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Das Buch Der 1000 Wunder

Titel: Das Buch Der 1000 Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Artur Fuerst , Alexander Moszkowski
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um gedeihen zu können. Der romantische Weg geht also weiter.
    Und es geschieht etwas Schreckliches.
    Im Innern der Finne beginnt es zu gären und zu wachsen. Es entstehen in ihrem Innern Tierchen von Schlauchform. Bald füllen sie die ganze 90 Mutterfinne aus und diese muß absterben. Es bleibt von ihr nichts als eine straff gespannte Haut übrig, welche die Kinder birgt. Aber auch in diesen regt es sich schon wieder. Auch ihnen wachsen in ihrem Innern Junge, kleinste Egellärvchen. Sie mehren sich und quellen, bis auch ihre Mutterwürmer tote Deckhaut sind. Diese Kleinen dritten Grads, die also schon die Urenkel des ursprünglichen Leberegels sind, besitzen an ihrem Kopfende einen Bohrstachel, mit dem sie alle deckenden Häute durchbohren und so zuerst in den Leib der bergenden Teichschnecke, dann sogar ins Wasser hinausgelangen können.
    Zunächst müssen sie hier drin nun warten. Aber eines schönen Tags gelangt das Wasser bei einer Überschwemmung auf eine Wiese. Da siedelt sich das Lärvchen schnell an eine Pflanze an, wirft sein Schwänzchen ab und entwickelt aus einer Drüse Schleim, der, rings herum trocknend, rasch eine Schutzhaut um das Tierchen bildet. So wohl umhegt, harrt es hier nun, bis ein Schaf kommt und die Pflanze frißt. Schnell wird dann die Galle des Schafs aufgesucht – Odysseus hat Ithaka erreicht, Schluß!

63. Die aufgefressene Mutter
    Quelle: Wilhelm Bölsche: »Das Liebesleben in der Natur«, erste Folge. Verlegt bei Eugen Diederichs, Leipzig, 1901.
    Vom Vater Kronos, der seine Kinder verschlingt, wissen wir aus der griechischen Mythologie. Daß aber auch das Umgekehrte vorkommen kann, in angenäherter Ähnlichkeit wenigstens, indem Kinder ihre eigene Mutter verzehren, das lehren uns Beobachtungen an dem im Schlamm lebenden Fadenwurm Rhabditis.
    Wenn die Eier der Rhabditismutter befruchtet sind, so entwickeln sie im Fruchthalter des Tiers richtige Junge. Diese schlüpfen aus den Eiern und sind so weit entwickelt, daß sie ganz gut sofort das Innere der Mutter verlassen und in den Schlamm hinauswimmeln könnten. Aber das tun sie nicht, sondern sie haben Furchtbares vor.
    Es sind ihrer nicht viele, höchstens vier; aber sie recken sich, werden immer umfangreicher, bis der Fruchthalter sie nicht mehr bergen kann, und seine Wände durchreißen. Und nun beginnen diese Rabenkinder zu fressen. Sie verzehren die Eingeweide der eigenen Mutter, fressen immer weiter, bis sie lieb Mütterlein gänzlich bis auf die Haut aufgezehrt haben. Diese hängt nur noch als leblose Hülle um ihre liebenswürdigen Sprößlinge, und nun endlich schlüpfen diese ins Freie aus.
    Ein Drama im Tierreich, wie man es sich grauenvoller kaum vorstellen kann!

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64. Der Bandwurm in der Perle
    Quelle: Dr. E. Carthaus , Aufsatz: »Die Perlen« in dem Werk »Die Wunder der Natur« Deutsches Verlagshaus Bong & Co., Berlin, Leipzig, Wien, Stuttgart, 1912.
    Eine Perlenschnur, die den Hals einer schönen Frau umschlingt – der köstlichste Schmuckgegenstand geschmiegt an das Geschöpf, welches wir als die höchste Leistung der schöpferischen Natur betrachten! Ein berückender Anblick! Aber da streckt die Wissenschaft eine rauhe Hand aus, rührt an die Perlen auf der rosigen Haut – und alle Schönheit ist verschwunden.
    Die Perle, die eine versteinerte Freudenträne aus dem Auge einer Göttin sein soll, sie ist in Wirklichkeit nichts anderes als der schreckliche Plagegeist einer armen, von Steinkrankheit befallenen Muschel. Wie der Mensch vom Gallen- oder Blasenstein gequält wird, so das Tier durch die Perle. Diese wird aus Kalksubstanz aufgebaut, die in allen Gefäßbahnen kreist und in feinsten Schichten aus dem Körper allmählich ausgeschieden wird. Den Anlaß dazu gibt eine Reizung der betreffenden Körperstelle durch Eindringen eines anorganischen Fremdkörpers oder – eines Eingeweidewurms, der, wie der Bandwurm beim Menschen, in den Eingeweiden der Muschel schmarotzt. Die Perle ist also trotz ihrer Schönheit eine pathologische Bildung, und die Muschel freut sich nicht, wenn sie sich Perlmutter fühlt.
    Da der Fremdkörper der Zentralpunkt für die Perlenerzeugung ist, so wird er von der sich bildenden Substanz umgeben und ruht eingeschlossen in ihrer Tiefe. Jede Perle birgt also in ihrem innersten Innern entweder ein Sandkörnchen oder den Schneckenbandwurm. Gerade das Vorhandensein eines solchen Mikroorganismus, der sehr zählebig zu sein scheint, erklärt eine außerordentlich seltsame Erscheinung.
    Die

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