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Das Buch Der 1000 Wunder

Titel: Das Buch Der 1000 Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Artur Fuerst , Alexander Moszkowski
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zusammenstellen wollte, so könnte man ein dickes Buch schreiben. Welche Dimensionen die Erfinderwut manchmal annahm, mag man daraus ersehen, daß die Pariser Akademie mit Arbeiten über angebliche Lösungen des Problems derartig bestürmt wurde, daß sie im Jahre 1775 einen Beschluß veröffentlichte, laut welchem sie künftig weder Lösungen des Problems der Quadratur des Kreises, noch auch solche des Perpetuum mobile mehr prüfen wollte.
    Zu den interessantesten Versuchen ein Perpetuum mobile zu bauen, gehört die Maschine des Dr. Johann Ernst Elias Orfyreus , der im Jahre 1680 zu Oberlaußnitz geboren wurde und 1745 starb. »Orfyreus führte sein Perpetuum mobile verschiedenen Kommissionen vor und ließ sich von diesen beglaubigte Atteste über die Wirkung seiner Maschine ausstellen. So bezeugten ihm unter dem 9. Oktober 1712 vierzehn angesehene Bürger von Gera (darunter der Stadtsuperintendent, der gräfliche Leib- und Stadtmedikus, der »Polygraph« Oswald Leupold, der hochfürstlich Sächsisch-Weißenfelssche Landbaumeister, Mathematikus und Ingenieur, »der das Werk examinieret«), daß die Maschine vom 6. Juni ab auf dem Nikolausberg in Herrn Richters Hause das erste Mal im »perfekten Lauff curieus zu schauen verfertiget« gewesen sei.
    Weitere Erfolge erzielte Orfyreus, als der Landgraf Karl von Hessen-Kassel ihm auf dem Lustschloß Weißenstein eine Wohnung anwies, ihn zum Kommerzienrat ernannte und unter die landgräflichen Diener aufnahm.
    Diese Maschine des Orfyreus wurde am 12. November 1717 in einem Zimmer des Schlosses Weißenstein aufgestellt und in Gang gesetzt. Das Zimmer wurde verschlossen, versiegelt und von außen mit einem Wachtposten besetzt. Am 26. November erschien der Landgraf, ließ das Zimmer öffnen und fand die Maschine, wie sie verlassen war, »in ebenso starkem Lauff«. Der Landgraf hielt die Maschine auf, setzte sie wieder in Gang und erschien dann erst wieder nach sechs Wochen, nämlich am 4. Januar 1718. Als man jetzt die Siegel von der 117 Tür des Gemaches entfernte, fand man das Perpetuum mobile wiederum in »seynem ununterbrochenen Lauffe einen Weg wie den anderen«.
    Am 27. Mai 1718 erteilte der Landgraf dem glücklichen Erfinder einen Schutzbrief, in welchem auch noch bezeugt wurde, daß mittels der Maschine mit Steinen gefüllte Kästen gehoben und ein Pochwerk und eine Messerschmiede betrieben seien. Die Einrichtung dieses
Perpetuum mobile Orfyreanum
ist niemals bekannt geworden; nur seinem Gönner, dem Landgrafen, hat Orfyreus einen Einblick in den inneren Mechanismus gewährt; jener hat aber, trotz späterer Zerwürfnisse, das Geheimnis gewissenhaft bewahrt.”
    Schon bald nach dem ersten Erscheinen der Maschine warnten Flugschriften vor dieser Erfindung und wiesen darauf hin, daß der Apparat wohl durch einen »Kniff« in Bewegung gehalten werden dürfte, was denn auch der Fall gewesen sein muß.

89. Der Hexenwahn
    Quelle: Dr. Hutten: »Das schwarze Schuldbuch«. Verlag für Volksaufklärung von Alfred Metzner, Berlin, 1910.
    Eine der furchtbarsten Geißeln der Menschheit ist der Hexenaberglaube gewesen.
    Nach glaubwürdigen Angaben sind im Mittelalter ungefähr 100 000 Frauen und Mädchen als Hexen verbrannt worden. In Spanien allein wurden nach Llorrente 34 650 Ketzer und Hexen lebendig verbrannt. Denkt man sich die von der spanischen Inquisition verbrauchten Feuerstöße aufeinander getürmt, so erhält man eine Holzsäule, welche die Höhe des Chimborasso wenigstens zehn Mal übertrifft.
    In der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts erst fanden die letzten Hexenhinrichtungen in Deutschland statt. Der siebzigjährigen Nonne Renate Singer aus Würzburg wurde 1749 nachgewiesen, daß sie schon als zwölfjähriges Mädchen einen Ehrensitz neben dem Thron des Satans eingenommen hätte. Sie wurde enthauptet und verbrannt. Als letztes Opfer des Hexenwahns in Deutschland folgte 1756 ein vierzehnjähriges Mädchen, das in Landshut in Bayern wegen einer »Wette mit dem Teufel« geköpft wurde.
    In der Schweiz wurde noch 1782 die Dienstmagd Anna Göldi als Hexe hingerichtet. In Spanien schloß dieses furchtbare Kapitel erst 1788 ab.
    Carpzov , kursächsischer Geheimrat und Professor der Rechte in Leipzig, der allein 20 000 Todesurteile gefällt hat, bespricht in seinem in der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts erschienenen Werk die zulässigen und empfehlenswerten Folterwerkzeuge, von denen er erwähnt: Daumschraube, spanische Stiefel, die 118 Elevation und Expansion, die

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