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Das Buch Der 1000 Wunder

Titel: Das Buch Der 1000 Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Artur Fuerst , Alexander Moszkowski
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sich die Köpfe über die allerseltsamsten Fragen zerbrochen, die ihnen bei der wörtlichen Auslegung der Bibel aufstießen. In dieser gewiß mehr wunderlichen als fruchtbaren Übung hatten sie treffliche Vorläufer bei den Juden, die ja auch die Autorität des Geschriebenen nicht gering einschätzten.
    Die Kasuisten der Israeliten konnten besonders an der Sabbathfeier ihren Scharfsinn nicht genug üben. So war es am Sabbath verboten, einen Knoten zu machen oder aufzulösen. Da diese Bestimmung aber viel zu allgemein schien, so wurde sie scharfsinnig eingeschränkt. Rabbi Meir sagt: »Wegen eines Knotens, den man mit der einen Hand lösen kann, ist man nicht schuldig. Ein Frauenzimmer darf den Schlitz ihres Hemds zuknüpfen, so auch die Bänder der Haube, die einer Leibbinde, die Riemen der Schuhe und Sandalen, Schläuche mit Wein und Öl, einen Topf mit Fleisch.« Das Schreiben am Sabbath war verboten, und wenn es auch nur zwei Buchstaben gewesen wären. Aber nicht ohne 122 Einschränkung: »Schreibt einer in dunkeln Flüssigkeiten, in Fruchtsaft, oder in Wegestaub, in Streusand oder überhaupt in etwas, worin die Schrift nicht bleibt, so ist er frei. Schreibt einer mit verkehrter Hand, mit dem Fuß, mit dem Mund, mit dem Ellenbogen . . . oder wenn jemand einen Buchstaben auf die Erde und einen an die Wand schreibt, oder auf zwei Wände des Hauses, oder auf zwei Blätter des Buchs, so daß sie nicht miteinander gelesen werden können, so ist er frei.«
    Scholastische Fragen sind etwa folgende: Steht oder liegt Gottvater? Kann er ein Kind schaffen ohne Vater, einen Berg ohne Tal? Tanzen die Engel Menuett oder Langaus? Wieviel Chöre der Engel gibt es? Wie sitzen sie, und was für Instrumente spielen sie? Ist das Wesen der Taufe das Wort oder das Wasser? Sicher doch das erste, denn sonst könnten ja Fische in der Taufe leben, und ein Esel, der Taufwasser säuft, ein getaufter Christ sein wollen.
    Auch Bücher über höchst seltsame Fragen sind bis in die jüngste Zeit hinein geschrieben worden.
    Ein Leipziger Rechtsgelehrter, Karl Friedrich Romanus, prüfte in seiner im Jahre 1703 gehaltenen Doktordisputation die Frage, ob wegen Gespenstern ein Mietsvertrag aufgehoben werden könne, mit außerordentlichem Aufwand von juristischer Gelehrsamkeit und Spitzfindigkeit.
    J. F. Gübling, Superintendent in Chemnitz, hinterließ zwei Dissertationen, die sich mit Untersuchungen über – den Bart der Götter beschäftigten: »Ob die Götter einen Bart gehabt haben« und »Über die Ursachen desselben Barts«. Beide Schriften erschienen im Jahre 1725.
    Plitt, weiland Senior des Ministerii zu Frankfurt am Main, gab in der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts eine Abhandlung über den Glauben der Kinder im Mutterleib heraus, und ein Pastor Niedner fand sich sogar bewogen, im Jahre 1815 ein Buch zu veröffentlichen unter dem Titel: »Einige Gedanken über die Frage: Warum hat unser hochgelobter Herr und Heiland, Jesus der Christus, nicht geheiratet?«

94. Topographie der Hölle
    Quelle: Dr. Max Kemmerich: »Kultur-Kuriosa«, erster Band. Verlag von Albert Langen, München.
    Im Jahr 1905 erschien in zweiter Auflage mit kirchlicher Approbation in Mainz ein Werk von Dr. Joseph Bautz , a. o. Professor der Theologie an der kgl. Universität zu Münster, »Die Hölle« betitelt. In diesem höchst gelehrten Buch sind eingehend Dasein, Ort und Dauer der Hölle ergründet.
    Bautz kommt zu dem Ergebnis, daß sie in dem Innern unserer Erde liegen 123 müsse. Es gibt vier unterirdische Räume, von denen die eigentliche Hölle am tiefsten liegt, während sich der »Schoß Abrahams« in höherer, würdigerer Lage befindet. Begründet wird diese Situation unter anderm damit, daß, wie es in der Bibel heißt, der reiche Prasser, der in der Hölle schmorte, seine Augen aufhob, um den Lazarus zu schauen. Der
limbus infantum
, die Zone für die ungetauft gestorbenen Kinder, liegt in der Nähe des
sinus Abrahae
, in einiger Entfernung von der eigentlichen Hölle und wird wie dieser von den Flammen nicht berührt. Das Fegefeuer aber befindet sich, wie Bautz aus mancherlei Angaben schließen zu müssen glaubt, wohl in unmittelbarer Nähe der Hölle, zumal eine solche Nachbarschaft »um so mehr zur Betrübnis, zur Verdemütigung und Läuterung der armen Seelen gereichen muß.«
    Der Schoß Abrahams ist zur Zeit unbewohnt. Nach der Auferstehung wird es auch das Fegefeuer sein. Daß die Hölle etwa zu klein für alle sündigen Seelen werden könnte,

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