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Das Buch Der 1000 Wunder

Titel: Das Buch Der 1000 Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Artur Fuerst , Alexander Moszkowski
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gelungen, mit deren Hilfe er als Erster auf maschinellem Weg praktisch luftleere Räume herstellen konnte. Die damalige Gelehrtenwelt, die immer noch in dem alten klassischen Wahn vom
horror vacui
, in dem Glauben an die unbedingte Abneigung der Natur gegen den absolut leeren Raum befangen war und sich auch durch Torricellis Versuch mit der Barometerröhre davon nicht abbringen lassen wollte, glaubte nicht an die Körperlichkeit der Luft und ihre Fähigkeit, Druck ausüben zu können.
    Da veranstaltete Guericke im Jahre 1654 auf dem Reichstag zu Regensburg vor Kaiser Ferdinand III. seine berühmte sensationelle Vorführung. Zwei metallene Halbkugeln mit einem lichten Durchmesser von 2–3 Ellen wurden luftdicht aneinander gelegt und ausgepumpt. An jede Halbkugel wurden acht Pferde gespannt, und diesem Gespann von sechzehn Pferden gelang es nur mit aller Mühe, die Teile zu trennen. Als dieses geschah, ertönte ein furchtbarer Knall. Wenn man nachrechnet findet man, daß die Halbkugeln mit einem Druck von mehr als 6000 Kilogramm aufeinander gepreßt waren.
    Kaiser Ferdinand äußerte sieh mit höchster Begeisterung über den an Zauberei grenzenden Versuch, und von hier aus setzte sich allmählich eine richtige wissenschaftlich begründete Anschauung über das Wesen der Luft durch.
    Ganz luftleer sind Guerickes Halbkugeln, die heute im Deutschen Museum zu München aufbewahrt werden, freilich nicht gewesen. Denn auch heute können unsere besten Vakuumpumpen die Luft aus einem Gefäß nur so weit herausschaffen, daß sie immer noch einen Druck von 1 / 1 000 000 Atmosphäre ausübt. Dieser geringe Druck ist zwar auch mit dem allerfeinsten Manometer nur schätzungsweise zu bestimmen, aber von einem absoluten Vakuum ist man damit noch sehr weit entfernt. Denn jeder Kubikmillimeter eines so stark evakuierten Raums enthält immer noch 500 000 Millionen der kleinsten Luftteilchen, der Luftmoleküle.

193. Unsichtbare Gitter
    Der Feinmechaniker Nobert zu Greifswald fertigte im Jahre 1846 äußerst zarte Glasgitter zu Zwecken der Mikroskopie an. Mittels Mikrometern und Diamantspitzen wurden auf ebenen Glastafeln Systeme von Quadraten eingeritzt, so eng und fein, daß das freie Auge auf den Ebenen garnichts bemerkte. Auch bei mäßiger Vergrößerung erschien nur eine Trübung wie ein Nebelhauch. Erst bei stärkerer Vergrößerung löste sich dieser Nebel in korrekte Quadrate auf.
    270 Die Nobertschen Gitter waren in fortschreitender Skala angeordnet und dienten zur Prüfung der Mikroskope. Deren Güte und Leistungsfähigkeit ergab sich aus der Nummer der Gitterskala, die sie aufzulösen vermochten.
    Aber es blieben Gitter übrig, die noch bei Lebzeiten Noberts überhaupt jeder Vergrößerung trotzten und selbst unter den schärfsten Mikroskopen bei ihrer Nebelgestalt verharrten. Da mußte sich die Frage erheben: am Ende sind die allerfeinsten Nummern überhaupt keine Gitter, sondern wirklich nur Nebel?
    Vorerst gab es gar keine Möglichkeit, diese Frage anders zu beantworten als durch das Vertrauen auf Nobert und seine fabelhafte Technik. Allein bald darauf erlebte man in der Vergrößerungsoptik neue Vervollkommnungen, und den seither vorgeschrittenen Mikroskopen gelang es in der Tat, weitere Gitter als solche kenntlich zu machen und in Quadrate zu lösen.
    Hiernach vergegenwärtige man sich die Leistung Noberts, der seine Gläser so fein zu bearbeiten wußte, ohne dabei über die zureichende mikroskopische Kontrolle zu verfügen!
    Henry Rowland ist es neuerdings mit seiner vortrefflichen Teilmaschine gelungen, bis zu 800 Teilstriche auf ein Millimeter zu ziehen und große Flächen in dieser feinsten Weise zu teilen.
    Um etwas so Erstaunliches vollbringen zu können, muß man natürlich mechanische Vorrichtungen von ganz besonderer Genauigkeit zur Verfügung haben. Nicht die kleinste Unregelmäßigkeit darf bei der Teilung stören. Insbesondere ist, da der Furchenabstand ja immer ganz genau der gleiche sein muß, darauf zu achten, daß nicht durch Wärmeausdehnung Unregelmäßigkeiten bei der Arbeit vorkommen.
    Rowlands Maschine lief darum auch völlig selbsttätig in einem abgeschlossenen Raum. Wenn sie eingestellt war, wartete man mehrere Stunden mit dem Ingangsetzen, damit die Störung verschwände, die jedesmal durch die Wärmeausstrahlung vom Körper des bedienenden Menschen hervorgerufen wurde. Auch die Abstellung erfolgte von außen her. Aber leider kam es nur zu häufig vor, daß die ganze Arbeit der Maschine

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