Das Buch Der 1000 Wunder
Flohs, der sich über das 200fache seiner eigenen Länge fortschnellt, so ergäbe das Sprünge, jeder einzelne so lang wie die Strecke vom Potsdamer Bahnhof in Berlin nach Wannsee. Gäbe es keine Widerstände durch Luft, Gebirgsmassen usw., so würde ein solcher Satz ausreichen, um das Pferd dem Zentralkörper Erde gegenüber in einen Planeten zu verwandeln.
198. Der atlantische Tunnel
In vorliegendem Buch wird seiner ganzen Anlage nach der Begriff der Möglichkeit bis an die weiteste Grenze abgesteckt; und so mußte sich auch hier die Frage erheben: ist der Tunnel vom Westufer Europas nach dem Ostgestade Amerikas, wie er in Kellermanns bekanntem Werk »Der Tunnel« romanhaft geschildert wird, in Zukunft zu erwarten?
278 Die technische Möglichkeit, aus dem Gesichtswinkel des Ingenieurs, soll nicht bestritten werden; auch über die Milliardenrechnung des Kostenanschlags wäre nach heutiger Auffassung allenfalls hinwegzukommen. Trotzdem liegt eine Schwierigkeit vor, die, planetarisch nach der Natur unseres Erdkörpers betrachtet, vorläufig als unüberwindlich erscheint.
Sie betrifft die Tiefe, in die der Tunnel gelegt werden müßte, weniger wegen der Wegkürzung als wegen des auszuhaltenden Wasserdrucks. Kellermann führt seinen Tunnel geradlinig, also in der Sehne zum betreffenden Erdbogen, und wir wollen annehmen, daß die hierdurch ermöglichte Tiefe ausreicht, um den Druck einer Wasserhöhe, die nach vorhandenen Messungen bis zu 8 Kilometern beträgt, wirklich zu ertragen.
Allein wie steht es nun mit dem Einfluß, den die Eigenwärme der Erde in solcher Tiefenlage ausübt? Jede geothermische Tiefenstufe beträgt im allgemeinen 30–35 Meter, d. h. auf je 100 Meter durchschnittlich erhöht sich die Wärme um drei Grad Celsius. Der Tunnel würde sonach gegen die Mittel seiner Längserstreckung in Temperaturen kommen, die über 5000 Grad hinausliegen, und die man als Sonnentemperaturen bezeichnen könnte. Daß diesen gegenüber kein Zugmaterial und keine Kühlvorrichtung standhalten könnten, darf ohne weiteres angenommen werden. Jeder zur Konstruktion erforderliche Stoff würde verbrennen, sich verflüssigen, verdampfen. Aber auch das Erdmaterial selbst wäre für den Ingenieur nicht mehr brauchbar; er käme an Gesteinsmassen in Schmelzfluß, an glutflüssige Laven, in denen der Begriff eines Tunnelbaus seinen Sinn verlieren müßte.
Hier wird man also doch wohl mit einer nicht zu überschreitenden Unmöglichkeit zu rechnen haben.
199. Die größte Glocke der Welt
Das gewaltigste Erzeugnis der Glockengießerkunst hat das traurige Schicksal ewig stumm zu bleiben. Die größte Glocke der Welt ist niemals geläutet worden und wird auch niemals ihren Klang erschallen lassen, da sie gesprungen ist.
Im Kreml zu Moskau steht vor der reich geschmückten Krönungskirche der Zaren der Iwan Welikij-Turm, der mit schönen Glocken ausgestattet ist. Als die größte von ihnen, der »Zar Kolokol« im Jahre 1735 hinaufgezogen werden sollte, fiel sie von dem untergestellten Holzgerüst herab und bohrte sich sechs Meter tief in die Erde. Diese geschoßähnliche Wirkung wurde dadurch möglich, daß die 279 Glocke das erhebliche Gewicht von 200 000 Kilogramm hat. Ein 11 000 Kilo schweres Stück sprang damals von dem unteren Teil der Glocke ab.
Nachdem sie ein Jahrhundert lang in ihrem selbst geschaffenen Grab gelegen hatte, wurde die Riesin auf Befehl des Zaren Nikolaus I. auf den Erdboden hinaufgeschafft und auf ein gemauertes Fundament gesetzt. Die Glocke ist acht Meter hoch und hat an ihrer breitesten Stelle einen Umfang von 20 Metern. In ihrem Innern können 25 Menschen Platz finden.
200. Ein Sonnenmotor
Quellen: »Der Siegeslauf der Technik«, herausgegeben von Geh. Regierungsrat Max Geitel , erster Band. Union, Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig. – Bruno H. Bürgel: »Aus fernen Welten«. Verlag Ullstein & Co., Berlin, Wien, 1910.
Unsere Dampfmaschinen heizen wir mit Kohlen. Kohle ist als pflanzliches Fossil nichts anderes als aufgespeichertes Sonnenlicht. Das Licht, das vor Jahrmillionen das Wachstum der Vorweltpflanzen verursachte, steht nun aus dem Schoß der Erde wieder auf und leistet uns in seiner Körper gewordenen Form Arbeit.
Aber wie gering ist die Ausnutzung der in der Kohle enthaltenen Energie! An der Treibachse der Dampfmaschine erhalten wir noch nicht einmal 1 / 5 der in der Kohle wirklich aufgespeicherten Arbeitskraft zu unserer Verwertung. Alles übrige geht glatt
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