ihre Heilkraft nicht vielleicht ebenso groß erwiese wie die der bakterienfreien Luft von Davos, Heluan oder Lappland?”

174. Wie platzt eine Bombe?
    Quelle: Alexander Moszkowski , gleichnamiger Aufsatz in der Naturwissenschaftlichen Rundschau des »Tag« vom 28.6.1916. Z.
    „Man kann diese Frage im ersten Anlauf verschieden beantworten: sie platzt, wie sie will, regellos, nach Willkür des Zufalls, oder auch: sie unterliegt den

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