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Das Buch Der 1000 Wunder

Titel: Das Buch Der 1000 Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Artur Fuerst , Alexander Moszkowski
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dann aber eine bleierne Müdigkeit, Kopfschmerzen und Schlaffheit, eine Art Seekrankheit oder richtiger Luftkrankheit, die auch ihren Tribut verlangte.
    Es kostete eine sehr bedeutende Überwindung, jetzt die notwendigsten Arbeiten zu tun, also vor allem den übermäßig schnellen Absturz des Ballons durch Sandwerfen zu verlangsamen, sich selbst aus den Pelzen herauszuwickeln, die Instrumente zu verpacken und dergleichen. Aber alles gelang; wir bekamen den Ballon vollkommen in unsere Gewalt und fuhren noch etwa zwei Stunden, bis 276 der Ballon ganz sanft auf ein abgeerntetes Feld aufsetzte. Wo wir waren, wußten wir vor der Landung nicht. Bis fast zu den größten Höhen hatten wir unsern Weg ziemlich genau verfolgt; wir waren durchschnittlich nach Süden bis Südsüdwest gefahren und mußten, wenn wir diese Richtung beibehielten, etwa bei Wittenberg über die Elbe kommen.
    Als wir aus der Ohnmacht erwachten, sahen wir eine ganz veränderte Landschaft; viel Wasser, besonders Seen waren zu erblicken, aber wir suchten vergebens die Elbe. Wie sich nachher herausstellte, waren wir, im Gegensatz zu der schwachen Luftströmung bis 8000 Meter, darüber plötzlich in einen stürmischen Westwind geraten, der uns in einer Stunde etwa 100 Kilometer nach Ost versetzte. Wir gelangten also infolge dieser Richtungsänderung der oberen Luftströmungen nicht an die Elbe, sondern nach dem Spreewald und landeten bei Briesen unweit von Kottbus.”
    Süring glaubt, daß die größte Höhe, die überhaupt in einem offenen Ballonkorb erreicht werden kann, trotz Sauerstoffatmung und aller sonstigen Vorkehrungen 12 000 Meter sein dürfte. Wer also den von den beiden deutschen Gelehrten bisher aufgestellten Höhenrekord wesentlich schlagen will, wird wohl eine luftdicht verschlossene Kammer an den Ballon hängen müssen, die nach Art einer Taucherglocke ausgebildet ist.

196. Kleinschrift
    Es sah aus wie ein Anhänger zur Uhrkette und war wohl auch als solcher gedacht; in einer Westentasche hätte er sich in seiner Winzigkeit verlieren können. Nichtsdestoweniger war es ein Buch und noch dazu ein Konversationslexikon. Eine Berliner Verlagsbuchhandlung hatte es vor einigen Jahrzehnten auf den Markt gebracht, nach Anwendung eines Verfahrens photographischer Verkleinerung.
    Enzyklopädische Vollständigkeit bot das Buch freilich nicht, aber doch etliche tausend Zeilen Text, der für Nachschlagefälle elementarer Art das allernötigste erklärte. Zur Lektüre war eine starke Lupe erforderlich und vorhanden; jedes Exemplar trug ein solches Vergrößerungsglas gebrauchsfertig in seinem kleinen Einbandtornister.
    Handschriftlich ist noch erstaunlicheres erzielt worden. Ein Schreiber, der seine Augen nicht schonte, hat es fertig gebracht, Schillers »Lied von der Glocke« ungekürzt auf eine Postkarte zu schreiben. Und ein Gefangener mit feinmechanischer Anlagen verwendete seine Mußestunden dazu, um das Vaterunser in allerfeinsten Buchstaben auf die Oberfläche eines Kirschkerns zu setzen.

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197. Eine PS-Phantasie
    Einige Voraussetzungen werden nötig sein, um sie auszuspinnen; aber diese Phantasie hat wenigstens einen ganz realen Untergrund, nämlich die Stärke der Dampfmaschinen auf einem Seefahrzeug von der »Imperator«-Klasse.
    Die Eigenkräfte eines solchen Meeresgiganten betragen 62 000 Pferdestärken.
    Wir setzen nun zunächst voraus, daß ein lebendes Pferd im Stande sei, eine PS zu leisten; in Wirklichkeit bleibt die lebendige Kreatur hinter dieser Anforderung zurück. Aber es handelt sich nur um einen Rechnungsmodus, und so ersehen wir, daß die Maschinen eines einzigen Dampfers dem Pferdebestand von 82 Kavallerieregimentern in kriegsmäßiger Stärke entsprechen.
    Wir vereinigen nunmehr diese Masse dem Volumen nach in einem Pferd. Hier setzt die Phantasie ein und zugleich die zweite Voraussetzung: daß die Muskelkräfte im selben Verhältnis ansteigen wie die kubischen Mengen. So gelangen wir zu einem Pferd von annähernd 80 Metern Länge, das im Stande wäre, bei geeignetem Einspann jenen Schiffskoloß mit einer Geschwindigkeit von 24 Knoten durch die Fluten zu ziehen.
    Dritte Voraussetzung: dieser Gaul sei ein Rennpferd und übertreffe seine Kollegen vom Turf an Schnelligkeit und Ausdauer wiederum in der angegebenen Proportion. Dann wäre der 62 000 PS-Riese imstande, seinen Reiter in 25 Minuten von Berlin bis Paris zu befördern.
    Gesetzt aber, dieses Idealpferd besäße den Sprungwillen und die Sprungfähigkeit eines

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